Ein unausstehlicher Gott

3.6K 349 11
                                    

Hallöchen :)
Heute kommt ein etwas kürzeres und ruhigeres Kapitel, doch dafür wird es im wahrscheinlich übernächsten wieder richtig spannend ;)
Viel Spaß ^^
°___________________________________________________°

Ungefähr so, wie der letzte Tag geendet hatte, begann der neue.
Während die Sonne gerade einmal zu einem Viertel am Horizont zu sehen war, stand ich schon an dem kleinen Flüsschen und wusch mich sporadisch, was bei dem eiskalten Wasser nicht nur ewig dauerte, sondern auch mit etlichen Flüchen begleitet wurde.
Eingewickelt in eine Decke schlurfte ich danach zurück zum Feuer, das Loki schon längst entzündet hatte.
Wie erwartet war der Gott wie aus dem Ei gepellt und schien amüsiert über mein Verhalten.
Nachdem er mir einen Teller gereicht hatte, sprach er es an.
„Ist es nicht schön, mal so etwas zu erleben? Hautnah an der Natur dran zu sein? Sie zu spüren? Wie geht es eigentlich deinem Hintern? Muskelkater?"
„Ich hasse dich aus tiefster Seele." knurrte ich mit zu Schlitzen verengten Augen, was ihn lachen ließ.
Ich befürchtete, nach diesen zwei Wochen einen gehörigen Loki-Überschuss zu haben.
Als wir fertig waren, beeilten wir uns damit, unser Lager abzubauen, wobei er dafür verantwortlich war.
Ein Zelt abzubauen gehörte genauso wenig zu meinen Kompetenzen, wie alles wieder richtig einzupacken, weshalb ich mich lieber um die Pferde kümmerte und versuchte, eine Beziehung zu Oz aufzubauen, indem ich ihm einen Grasbüschel hinhielt.
Aber entweder war ihm dieser aus meiner Hand einfach nicht genehm, oder das Gras zu vertrocknet, da der Hengst nach einmal Knabbern einfach den Kopf wegdrehte.
Auf seinen Rücken kletterte ich, als Loki unseren Lagerplatz wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt und auch alles andere erledigt hatte, wofür er von mir einen erhobenen Daumen bekam.
Mittlerweile war die Kälte der Nacht einer angenehmen Wärme gewichen, die mit Höhe der Sonne sicherlich noch zunehmen würde.
Gemächlich ritten wir weiter, hielten aber nach zwei Stunden für eine Pause, was meinem Muskelkater wesentlich besser gefiel, als der Sitz im Sattel.
Kaum zurück in diesem hob Loki die Hand und sah auf die freie Grasfläche vor uns.
„Zeit für deine nächste Reitstunde."
Brummend verdrehte ich die Augen.
„Ich bin begeistert."
Er ließ sich nicht beirren und positionierte sich genau neben mir.
„Heute wird es mal ein wenig schneller. Bereit?"
Ich blinzelte.
„Nein?"
„Eine große Vorbereitung gibt es nicht. Du lernst indem du es tust."
„Loki, ich bin froh nicht runterzufallen. Ich will noch nicht schneller reiten."
Der Gott legte den Kopf leicht schief.
„Entweder du tust es selbst, oder ich sorge dafür."
Er war ein mieser Arsch.
Das machte ich ihm auch mit meinem Gesichtsausdruck klar, was ihn jedoch nicht interessierte.
Dieses Mal wollte ich aber nicht nachgeben und schüttelte den Kopf.
„Wir können das gerne in den nächsten Tagen machen, aber nicht heute."
So, nun hatte ich ihm die Stirn geboten.
Loki runzelte die Stirn, zuckte dann die Achseln und ritt los, pfiff gleichzeitig aber, wonach Oz wie ein braves Hündchen folgte.
Mit einem kleinen Aufschrei hielt ich mich am Sattel fest, als das Tier unter mir gemütlich vor sich und Loki somit hinterhertrabte.
Ich wurde auf und abgeschüttelt, mein Po und Oberschenkel schmerzten dadurch noch mehr und das einzige was dieser Mistkerl tat, war, ein frustriertes Seufzen von sich zu geben.
„Setz dich gerade hin!"
„Du kannst mich mal!"
„Tu es einfach. Gerade hinsetzen und halt gefälligst nicht den Sattel fest, sondern die Zügel!"
Gott, der war ja schlimmer als meine Naturwissenschaftslehrerin damals.
Gehorsam aber sichtlich angepisst tat ich was er sagte, ruckelte aber immer noch hin und her.
„Schau auf seine rechte Schulter. Wenn sie nach vorn geht, stehst du auf. Versuch den Takt zu finden."
Kurz schielte ich zu ihm rüber.
„Warum machst du das nicht?"
Seinen überheblichen Blick hätte ich gern mit einem dezenten Schlag von seinem Gesicht gewischt.
„Weil ich wesentlich erfahrener bin als du. In vielerlei Dingen."
Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was er meinte, schüttelte mich aber dennoch und versuchte mich abzulenken, indem ich das tat, was er angeordnet hatte.
Es dauerte eine Weile, bis ich es geschafft hatte, mich dem Rhythmus des Pferdes anzupassen, doch als es klappte, grinste ich von einer Seite bis zur anderen.
„Ha!"
Mit Argusaugen beobachtete Loki mich, war aber wohl zufrieden.
„Das sieht doch für einen Anfänger ganz gut aus."
„Sei ehrlich, damit hattest du nicht gerechnet."
„Das stimmt. Ich dachte, dich bereits nach wenigen Metern auf dem Boden vorzufinden."
Heute war der Kerl eindeutig auf Streit aus, was wohl daran lag, das kein anderer da war, den er hätte ärgern können.
Also musste ich herhalten.
>>Da spiel ich nicht mit. Ich werde es ignorieren. Ganz genau. Dann hört er irgendwann von selbst auf.<<
Erst einmal bedeutete Loki mir ein wenig langsamer zu werden, nur damit ich selbst das Tier antreiben konnte.
Das ging solange weiter, bis er der Meinung war, dass ich für heute genug geübt hatte.

Viel geschah an dem Tag nicht, was schon ein wenig langweilig war.
Da konnte auch die Landschaft nicht mehr viel retten.
An diesem zweiten Abend versuchte ich mich ein wenig mehr in den Lageraufbau einzubringen und suchte somit nicht nur das Holz für ein Feuer, sondern half Loki auch dabei, das Zelt zum stehen zu bringen – er machte das meiste – und legte dann die Schlafsäcke hinein.
Nachdem auch die Pferde versorgt waren, konnten wir uns endlich dem „Feierabend" widmen.
Und dort kam endlich meine Rache ins Spiel.
Wieder hatten wir an einem kleinen Bach gehalten, damit nicht nur wir, sondern auch unsere drei Pferde mit Wasser versorgt waren.
Loki wollte vor dem Essen noch unsere Flaschen mit dem nun mehr als kalten Nass auffüllen und hockte sich dafür natürlich ans Ufer.
Bemüht unschuldig schlenderte ich zu ihm und schaute dem Gott über die Schulter.
„Na, klappt alles?"
„Hm-mh."
„Weißt du, ich habe mir etwas überlegt."
„Aha."
„Da du ein Eisriese bist, macht dir Kälte ja nicht viel aus. Oder liege ich da falsch?"
Loki machte einen Moment weiter, runzelte dann aber die Stirn.
Gerade als er aufblickte, gab ich ihm einen kleinen, aber effektiven Schubs und ließ den Rest die Schwerkraft erledigen.
Er plumpste ins Wasser und im Gegensatz zu seinem Reitstil war es überhaupt nicht elegant.
Lachend trat ich zurück und hielt mir den Bauch, während mein Kumpan keuchend wieder auftauchte und eindeutig absolut lächerlich aussah.
Wie ein begossener Pudel in etwa.
Sein wütender Blick sorgte auch nicht mehr dafür, dass ich ihn ernst nahm.
„Das wirst du mir büßen!"
„Bleib mal locker. Du hast es verdient, nachdem wie du dich heute benommen hast. Außerdem hab ich dich gefragt ob Kälte für dich in Ordnung ist."
„Das heißt aber nicht, dass du mich einfach ins Wasser stoßen sollst!"
Seufzend hockte ich mich hin.
„Sagen wir jetzt einfach dass wir quitt sind. Wir benehmen uns in den nächsten Tagen wie zivilisierte Leute, was auch bedeutet, dass du dich ein wenig zurücknimmst. Wir können uns hier draußen keinen Streit erlauben."
Als Zeichen des Friedens erhob ich mich und reichte ihm meine Hand, die der schwarzhaarige mit einem eindeutigen Gedanken ansah.
„Loki, im Gegensatz zu dir macht das kalte Wasser mir etwas aus. Wenn du mich reinziehst, werde ich vielleicht krank und halte unsere Unternehmung auf. Also bitte, lass es."
Unzufrieden, dass er seiner dunklen Seite nicht nachgehen konnte, schlug er ein und ließ mich ihm helfen.
Während er sich dann in trockene Kleidung warf, kümmerte ich mich darum, das Essen auf die Teller zu bringen.
Wieder genossen wir danach den Sonnenuntergang und schlüpften ins Zelt, welches ich vorher noch einmal auf jegliches Getier untersuchte.
Dieses war nicht vorhanden, sodass ich die Behausung als sicher abstempelte und mich wie Loki in den Schlafsack verkroch.
Unsere kleinen Differenzen würden sich zwar in der Zeit hier in Grenzen halten, damit wir mit den Gedanken wirklich ganz bei der Sache waren, jedoch war das wirklich das kleinste Problem.
So einfach wie es bisher war, sollte es nämlich nicht weitergehen.


Der Spaß geht in die neue Runde!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt