Der Abschied rückt näher

894 85 5
                                    

"Hi, ich bin Ardian. Aber du kannst mich auch Ardy nennen." Er reicht ihr lächelnd die Hand, zwinkert ihr zu.

"Raven", sagt sie ebenfalls lächelnd.

"Das habe ich mir schon gedacht, weißt du T. hat-"

"Komm, ich zeig dir mein Zimmer", unterbricht Thaddeus Ardian und schiebt Raven vorsichtig in die Richtung, in der sein Zimmer liegt, wirft seinem Brudi noch einen warnenden Blick zu. Dieser grinst nur breit. "Viel Spaß euch."

"Dein Freund ist echt cool. Er hat fast so coole Tattoos wie du!", sagt Raven begeistert. Sie findet es aufregend bei zwei so faszinierenden Männern zu übernachten, weiß,  dass sie Thaddeus sehr vermissen wird. Eigentlich hatte sie nur vor vier Tage in Köln zu verbringen, shoppen gehen und nach Aachen zu fahren, um sich tättoowieren zu lassen. Und dann kam er. Einfachso trat er in ihr Leben, stellt alles auf den Kopf. Ihre ganze Welt.

"Wollen wir einen Film schauen?", fragt der junge Mann, geht zu seinem DVD-Regal.

"Gerne", sagt sie grinsend und kommt zu ihm, staunt über die große Auswahl. Sie entscheidet sich für die fünfte Staffel von Game of Throns, da sie diese noch nicht gesehen hat. Zusammen machen sie es sich auf seinem Bett bequem, nachdem sie etwas gegessen haben und sich beide ihren Schlafanzug angezogen haben. Chips essend schauen sie in den Fernsehr. Doch nach drei Episoden schläft die junge Frau neben dem Mann ein. Ihr Kopf sinkt auf seine Brust, wo er auch bis zum nächsten Morgen bleibt. Als sie die Augen öffnet hört sie das gleichmäßige Klopfen seines Herzen. Sie lächelt leicht, schmiegt sich noch ein wenig an ihn, will am liebsten für immer so liegen bleiben, bei ihm sein, weiß aber, dass das leider nicht möglich ist. Daher genießt sie jede einzelne Sekunde, so an ihn veschmiegt. Leider, kommt dann doch die Zeit, zu der Thaddeus die Augen öffnet. Sie tut so, als würde sie noch schlafen, sonst kommt sie sich dumm vor, wenn er bemerkt, dass sie wach ist, aber nicht von ihm runtergegangen ist. Als er sich leicht bewegt, nutzt sie die Möglichkeit, spielt ihr Erwachen vor, als wäre sie Dornröschen. Sie verrenkt fast ihren Hals, bei dem Versuch dem Mann in die Augen zu sehen.

"Habe ich dich geweckt? Das wollte ich nicht", sagt er sofort.

Sie lächelt sanft, beruhigend. "Nein, nein. Alles okay."

"Du siehst so schön aus, wenn du schläfst." Erschrocken über seine eigenen Worte schnappt er nach Luft, presst die Lippen aufeinander, um zu verhindern noch etwas unkontrolliertes zu sagen.

Die junge Frau lächelt ihn verlegen an, ehe sie sich zu Seite rollte, um aufzustehen. "Es ist schon um zwölf", stellt sie fest, ein trauriger Unterton schwingt in ihrer Stimme mit. In vier Stunden sitzt sie bereits im Zug auf den Weg nach Hause, hat Köln bereits hinter sich gelassen.

Thaddeus steht nun ebenfalls auf, nachdem er sie lange genug angestarrt hat, wie sie da stand, sich gestreckt hat, wobei ihr langes T-Shirt ein wenig hochgerutscht ist, sodass er einen Blick auf ihren Slip erhaschen konnte. Er will nicht, dass sie bald für immer weg ist, will, dass sie hier bleibt, bei ihm.

"Hey ihr zwei! Seid ihr schon wach?", ruft Ardian auf der anderen Seite der Tür.

Die Frau grinst sofort und öffnet die Tür, während sie antwortet. "Spätestens jetzt wären wir aufgewacht."

Ardian erwiedert augenblicklich das Grinsen, kann es sich nicht verkneifen seinen Blick nicht an ihr herabwandern zu lassen, was seinen Mitbewohner sehr verärgert und Eifersucht in ihm aufsteigen lässt. "Hast du Hunger?"

"Ja, klar."

"Ich hoffe du magst Eierkuchen am morgen."

"Klingt super!", freut sie sich.

Ardian und kochen? Ardy macht doch noch nicht einmal Brötchen zum Frühstück am morgen warm und jetzt aufeinmal, weiß er, wie Eierkuchen gehen!?, denkt sich Thaddeus leicht sauer, mustert seinen Brudi misstrauisch, doch als sich Raven zu ihm umdreht setzt er ein Lächeln auf, erstrecht, als sie fragt, ob er mitkommt. In ihrer Stimme schwang nämlich ein Fünkchen Hoffnung mit, was ihm glauben lässt, dass sie ihn auch mag. Gut, würde sie das nicht tun, hätte sie im Hotel die letzte Nacht verbracht.

Zu dritt essen sie die Eierkuchen auf, die Ardian nicht ganz alleine gemacht hat, sondern fertig gekauft hat, weshalb er sie nur noch erwärmen musste, doch selbst das ist für ihn eine Meisterleistung.

"Warst du gestern noch mit Lunes unterwegs?", fragt Thaddeus seinen Brudi, der sich daraufhin verschluckt.

"Ja, aber nicht allzu lange...", murmelt dieser.

Thaddeus nickt nur leicht. Damit tritt eine unbehagliche Stille ein, die keiner zu füllen weiß.

"Ist der Bahnhof von hier weit entfernt?", fragt Raven, spricht das Thema an, wovor Thaddeus sich fürchtet, weshalb er auch zusammenzuckt.

"Es geht. Wieso? Fährst du heute wieder?" Ardian weiß einfach gar nichts.

Die junge Frau mit den braunen Haaren nickt nur zur Antwort, da sich ihre Kehle zu schnürt, sie kein Wort mehr rausbekommt.

"So weit weg ist er nicht. Wir können dich ja dorthin bringen, wenn du willst. Musst nur sagen, wann du los musst."

"Mein-", sie unterbricht sich selbst, räuspert sich, da ihre Stimme viel zu kratzig klang. "Mein Zug fährt 15.30 Uhr."



Und dann kam er. | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt