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Langsam stieß James sich von der Wand ab und lief zu mir. Immer noch erstarrt verharrte ich in meiner Position auf dem Boden und beobachtete ihn. Als er direkt vor mir war ließ er sich ebenfalls auf die Knie fallen und legte eine Hand aufmeine Wange. Sein Kopf kam meinem immer näher und meine Atmung beschleunigte sich. Mein Körper schien in Flammen zu stehen und mein Herz pochte wie wild, als sein Gesicht nur noch Zentimeter von meinem entfernt war. Wie gebannt starrte ich ihm mit vor Überraschung geweiteten Augen in seine und als ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte breitete sich Gänsehaut auf meinem Körper aus. „Das war unglaublich.", hauchte er und seine Stimme ließ mich erzittern. „So unglaublich." Kurz bevor seine Lippen auf meine trafen veränderte sich jedoch irgendwas in seinem Blick und er wich zurück. Die Luft, die ich schon wieder angehalten hatte, stieß ich nun ruckartig wieder aus und meine Wangen färbten sich in dunklem rot. Warum hatte mein Körper so auf ihn reagiert? Warum hatte ich gewollt, dass er auch die letzte Distanz überwand und ich seine Lippen auf meinen spüren konnte? Noch nie hatte ich so etwas gewollt. Noch nie hatte ich so etwas in der Art überhaupt verspürt,doch er hatte aufgehört. Vermutlich war ihm klar geworden das es nur ich war. Nur Alex, niemand besonderes. Traurig und verwirrt starrte ich auf den Boden vor mir, doch ich wollte nicht das er sah, wie sehr es mich mitnahm das er mich nicht küssen wollte und räusperte mich.„Was machst du überhaupt hier?" Meine Stimme klang dünn, nicht fest wie ich es mir erhofft hatte und innerlich schlug ich mich grade dafür. „Meiner Tante gehört die Tanzschule und ich soll heute abschließen, weil sie noch einen Termin hat." Zu meinem erstaunen klang auch seine Stimme ein wenig angeschlagen. „Du tanzt toll.Warum hast du mir nicht gesagt was du machst?" Den Blick immer noch gesenkt spielte ich mit meinen Fingern. „Weil es niemand außerhalb meiner Familie weiß." „Niemand?" seine Stimme klang erstaunt.„Das sieht aber so aus als würdest du das schon ziemlich lange machen, wie kommts das niemand davon weiß?" „Könnte daran liegen das sich niemand für mich interessiert und wenn geht es denjenigen nichts an. Ich tanze seit 6 Jahren und es bedeutet mir alles. Jedes Mal bleibe ich länger um für mich alleine tanzen zu können, auch wenn es mit Luna und den anderen natürlich auch Spaß macht, aber wenn ich tanze kann ich abschalten und es ist die einzige Zeit wo ich nicht schüchtern bin oder mich alleine fühle." Ich weiß nicht warum diese Worte meinen Mund verlassen, doch es fühlt sich irgendwie gut an, ehrlich mit jemandem zu sprechen. „Weißt du irgendwann würde ich gerne professionell tanzen. Es wäre mein Traum Tanz zu studieren und vielleicht irgendwann mal zu den guten zugehören. Sich nicht mehr vor der Welt verstecken zu müssen und nur im Tanzen frei zu sein weil tanzen meine Welt ist." Zögerlich blicke ich zu James um seine Reaktion zu sehen. Er ist der erste dem ich von meinem Traum erzählt habe. Von meinem Gefühl alleine zu sein und was tanzen für mich bedeutet. Meine Mutter denkt es wäre einfach ein Hobby und meine Schwester versteht das sowieso noch nicht. James lächelt und hebt wieder eine Hand um mir eine Haarsträhne hinters Ohr zu streichen, welche mir ins Gesicht gefallen ist, doch statt die Hand wieder wegzuziehen, streicht er mir über die Wange und fährt dann meinen Arm hinab bis zu meiner Hand,welche er in seine nimmt. „Erstmal gibt es für dich überhaupt keinen Grund schüchtern zu sein. Zumindest nicht in meiner Gegenwart. Du bist ein unglaublich toller Tänzer und eine wundervolle Person, sodass ich mir sicher bin, dass du alles schaffen wirst was du dir erträumst. Du hast so ein unglaubliches Talent das es gar nicht anders geht. Versteck dich nicht wenn du in der echten Welt bist, denn dann wirst du merken das du nicht alleine bist.Zumindest nicht mehr. Du hast mich und ich bin mir sicher jeder würde mit dir befreundet sein wollen wenn sie wüssten wer du wirklich bist. Und es stimmt nicht das sich niemand für dich interessiert Alex. Jeder tut das, doch du siehst es nicht. ICH interessiere mich für dich. Mehr als du dir vorstellen kannst."

Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, doch scheinbar reichte ihm mein Lächeln und wie ich seine Hand umklammerte, denn er lächelte ebenfalls und stand auf. Dadurch das keiner von uns beiden die Hand des anderen losließ, zog er mich mit hoch sodass wir und gegenüber standen und ohne groß nachzudenken schlang ich meine Arme um seinen Körper und drückte ihn an mich. „Ich danke dir." „Nichts zu danken." Er schlang ebenfalls seine Arme um mich uns so verharrten wir für ein paar Minuten bis wir uns lösten. Plötzlich wieder schüchtern lächelte ich ihn an und wand meinen Blick wieder auf den Boden, doch James drückte mein Kinn wieder hoch. „Nicht. Soll ich dich noch nach Hause fahren?"  Ein innerer Drang zwang mich quasi dazu zu nicken und er grinste, ließ mein Kinn los und lief zur Tür. „Pack du mal deine Sachen zusammen, ich schließ derweil die restlichen Räume ab.Bin gleich wieder da."

       

Mit einem wohligem Gefühl im Bauch sammelte ich meine Flasche, Musikbox und den Ipod ein und verstaute alles in meiner Tasche. Mir durch die Haare fahrend sah ich mich um,ob ich noch irgendwas vergessen hatte und merkte erst dann, wie durchgeschwitzt ich überhaupt war. Wie hatte James mich nur umarmen können? Okay vielleicht hatte ich angefangen, aber er hatte ja erwidert. Grade als ich den Raum verließ und die Tür hinter mir zuzog, bog James wieder um die Ecke in den Gang, in dem sich mein Trainingsraum befand, schloss schnell ab und wir liefen zusammen zu seinem Auto. Wie auch gestern hielt er mir die Tür auf, doch diesmal mochte ich die Geste und ließ mich auf den Sitz fallen. Die Fahrt bis zu mir dauerte wieder nur einige Minuten, die wir schweigend dem Radio zuhörten. Kein angespanntes Schweigen. Eher ein friedliches.Als wir vor meinem Haus zum stehen kamen und ich mich zu ihm drehte um mich zu bedanken und zu verabschieden griff er wieder nach meiner Hand. Wie auch gestern führte er sie zu seinen Lippen und ich schluckte. Zu sehr genoss ich das Gefühl seiner Lippen auf meiner Haut, als das ich die Hand wegziehen könnte und wieder überkam mich der Gedanke, genau diese Lippen auf meinen spüren zu wollen. "Bis morgen.", hauchte er gegen meine Haut und ich schaffte es noch ein gebrochenes "Bis morgen" raus zu bringen, ehe er sich von mir löste und ich ausstieg. Bevor ich die Tür schloss warf ich ihm noch ein Lächeln, gepaart mit einem "Danke" zu und drehte mich dann um, ohne auf eine Erwiderung zu warten oder noch einmal zurück zu blicken.

Feels like dancing (boyxboy)     #Brilliants2018Where stories live. Discover now