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Am nächsten Tag, gingen wir erneut nach der Schule zu James um an dem Vortrag weiter zu arbeiten. Meine Laune war mehr als nur gut, denn mir seine Worte von gestern zu Herzen nehmend hatte ich mich tatsächlich dazu überwunden mit anderen zu sprechen. Zwar nur "Hi" und "Tschüss", aber immerhin und wie prophezeit waren die meisten meiner Mitschüler zwar überrascht, schenkten mir aber dennoch ein ehrliches Lächeln als sie diese kleine Geste zur Kenntnis nahmen. Trotzdem musste ich zugeben das mir schon diese kleinen Wörter nicht besonders einfach gefallen waren. James war der einzige mit dem ich richtig redete. Ich vertraute ihm irgendwie und ich war froh mich ihm anvertraut zu haben. Tatsächlich brachte er mich im laufe des Tages sogar das ein oder andere Mal zum lachen, was ihm jedes Mal wieder ein stolzes Lächeln auf seine schönen Gesichtszüge zauberte. Jede Pause hatte er mir in meiner Ecke Gesellschaft geleistet und ich fühlte mich gut, bei dem Gedanken daran das er mich den anderen vorzog. "Ey nicht träumen." Ein Ellenbogen traf mich in die Seite und mir entwich ein unmännliches quietschen. Erschrocken und beschämt gleichermaßen schlug ich mir die Hand vor den Mund und spürte wie meine Wangen heiß wurden. James kugelte sich währenddessen vor lachen auf dem Bett und ich konnte nicht anders als bei seinem Anblick zu grinsen. In einem Anflug von Mut, schnappte ich mir das Kissen, welches neben mir lag und pfefferte es auf sein Gesicht. Immer noch leicht lachend, jedoch nun mit einem mir unbekanntem Funkeln in den Augen setzte er sich auf. "Hast du mich grade mit dem Kissen abgeworfen." Gespielt runzelte er die Stirn während er mich ansah. Mit bemüht unschuldigem Blick, sah ich zurück, direkt in seine Augen, ehe ich antwortete. "Ich? Wie kommst du denn darauf?" Sobald ich endete schlüpfte ein kichern aus meinem Mund und gab ihm damit den Startschuss sich auf mich zu stürzen. Lachend sprang ich auf, ihm im vorbeirennen noch ein weiteres Kissen an den Kopf werfend, doch trotz dessen kam ich nicht besonders weit, ehe er mich an der Hüfte zu fassen bekam, hochhob und wieder aufs Bett warf. Wieder quietschte ich und damit ich nicht flüchten konnte, ließ sich James kurzerhand auf meiner Hüfte nieder. Er lächelte hinterlistig, als er meine Handgelenke packte, sie mit einer Hand über meinem Kopf festpinnte und mit der anderen meine Seite hinab fuhr. Er würde doch nicht... Ich brach in schallendes Gelächter aus, als er begann mich zu kitzeln und versuchte mich unter ihm raus zu winden, doch er ließ erst locker als mir die Luft ausging und ich keuchend unter ihm lag. Als ich wieder etwas zu Atem gekommen war, öffnete ich die Augen und sah mich James Gesicht nur um wenige Zentimeter gegenüber. Er war immer noch über mich gelehnt, da er weiterhin meine Handgelenke fixierte und für einen Moment schauten wir uns einfach in die Augen. Wieder überkam mich dieses drängende Gefühl seine Lippen auf meinen zu spüren und ich merkte wie auch James immer näher kam, doch wie das letzte Mal zog er sich im letzten Moment wieder zurück und ließ von mir ab. Frustriert knurrte ich leise und setzte mich ebenfalls auf, sodass ich James ein weiteres Mal gegenüber saß. Mit großen Augen betrachtete er mich und ich bildete mir ein die selbe Sehnsucht, wie ich sie spürte in ihnen zu erkennen, was letztendlich auch der Grund für meine nächsten Worte war. "Meinst .. Meinst du ich dürfte mal was ausprobieren?" Meine Schüchternheit war momentan völlig vergessen, auch wenn man meiner leisen Stimme die Nervosität anhören konnte. Unsicher nickte James und in seinen Augen zeichnete sich die Überraschung ab, als ich mich nach vorne lehnte, meine Hand auf seiner Wange platzierte und meine Lippen sachte auf seine drückte. Wie von selbst schlossen sich unsere Augen und langsam begannen wir unsere Lippen gegeneinander zu bewegen. Das Gefühl, welches die Berührung in mir auslöste war unbeschreiblich. Eine Mischung aus Feuerwerk und Flammenmeer wütete in meinem Innern und es war mit Abstand das beste und gleichzeitig das schrecklichste, was ich je erlebt hatte. Ich sollte sowas nicht fühlen. Aber ich wollte es. Nein! Das war nicht normal. Das sollte nicht sein. Ruckartig löste ich mich von James. Mit geweiteten Augen sah ich ihn an. Was hatte ich mir dabei nur gedacht? Ich hätte mich dem nie so hingeben dürfen. Verdammt. Ich sprang auf, schnappte meine Tasche und flüchtete. Den traurigen Ausdruck in James' Gesicht und seine zittrige Stimme die mir nach rief im Kopf rannte ich im gehen die Schuhe anziehend aus dem Haus und Richtung Tanzstudio. Ich musste mich dringend abreagieren. Ich hatte James geküsst. Meinen ersten Kuss. Es hatte mir gefallen, ja wie es mir gefallen hatte, doch ich konnte damit nicht umgehen. Ich wusste nicht einmal warum ich grade weg gerannt war, schließlich war es meine Schuld gewesen, dass der Kuss überhaupt passiert ist und ich wusste das ich James mit meiner Reaktion verletzt hatte, auch wenn ihm der Kuss vermutlich nichts bedeutet hatte. Wenn er mich darauf ansprechen sollte, warum ich das getan habe, würde ich sagen das mir der Kuss leid tut und nicht relevant war. Egal wie sehr es gelogen war, aber vielleicht könnten wir so Freunde bleiben und ich würde nicht gleich wieder eine Person verlieren die mir wichtig war. Sobald ich in der Tanzschule angekommen war, fragte ich nach einem freien Raum und zog mich mit den Ersatzsachen um, die ich immer vorsorglich in dem Gebäude deponiert hatte. Zu meinem Glück hatte ich meine Musikbox immer einstecken und fing somit direkt an. Ich tanzte bis mir der Schweiß in Strömen lief und meine Muskeln schmerzten, meine Lungen nach Sauerstoff schrien und sich nach und nach alle anderen Leute auf den Heimweg machten. Als ich kurz nach 20 Uhr völlig fertig mit mir und der Welt das Studio wieder verließ konnte ich mit bitterem Stolz sagen, dass ich meine Gedanken an den Vormittag erfolgreich verdrängt hatte. Sobald ich jedoch frisch geduscht ins Bett fiel und die Augen schloss, war mir das Bild von James' enttäuschtem Blick und dem Gefühl seiner Lippen auf meinen sofort wieder präsent und begleitete mich in einen erschöpften Schlaf.

Feels like dancing (boyxboy)     #Brilliants2018Where stories live. Discover now