Sieben

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7.10.2015

Selbstzweifel tanzten auf ihren Lippen, wie die trüben Wolken in ihren Augen.
Es regnete nicht mehr. Einzig und Allein der salzige Oktoberwind blieb uns.
Mika senkte ihren Blick und eine dunkle Locke fiel vor ihr verschlossenes Gesicht.
Ich nahm die lange Haarsträhne zwischen meine Finger und steckte sie ihr behutsam hinter das Ohr. Sie trug kleine silberne Stecker. Meine Hand verharrte lange auf ihrer kalten Wange, bevor Mika ihren Kopf langsam gegen meine Brust fallen ließ. Ich war zu überrascht um zu handeln. Sie drückte ihr Gesicht in mein Sweatshirt und klammerte sich um meine Taille. Sie suchte Halt. Mika suchte Halt bei mir.

Ich schloss meine Arme um ihren Hals und zog sie nun noch näher. Umarmte das Mädchen noch fester. Ich sah nicht, wie sich mein Sweatshirt vor Tränen dunkelblau salzig verfärbte, aber ich merkte es. Ich bemerkte, wie Mika weinte. Ihre Schultern bebten und ihren roten Mund verließen hohe erstickte Schluchzer Ich verbarg mein Gesicht in ihren Haaren und war still. Denn ich wusste, egal was ich sagen würde, es könnte sie nicht trösten. Ich musste einfach nur da sein und sie halten. Und das tat ich. Denn Ich war ihr Rettungsanker. Ihr Licht im Dunkeln. Vielleicht nur für unvorhersehbare Zeit. Aber ich war es.

Es interessierte uns nicht, das der Regen erneut vom Himmel fiel und uns durchnässte. Alles an uns triefte vor Nässe. Alles an uns war kalt. Aber es war egal. Denn ich hielt Mika und so sollte es auch immer bleiben.
Ich wusste nicht genau, wie lange wir uns nicht bewegten und unsere Umgebung ausblendeten. Wie viele Minuten wir hier auch standen, als Mika sich von mir löste, fühlte es sich falsch an. Es war falsch. Sie schaute mir in die Augen. Ihr Mascara war verschmiert und ihr Lippenstift gebröckelt. Der Schauer hatte sich gelegt und feiner Regen, wie gesiebt, schwebte vom Himmel. Man hörte das Wasser von den knorrigen dicken Bäumen tröpfeln. Es roch nach Regen. Frisch und kalt. Und Mika lächelte warm.

"Auf Wiedersehen."

Sie ging. Sie ging lächelnd davon. Sie ging lächelnd davon und ließ mich alleine. Ich war zu perplex um zu handeln. Der Regen hatte meinen Verstand mit weg geschwemmt und in einem dunklen Strudel verschwinden lassen. Ich wusste nicht wo oben und unten war. Ich hatte nur Augen für Mika, wie sie davon ging. Wahrscheinlich immer noch lächelnd. Sie trug den schwarzen Rock unserer Schuluniform. Den schwarzen Rock mit dem i Wappen am unteren Ende. Sie trug nie den Rock. Erneut viel mir auf, dass sie abgenommen hatte. Sie war nie dünn gewesen, aber auch nicht dick. Sie war der normale Durchschnitt. Aber vielleicht war genau das ihr Problem. Vielleicht war ihr Problem normal zu sein. Nichts besonderes halt.

Und vielleicht war das gerade auch kein Abschied, der an ein Wiedersehen gebunden war.
Vielleicht war das ein Lebewohl.
Mika hatte mir gerade Lebewohl gesagt.
Mika hatte es beendet.
Zu spät hatte ich es realisiert.
Ich tat alles zu spät.
Ich rannte. Ich rannte, so schnell ich konnte. Folgte ihr.
Aber sie war fort. Wie weggeweht.

*****

Das Mädchen lief zurück. Mit Tränen überströmtem Gesicht suchte sie ihn. Aber er war fort. Wie weggeweht.

Gabrielle Aplin - The power of love



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