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"D-Das kannst du doch nicht Ernst meinen oder?" Erschrocken starrte ich von dem Helm in meiner Hand zu der Maschine und dann wieder zu James, der sich in eben diesem Moment einen ähnlichen Helm auf den Kopf setzte, wie den den ich in den Händen hielt. "Doch na klar. Komm schon dir wird nichts passieren ich verspreche es. Du musst dich einfach nur hinter mich setzen und dich an mir festhalten. Glaub mir Motorrad fahren macht wirklich Spaß, wenn man sich einmal getraut hat." Ich schluckte hart, ehe ich mir den Helm aufsetzte. Ich konnte schließlich nicht immer ein Angsthase bleiben und um ehrlich zu sein wollte ich mich auch nicht vor James blamieren indem ich mich weigerte. Vermutlich war das auch der Hauptgrund, warum ich mich eine Minute später hinter ihm sitzend wiederfand und mich direkt wie ein Irrer an ihm festklammerte, als er vom Schulparkplatz fuhr.

Die Augen fest zusammen gepresst und meinen Kopf, ebenso wie den Rest meines Körpers so nahe wie möglich an James gepresst überstand ich letztendlich die kurze Fahrt bis zu seinem Haus, sprang jedoch sobald wir standen direkt mit zitternden Beinen von dem Ding und sackte auf dem Weg zusammen. "Oh man Alex ist alles okay?" Ich nickte zittrig, und versuchte mir mit bebenden Fingern den Helm vom Kopf zu ziehen. "Warte lass mich das machen.", kam mir James direkt zu Hilfe und löste vorsichtig den Verschluss, ehe er mir den Helm über den Kopf zog. "Es tut mir leid, ich hätte wissen müssen das das nichts für dich ist." Schuldbewusst kniete er vor mir, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Woher hättest du das denn wissen sollen? Wir kennen uns überhaupt nicht." Kurz blickte ich ihm in die Augen, doch konnte nicht anders als direkt wieder zu Boden zu schauen als ich seinen intensiven Blick sah. "Und genau das werden wir noch ändern." Mit einem Finger hob er mein Kinn wieder an, sodass ich gezwungen war ihm ins Gesicht zu gucken. "Es gibt keinen Grund schüchtern zu sein. Deine Augen sind übrigens wunderschön, du kannst sie ruhig oben lassen." Ich errötete bei seinen Worten und wollte meinen Kopf wieder senken, doch er zwang mich ihn oben zu lassen. "Versteck dich nicht." flüsterte er, ließ mein Kinn los und stellte sich hin. "Kommst du?" Ich ergriff die Hand, die er mir hinhielt und ließ mir hoch helfen. Statt meine Hand los zu lassen, verschränkte er jedoch unsere Finger wieder miteinander und zog mich zu dem großen Haus vor uns. Es war normal das wir Händchen hielten nicht wahr? Oder nicht?

Sobald wir durch die Tür traten wurden wir von Musik und einer Stimme begrüßt, die nach James rief und fragte ob er es war. "Ja Mum, ich bins. Ich hab noch jemanden mitgebracht." Er zog mich in die Küche, wo eine attraktive Frau, vermutlich in den 40ern grade mit einer Packung Mehl hantierte, sich aber umdrehte, als sie die Stimme ihres Sohnes vernahm. "Na wenn das mal nicht überraschend kommt. Wer bist du denn mein süßer hmh?" Liebevoll blickte sie zu mir, was mich um ehrlich zu sein ziemlich aus dem Konzept brachte, sodass ich nur ein leises "Alex" raus bekam, doch schien sie das nicht im geringsten zu stören, denn im nächsten Moment hatte sie mich schon an sich gedrückt. "Willkommen Alex, ich bin Trisha." Zu überrascht um die Umarmung zu erwidern stand ich da, bis sie sich lächelnd von mir löste. James räusperte sich und griff wieder nach meiner Hand. "Wir sind oben Mum." Trisha lächelte uns noch einmal zu, bevor James mich die Treppe hochzog. "Tut mir leid sie ist immer so." Entschuldigend sah er mich an und führte mich in eines der Zimmer. "Schon okay.", erwiderte ich leise und sah mich im Raum um. Er war ziemlich schlicht gehalten. Weiße Wände ohne Bilder, ein großes weißes Bett, ein dunkler Schrank und ein ebenfalls dunkler Schreibtisch. Mehr nicht, bis auf den weinroten Teppich auf dem Boden. "Ziemlich... äähm...leer." Sagte ich leise und er kicherte. "ja ich hatte noch nicht so viele Möglichkeiten mich um Deko und so zu kümmern seit ich hier bin." Ich nickte und sah zu wie er sich auf dem Bett nieder ließ und mich abwartend ansah. Ich hatte um ehrlich zu sein keine Ahnung was er von mir wollte, doch scheinbar sollte ich mich neben ihn setzen, denn er klopfte erwartungsvoll neben sich. Langsam ging ich zu ihm und setzte mich in einigem Abstand neben ihn, möglichst ohne die ordentlichen Laken zu zerknittern. James seufzte. "Fühl dich wie zuhause ja? Hab keine Angst irgendwas unordentlich oder falsch zu machen und entspann dich. Wenn du weiterhin so steif bist wird das nur für uns beide unangenehm."

Langsam nickte ich, ehe ich ganz aufs Bett rutschte und mich im Schneidersitz James gegenüber setze. "Schon besser.", grinste dieser, kramte einen Laptop unter dem Bett hervor und rutschte dann zu mir, sodass er neben mir lag. Zerstreut griff ich nach meiner Tasche um einen Block und Stifte für Notizen rauszuholen, während er bereits den ersten Begriff eintippte. >Sexualität< "Am besten wir fangen erstmal mit der Begriffserklärung an sich an und kümmern uns dann um die unterschiedlichen Punkte wie Homosexualität, Transgender und so. Machst du Notizen? Dann können wir das nachher alles auf ne Powerpoint überragen." Ohne ihn anzusehen nickte ich und begann die einzelnen Punkte, die uns wichtig erschienen aufzuschreiben. Wir arbeiteten bestimmt zwei Stunden durchgängig, in denen wir uns immer wieder durch Zufall berührten und jedes Mal wieder lösten diese kleinen Berührungen leichte Wellen von Hitze in mir aus. Je länger wir arbeiteten, desto mehr hing mein Gedanke an dem einem Begriff fest, der bei unserem Thema ein nicht kleiner Teil war. Homosexualität. Wenn man sich zu dem gleichen Geschlecht hingezogen fühlt. Wenn ein Junge einen Jungen liebte und ein Mädchen ein anderes Mädchen. War es das was immer dieses kribbeln auslöste? Fühlte ich mich zu James hingezogen? War ich schwul? Marie hatte immer gemeint, wenn man verliebt war würde man die Nähe dieser Person suchen, würde der Körper in Flammen stehen sobald sie dich berührt und dein ganzer Körper würde kribbeln bei dem Gedanken daran. Wenn das Liebe war, konnte ich mir aber sicher sein, dass ich James nicht liebte. Dieses kleine kribbeln war nichts zu der Beschreibung des Feuerwerks im Inneren und hatte sicher nichts zu bedeuten. Außerdem kannte ich ihn doch auch erst seid ein paar Stunden, so schnell konnte man sich doch gar nicht verlieben oder?

Kopfschüttelnd widmete ich mich wieder dem Text vor mir. Solche Gedanken sollte ich nicht haben. Nicht jetzt. Nicht hier. Und erst recht nicht wegen des attraktiven Jungen welcher mir in diesem Moment mit seinen blauen Augen tief in meine blickte.

Feels like dancing (boyxboy)     #Brilliants2018Donde viven las historias. Descúbrelo ahora