Bis Morgen

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"Wieso das Tattoo?"

"Nichts ist für die Ewigkeit, aber ein Tattoo bleibt für immer. Es ist etwas persönliches, hat eine Bedeutung. Vielleicht ist es etwas an das man glaubt und immer wenn man aufhört zu glauben, dann kann man sich das Tattoo anschauen, denn das kann man nicht verlieren."

"Wie lange bist du noch in Köln?"

"Morgen und übermorgen, wobei ich übermorgen Nachmittag wieder nach Hause muss."

Der Mann will nicht, dass sie schon so früh gehen muss, weiß er doch, dass es ein Wiedersehen nie geben wird. Sie hat recht. Nichts ist für die Ewigkeit. Leider. Er will sie noch nicht gehen lassen. Sie zeigt ihm doch immer mehr, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, weshalb er sie immer mehr mag, je länger er in ihrer Nähe ist. Doch bald sind sie vor dem Hoten und damit trennen sich ihre Wege wieder. Er fragt sich, ob es ein Zufall war, dass sie sich begegnet sind. Das Hotel kommt in Sicht. Sie bleiben davor stehen und schauen sich tief in die Augen, denn die sind der Eingang zur Seele.

"Wie kommst du morgen nach Aachen", fragt er sie weiter aus, will noch nicht, dass sie jetzt geht.

"Mit der Bahn."

"Mit der Bahn? Du weißt aber schon, dass die direkte Bahnverbindung zwischen Köln und Aachen zur Zeit gesperrt ist, sodass man sehr oft umsteigen muss."

Mit großen Augen schüttelt sie den Kopf, wusste sie doch nichts davon.

"Ich kann dich auch dorthin fahren. Ich weiß, wo das Tattoostudio ist." In dem jungen Mann flackert Hoffnung auf, sie doch wiederzusehen.

"Das würdest du tun?"

"Klar."

Er weiß gar nicht, wie ihm geschieht, da hängt ihm Raven auch schon dankend um den Hals und flüstert ihm ein "Danke" ins Ohr. Schon im nächsten Moment steht sie an der Tür, die in die Lobby führt und schaut zu ihm. "Also morgen um elf hier?"

"Um elf", bestätigt er und sieht ihr zu, wie sie mit einem Lächeln auf den Lippen verschwindet. Er steht noch ein paar Minuten da, schaut auf die Stelle, wo sie verschwunden ist, ehe er sich auf den Heimweg macht, wo ihn bereits jemand erwartet.

***

"Wo bist du gewesen?"

"Zwischen Raum und Zeit", antwortet Thaddeus seinem Brudi, der ihm so viel bedeutet. Er ist nicht nur sein bester Freund, sondern auch sein Beuder von einer anderen Mutter. Mit ihm hat er schon so viel erlebt, sodass sich ein enges Band zwischen ihnen gebildet hat. Damals hatten sie zusammen viel auf YouTube gemacht, heute ist es Musik.

"Was soll das heißen?"

"Das kann ich nicht erklären."

Der junge Mann mit den blonden Haaren, die mal Dreads waren nickt nur, sieht zu wie Thaddeus in seinem Zimmer verschwindet. Er folgt ihm jedoch und lässt sich auf sein Bett fallen. "Treffen wir uns morgen wieder mit Lunes?"

Thaddeus schaut seinen Brudi an, weiß er doch, dass er Luna sehr mag. Aber morgen hat er schon etwas vor, daher muss er seinen Mitbewohner enttäuschen. "Ich bin morgen in Aachen."

"Was willst'n dort?"

"Ich fahre zum Tattoostudio."

"Machst du dir wieder ein neues?"

"Nein."

"Was ist los mit dir? Du bist so anders?"

"Ich bringe jemanden nach Aachen, okay?"

"Ah ja? Wen denn?"

"Ihr Name ist Raven. Sie will sich morgen ein neues Tattoo stechen lassen, wusste aber nichts von dem Bahnproblem, also habe ich ihr angeboten sie dorthin zu fahren."

"Mensch T. Du schwärmt ja richtig. Pass nur auf, dass du nicht gleich abhebst."

"Ardy!" Er grinst den blonden Mann und wirft ihm ein Kissen ins Gesicht, das dieser jedoch lässig fängt.

"Die musst du mir mal zeigen. Ich will doch wissen, wer meinem Brudi den Kopf verdreht." Mit diesen Worten verlässt der Blonde das Zimmer, lässt Thaddeus alleine zurück, der sich daran macht, sich auszuziehen, um schnell noch zu duschen. Das warme Wasser prasselt auf seinen Kopf, klärt ihn von all den wirren Gedanken, bis es sich anfühlt, als hätte er gar nichts mehr im Kopf. Mit einem frischen Gefühl fällt er ins Bett und starrt an die Decke, fragt sich, was Raven gerade macht, ob sie auch an ihn denkt oder bereits schläft. Aber auch sie liegt in ihrem Bett, wo sie an die Decke starrt. Ihre nassen Haare machen ihr Kissen leicht feucht, aber das stört sie weniger. Sie fragt sich, was dieser Mann an sich hat, das sie immer wieder an ihn denken lässt. Er geht ihr nicht mehr aus den Kopf, streift in ihren Gedanken herum, selbst nach dem Duschen. Ob er auch daran denkt, sie morgen abzuholen? Sie hofft es doch. Mit dieser Hoffnung im Herzen, schließt sie die Augen und schläft ein.

Und dann kam er. | TaddlWhere stories live. Discover now