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Die Intensität seines Blickes fesselte mich und ich schaffte es nicht mich zu lösen, doch ein Klingeln zerstörte den Moment und ich brauchte kurz um zu merken, dass es mein Handy war, welches uns bei was auch immer wir da grade getan hatten unterbrochen hatte. Immer noch durcheinander von der Situation, griff ich in meine Hosentasche und zog mein Handy hervor. Meine Mutter. Ohh shit, ich hatte ihr gar nichts von dem Referat gesagt. "Hey Mom, tut mir leid ich bin noch bei nem Klassenkameraden wegen nem Referat und hab vergessen Bescheid zu sagen.", plapperte ich mit einem schlechten Gewissen los, sobald ich abgenommen hatte. "Hey Schatz, beruhig dich ist doch alles okay, aber würdest du dann bitte so langsam nach Hause kommen? Ich muss in einer dreiviertel Stunde los zu einem Meeting und du hattest versprochen für diese Zeit auf Rose aufzupassen." Verärgert klatschte ich mir die Hand an die Stirn. Wie konnte ich das nur vergessen? "Klar Mom, ich mach mich direkt auf den Weg." "Danke Schatz. Bis gleich." Ich murmelte ebenfalls eine Verabschiedung und war schon dabei meine Sachen zusammen zu suchen und anschließend zur Tür zu stolpern als sich eine Hand auf meine Schulter legte und mich zusammen zucken ließ. Verdammt an James hatte ich grade gar nicht mehr gedacht.

"Du willst doch jetzt nicht einfach so abhauen ohne dich zu verabschieden oder? Komm ich bring dich noch nach Hause, dann bist du schneller." Entgeistert sah ich ihn an. Er glaubte doch nicht echt das ich nochmal auf sein Motorrad steigen würde oder? Als er meinen Blick bemerkte kicherte er. "Keine Sorge, wir nehmen das Auto meiner Mutter." Wieder einmal griff er nach meiner Hand und zog mich die Treppe runter zur Tür, wo er mich los ließ, damit wir uns die Schuhe anziehen konnten. Im vorbeigehen rief er seiner Mutter noch zu, dass er vorhatte mich mit ihrem Auto nach Hause zu fahren und ohne auf eine Erwiderung zu warten schnappte er sich den Schlüssel und lief, mich im Schlepptau, nach draußen. Er führte mich zu einem silbernen Wagen und hielt mir nach dem öffnen die Tür auf. Ein wenig wunderte ich mich über die Geste und stieg, den Kopf gesenkt mit einem genuscheltem "danke" ein. James schloss die Tür und umrundete das Auto um sich nur einige Sekunden später auf dem Beifahrersitz nieder zu lassen. "Okay, du musst mir aber sagen wo ich lang muss, wie gesagt ich kenn mich hier noch nicht besonders gut aus." Ich nickte und dirigierte ihn bis zu meinem Haus, welches keine 10 Minuten entfernt war. Grade als ich mich bedankte und aussteigen wollte hielt er mich zurück, nahm meine Hand und führte sie zu seinem Mund. Seine weichen Lippen drückten sich auf meine Haut. Meine Hand begann zu kribbeln und meine Wangen wurden heiß. Als er sich mit einem Funkeln in den Augen löste, raunte er ein leises "Ich bin froh, dich getroffen zu haben." und wieder mal total durcheinander stieg ich aus dem Auto und sah James nach wie er davon fuhr.

Nachdenklich machte ich mich auf den Weg nach drinnen. James war der erste seit langem mit dem ich geredet habe, wenn auch nicht viel, aber irgendwie war es anders als normal. Viel Zeit zum grübeln blieb mir nicht, denn sobald ich die Tür aufschloss kam mir schon mein kleiner Wirbelwind entgegen und warf sich auf mich. Kichernd drückte ich meine Schwester an mich und drehte uns einmal, ehe ich sie wieder runterließ und ihr die kurzen braunen Locken aus dem Gesicht strich. Sie hatte ebenso Rehbraune Augen wie ich, nur dass sich bei mir noch überall goldene Sprenkel fanden, wie als hätte jemand mit der Farbe herumgespritzt. Ungeduldig nahm sie meine Hand und zog mich weiter ins Haus und ich konnte nicht anders als an die Male zu denken, in denen mich James genauso hinter sich hergezogen hatte. Trotzdem war es etwas anderes. Es fühlte sich einfach nicht gleich an. Während ich also den restlichen Tag damit verbrachte mit meiner Schwester Barbie zu spielen,  zu kochen, einen Legoturm zu bauen, zu malen und im Anschluss alles so schnell wie möglich wieder weg zu räumen, damit wir jah nicht den Sandmann verpassten, schweiften meine Gedanken immer mal wieder zu dem blonden Jungen. Er hatte mit mir gesprochen, wollte mit mir ein Referat machen, hatte mich mit zu sich nach hause genommen und mich sogar nach hause gebracht. Aus irgendeinem Grund schien er um mich bemüht zu sein, doch ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären warum. Dazu kam noch das merkwürdige prickeln, was seine Berührungen auslösten.

Schnell widmete ich mich wieder meiner kleinen Schwester, ging mit ihr Zähneputzen und umziehen und brachte sie ins Bett, wo ich ihr ihr Lieblings Märchen vorlas. Dornröschen. Als ich geendet hatte, blickte sie mich Schlaftrunken an. "Glaubst du an wahre Liebe?", wollte sie müde wissen und kuschelte sich noch mehr in meine Seite. Glaubte ich an wahre Liebe? Auf der einen Seite bezweifelte ich, dass es so etwas wie wahre Liebe gab, doch warum sollte es so viele Geschichten darüber geben, wenn nicht mindestens einer schon mal wahre Liebe erfahren hatte? "Ja, ich glaube schon.", flüsterte ich deshalb zurück und Rose grummelte zufrieden, schloss ihre Augen und schlief binnen weniger Sekunden ein.

Als meine Mutter zurück kam, stand ich auf, deckte Rose noch einmal richtig zu und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn, ehe ich mich in die Küche begab. Meine Mutter war grade dabei sich einen Tee zu machen und drückte mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange, als ich mich neben ihr am Tisch niederließ. Sie erzählte mir von ihrem Tag, so wie jeden Abend, sowie ich von meinem. Es war mittlerweile eine Art Ritual, damit wir überhaut noch etwas voneinander mitbekamen und als ich zu dem kribbeln, welches ich bei James verspürte kam lächelte sie nur wissend in ihre Tasse. Als wir geendet hatten schwiegen wir beide kurz, ehe ich die Frage von Rose wieder aufgriff. "Mum, glaubst du eigentlich an wahre Liebe?" Ein trauriger Ausdruck huschte über ihre Züge ehe sie nickte. "Euer Vater und ich, wir haben uns wirklich geliebt." "Tut mir leid Mom." Traurig senkte ich den Blick. Dad war noch vor Roses Geburt bei einem Autounfall ums Leben gekommen und es fiel uns immer noch nicht leicht darüber zu reden. "Ist schon gut Schatz." Sie schenkte mir ein schwaches Lächeln, ehe sie sich erhob. "Jetzt aber ins Bett, du hast morgen Schule." Ergeben nickte ich, sagte ihr gute Nacht und lief nach oben um mich fertig zu machen und mich anschließend hin zu legen. Mit den Gedanken bei wahrer Liebe und Meerblauen Augen versank ich letztendlich im Land der Träume.

Feels like dancing (boyxboy)     #Brilliants2018Where stories live. Discover now