Kapitel 17 "Vedat und besorgt?"

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Ich keuchte und versuchte nach Luft zu schnappen. Wann genau hatte ich das letzte mal so sehr geweint? Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. Ich drückte mein Gesicht ins Kissen und in die Decke. Mit jedem Tag hier in diesem Irrenanstalt, hoffte ich doch wieder zurück in mein altes Leben zurück zu kehren. Ich lernte es durch Vedat immer mehr zu schätzen. Ich schluchzte immer mehr und das Weinen hatte einfach kein Ende mehr. Es kam mir eher so vor, als ob es sogar schlimmer werden würde. Aber irgendwann war ich dann doch eingeschlafen, aber aufgewacht war ich im Badezimmer und in der Badewanne.




War das alles ein Traum gewesen? Ein schlechter Traum gewesen? Ich sah an mich herab und schluckte leicht. Die blauen Flecken waren kaum zu übersehen. Ich wollte aufstehen und schon spürte ich einen Schmerz, weshalb ich gleich daraufhin wieder weinte. Es war doch kein Traum gewesen. Aber wie kam ich hierher? Und was machte ich hier? Hatte mich Vedat hierher geschleppt? Ich wollte hier raus, jedoch fehlte mir jegliche Kraft dazu und ich ließ mich wieder in die Badewanne sinken. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Mit einem Bad war ich nicht sauberer als davor. Ich würde niemals wieder rein werden. Nie. Und das verdankte ich Vedat. Ich versank im Wasser und versuchte nicht zu atmen.





Ich wollte das Ende dieser Qual und zwar sofort. Vedat platzte herein ich und kniff die Augen zu. "Was soll das werden?" Ohne auf eine Antwort zu warten zog er mich hoch und trocknete mich ab, danach band er mir das Handtuch um.





"Wer war es?", fragte er in einem ungewohnten Ton. Er klang ernst, aber zum ersten mal eher ernst besorgt. Aber dennoch wollte ich ihm die Antwort nicht geben. Ich wusste nicht, ob es ihn überhaupt wirklich interessierte. Ich vertraute ihm nun mal nicht. Er zog mich aus der Wanne und führte mich in sein Zimmer.

"Bleib lieber hier.", meinte er und wartete darauf, dass ich irgendein Zeichen von mir gab. Was genau er wollte, verstand ich nicht. Warum versuchte er jetzt auf einmal netter zu sein? Auch wenn es nicht wirklich nett war, war es eine bessere Geste als die letzten Male. "Leg dich hin... Und ruh dich aus." Ohne Widerworte und zögern, legte ich mich in sein Bett und drehte mich in die Wand Richtung, sodass ich ihn nicht mehr sehen musste. Ich schloss meine Augen und mir kamen die Bilder hoch. Ich begann lauthals zu weinen.



Vedat schien ziemlich verzweifelt da zu stehen, aber kam schlussendlich auf die Idee, sich zu mir zu legen. Mit langem Zögern nahm er mich in seine Arme und drehte mich zu ihm. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und weinte. Es war schwer zu beschreiben, wie ich mich im Moment fühlte und was ich durchmachte, wenn es nicht jemand selber durchgemacht hatte. Wie sollte man es auch beschreiben können ? Ich war wie Dreck. Ich existierte zwar, aber niemand achtete auf mich, meine Gefühle und Gedanken. Das ich ein Herz hatte und auch nur ein ganz normales Mädchen war, spielte keine Rolle. Ich hatte bereits Angst und zwar großen. Ich wollte mich nie wieder gegen jemanden wehren.


Vielleicht hätte diese Qual dann ein Ende. Wahrscheinlich steckte sogar Vedat hinter dem Ganzen?! Vielleicht war es eine Art Strafe gewesen. Und genau dieser Gedanke, ließ mich zurück weichen. Ich drehte mich wieder um und verstummte. Ich weinte innerlich. Vedat zog mich wieder zurück, doch ich drückte mich weg von ihm. Auch wenn es nicht eine Art Strafe gewesen war, wusste ich doch, dass Emre einer seiner Leute war. Es war also doch Vedats Schuld, was mir zugestoßen war. Ich stand nur mit Mühe auf, aber hatte keine Kraft mehr auf weiteres, weshalb ich mich wieder zurück legte. Ich war an dem Punkt erreicht, wo es nicht mehr weiter ging. Wo ich einfach nur noch fertig war mit allem und jedem. Mein Herz, es war zerstört worden. Aber das hatte schon vor Jahren angefangen.




Wann würde ich geliebt werden? Wann kam jemand in meinem Leben, dem ich nicht egal war? Der auf mich und meine Gefühle achtete. Gab es noch Menschen, die Angst hatten, einen zu verletzen? Gab es solche? War ich ein so schlechter Mensch oder wie sollte ich es sonst begründen, dass ich jedes mal nur solche Arschlöcher wie Vedat fand. Mein Weinen wurde wieder lauter und Vedat streckte seine Arme aus, die ich ihm wegschlug. "Es ist deine Schuld, dass ich. . ver-verge-waltigt wurde!", sagte ich schluchzend und leise. Er sah mich an und sagte nichts dazu.




Ich wollte gehen, frei sein. Dabei spielte es nicht mal mehr eine Rolle wohin, viel wichtiger war es, dass ich weit weg war und zwar allein. Vedat zog mich an sich und ich weinte mich aus. Es war schon verzweifelnd, dass ausgerechnet der Täter mich trösten musste. Er steckte hinter allem und wegen ihm war ich hier und in dieser Lage, aber er war leider der einzige, der hier war. Und zum ersten Mal merkte ich, dass er sogar ein Mensch war. Er strich mir über mein Haar. "Schlaf jetzt.", wiederholte er mehrmals in einen flüsterton, bis es mir wieder mal gelang einzuschlafen. Ich war müde, erschöpft und fertig. Ich wäre am liebsten nie wieder aufgewacht. Doch es war ein Schlaf mit Alpträumen. Ich wünschte es wären alles nur Alpträume gewesen. Aber umso mehr Angst ich bekam, desto mehr kuschelte ich mich ungewollt an Vedat.

Auch kalte Herzen lieben mal!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt