Süßes Pärchen

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Es ist um zehn, als er die Augen aufreißt. Schnell springt er aus dem Bett, zieht sich an, da er nicht zu spät vor ihrem Hotel warten möchte. Er schaut noch mal in das Zimmer seines Mitbewohners, doch sein bester Freund schläft noch tief und fest. Er fragt sich, von was der Blonde wohl träumen mag. Er selbst hat von leuchtenden blauen Augen geträumt, in denen er Sterne sah.

Ohne etwas zu essen macht er sich schnell auf den Weg zum Auto, anschließend zu der jungen Frau mit den hellbraunen Haaren. Die bereits draußen steht, jedoch in die falsche Richtung schaut. Grinsend parkt er das Auto, um sie von hinten zu überraschen. Er stellt sich dicht hinter sie, ohne, dass sie etwas davon bemerkt. Der süße Duft ihrer Haare umhüllt ihn, entführt ihn.

"Wohin schaust du denn?", haucht er ihr ins Ohr, worauf sie vor Schrecken zusammenfährt einen Schritt nach vorne macht und dann herumwirbelt, um zu sehen, wer da hinter ihr steht. Ihr Herz schlägt höher, als sie in die Augen des Mannes von gestern schaut.

"Da bist du ja!", sagt sie erfreut, folgt ihm zum Auto.

"Schon aufgeregt?"

"Ich weiß nicht... Schon irgendwie. Es bleibt für immer, auch wenn es schief geht."

"Im Notfall kannst du es auch weglasern lassen", sagt Thaddeus euphorisch, schaut kurz weg von der Starke, um ihr aufmunternd zu zuzwinkern.

"Es bleibt aber eine Narbe zurück."

"Das wird schon. In dreißig Minuten dürften wir da sein."

Sie nickt nur, schaut durch das Fenster nach draußen, sieht zu wie die Landschaft an ihnen vorbei fliegt, sie Köln hinter sich lassen. Die Geschwindigkeit die sie drauf haben ist sehr schnell, dennoch fühlt sie sich langsamer, als sie gestern Nacht war. Sie ist aufgeregt, freut sich auf ihr neues Tattoo, doch sie hat auch Angst, die jedoch durch die Anwesenheit von dem jungen Mann neben ihr gedämpft wird.

Aachen kommt in Sicht und nur wenig später überqueren sie die Straße und betreten das Studio, wo sie freundlich begrüßt werden. Raven wird in ein ruhiges Zimmer geführt, in dem bereits alles zurechtgelegt ist. Sie setzt sich auf den Stuhl erklärt, wo das Tattoo hinsoll, zeigt das Motiv. Dann wird ihr Arm eingeschmiert und schon geht es los.

"Das wird jetzt ziemlich weh tun", warnt die Stecherin. "Würden Sie die Hand ihrer Freundin halten? Das dürfte sie beruhigen und ein wenig ablenken."

Thaddeus schaut in die großen Augen der Frau und nickt dann langsam. Er setzt sich neben sie und nimmt ihre Hand.

"Und jetzt, Schätzchen, schaust du nicht auf deinen Unterarm sondern in die Augen deines Freundes", gibt die andere Frau weitere Anweisungen, die Raven Folge leistet. Sie schaut Thaddeus an, der ihr ein ermutigendes Lächeln schenkt. Sie schreit nicht auf, als viele Nadeln immer wieder in ihr Fleisch eindringen, Tinte dort hinterlassen. Er sieht wie ihre Augen leicht glasig werden durch den Schmerz, also hält er ihre Hand fester, streicht sie sanft, schenkt ihr wieder ein aufmunterdes Lächeln. So sitzen sie eine Stunde da, bis es endlich vorbei ist. Die Tättoowiererin streicht die Wunde mit Schaum ein, reinigt sie, cremt sie ein und wickelt Folie darum, die erstmal drauf bleiben muss zum Schutz. Noch immer hält der Mann die Hand der Tättoowierten fest, als sie beide das Studio verlassen.

"Hast du Hunger?"

"Nicht so großen wie du", antwortet sie lächelnd, was ihn überrascht.

"Woher..."

Sie kichert. "Dein Magen knurrt so laut, als wäre ein Erdbeben in Anmarsch. Also komm. Eh du noch umfällst. Tragen kann ich dich nicht."

Er strahlt sie an. Er mag es, wenn sie kichert. Zusammen laufen sie zu einem kleinen Bäcker, in dem sie zusammen frühstücken und plaudern. Dann gehen sie noch einwenig durch die Stadt. Als sie an einem Eiscafé vorbeikommen, nimmt Thaddeus sie wieder an die Hand, hindert sie daran vorbeizulaufen und nickt in Richtung Café. Es braucht keine Worte, damit sie ihn versteht, also folgt sie ihm. Sie suchen sich einen gemütlichen Platz in einer Ecke, wo sie sich niederlassen. Es erscheint sofort eine Bedienung.

"Was darf es für sie beide sein?" Sie ist jung und mustert die beiden Gäste breit grinsend. Ihr Blick huscht immer wieder von dem einen zum anderen.

"Eine Eisschokolade bitte", sagt Thaddeus, woraufhin die Bedienung grinsend verschwindet, ohne auf die Bestellung von Raven zu warten.

"Darf ich dein Tattoo sehen?", fragt der junge Mann. Zögerlich legt sie den Arm auf den Tisch und streckt ihn ihm entgegen. Er schaut sie an, doch ihr Blick ist auf die Folie gerichtet, die er vorsichtig löst. Er schaut auf die Wunde stteicht sanft über das Tattoo.

Die Bedienung kommt nur wenig später zurück, in ihrer Hand eine riesige Eisschokolade mit zwei Trinkröhrchen. Sie grinst erneut breit, als sie die beiden wieder sieht. Sie stellt die Eisschokolade in der Mitte des Tisches ab, doch statt zu gehen bleibt sie stehen und schaut erneut zwischen den beiden hin und her. Raven fühlt sich dabei ziemlich unwohl, schaut unruhig umher.

"Verzeiht mir, dass ich das jetzt sage, aber ihr seid so ein süßes Pärchen!", platzt es aus der Kellnerin heraus, was die beiden jungen Menschen völlig sprachlos macht, woraufhin sie sie alleine lässt.

Ravens Blick fällt auf das Getränk, wie auch der von Thaddeus. Dann schauen sie sich an. Er lächelt sie ein wenig verschämt an, was sie erwiedert. Sie greift nach einem Röhrchen, wie auch er. Beide nehmen ihres in den Mund und schauen sich in die Augen. Sie muss kichern, obwohl es keinen driftigen Grund gibt. Er grinst. Zusammen trinken sie die Eisschokolade aus, plaudern ein wenig. Als sie fertig sind, bezahlt haben, gehen sie zum Auto, um nach Köln zurück zu fahren.

Als sie ankommen dämmert es bereits. Wie gestern, stehe die beiden vor dem Hotel. "Danke, dass du mich gefahren hast. Ich bin dir eigentlich etwas schuldig", mumelt sie, schaut auf den Boden, fühlt, dass der Abschied näher rückt.

Er greift nach ihrer Hand, woraufhin sie ihm in die Augen schaut. "Dann bleib heute Nacht bei mir", sagt der junge Mann, schaut mit flehendem Blick die junge Frau an, die es so schnell geschafft hat sein Herz zu erobern.

Und dann kam er. | TaddlWhere stories live. Discover now