Kapitel 24

3.2K 79 0
                                    

Als sie in meinem Bett lag, nuschelte sie noch ein wenig und schlief dann wieder ruhig weiter. Ich betrachtete sie ein wenig und verließ das Zimmer. Ich wollte sie wegstoßen, ich musste mich etwas distanzieren. Ich wollte sie nicht mehr mögen, weil ich schon ahnen konnte, dass dies eskalieren würde. Es würde nur schlimmer werden. Ich konnte mir schon ausmalen, dass ich mich ganz und gar in sie verlieren würde. Und genau das war das Problem. Das wollte ich doch gar nicht. Teils auch aus Angst, dass sie mich beeinflussen konnte und ich auch an sie gebunden wäre. Ich wollte mich nicht festlegen und keine Bindung eingehen. Ich war nun einmal nicht der Typ von fester Beziehung und zum anderen – wegen meinem Schicksal. Bisher hatte ich alles verloren, was ich liebte und vertraute. Nur weil sie jetzt naiv genug war und mir vertraute und ich einige Gemeinsamkeiten entdeckte, war es mir immer noch egal. Zumindest versuchte ich es so zu zeigen. Sie sollte mich hassen, nach alldem. Ich setzte mich vor den Fernseher und schaltete diesen gleich an. Jedoch vergeblich, alles was dort lief, ging an mir vorbei, weil ich die ganze Zeit am Nachdenken war. Wie hatte sie es geschafft? Warum hatte sie es geschafft? Bisher war das doch auch nie der Fall. Wieso ausgerechnet jetzt? Und dann auch sie? Ich stand auf und wollte gleich wieder an die frische Luft.



„Vedat?", ertönte auf einmal die Stimme von Hayal. Sofort drehte ich mich um und seufzte. „Was denn?" „Darf ich jemals hinaus?" Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ich geh raus. Du putzt alles, klar?", sprach ich streng aus und ging ohne weiteres auch schon weg. Ich knallte mit die Türe hinter mir laut zu. Bevor ich irgendwohin lief, atmete ich tief ein und aus. Ich ging Gedankenverloren irgendwohin, hauptsache weit weg von zuhause. Vielleicht sollte ich sie doch gehen und umziehen? Wie gern ich jetzt jemanden hätte zum Reden, mit ihm meine Gefühle zu teilen und auch meine Verwirrung. Doch ich war wie immer einsam und alleine. Wie immer – schon seit Jahren. Ich hasste diese Einsamkeit, doch sobald ich wieder jemanden an mich heran lassen sollte, stieg die Angst in mir. Ich hatte bisher noch nie gewonnen. -Nur in Spielen und Geschäften. Liebe und Familien? Da hatte ich bisher einfach keine Chancen gehabt. Wer sagte, dass sich das je ändern würde? Oder wer sagte, dass das so blieb? Auch wenn, ich brauchte Abstand und so war das am Besten. Ich rief Ela an und bat sie zu mir zu kommen, auch wenn ich es nicht schaffen sollte, mich von ihr zu distanzieren, dann würde ich sie wohl oder Übel weg ekeln. Wenn sie mich natürlich auch mochte? Wer wusste das schon? Ich würde am nächsten Tag mit den anderen bereden, ob ich sie freilassen sollte oder nicht.Da ich Ela zu mir gebeten hatte, machte ich mich auf den Heimweg und wartete anschließend vor der Türe. Nach weiteren 5 Minuten kam sie und ich schloss uns die Türe auf. Sie war dort – im Wohnzimmer - und putzte. Sie ließ es echt zu, dass ich mit ihr so ging? Vielleicht wäre es doch gut, wenn sie mit Ferhat zusammen kam? Aber dann würde ich doch wieder ausflippen. Bevor ich in mein Zimmer ging, rief ich Ferhat an und sagte ihm anschließend, dass er sich um Hayal kümmern sollte. Er würde kommen und sich um ihn kümmern und ich, ich würde mich jetzt vergnügen. Mich ablenken, glücklich werden und sie vergessen.


Ich dachte aber doch noch etwas nach, ehe ich mich fast schon auf Ela stürzte. Das musste sein, damit ich mich ablenkte und mir selber meine Freiheit bewies. Sie hatte vermutlich unten ihren Spaß mit Ferhat, weshalb ich mich wiederum aufregte. Verschwitzt und außer Atem stand ich auf und ging wortlos ins Badezimmer. Ich beobachtete mich im Spiegel. „Vedat...", hörte ich schon das Geschrei von Ela und von unten das Gelächter. „Wenn du mich jetzt noch einmal beleidigst, bringe ich dich eigenhändig um!", ermahnte ich sie laut. „ Du bist selber Schuld, wenn du dich immer wieder auf mich einlässt!" Schon fluchte sie. „Ihr seid beide dumm." Und einfach nur billig, fügte ich gedanklich hinzu. „ihr?"Du und Hande!",brummte ich und stieg dann unter die Dusche. Wieso fühlte ich mich plötzlich so angewidert? Warum hatte ich solche Problem auf einmal? Ich schlug gegen die Wand und band mir einen Handtuch um, ehe ich wieder mein Zimmer betrat und eine wütende Ela sah. „Hast du überhaupt ein Herz?", fragte sie mich aggressiv. Ich schüttelte den Kopf. „Nicht mehr und jetzt mach dich aus dem Staub." „Vedat, du magst die Kleine von unten, oder?", sagte sie amüsiert und ich packte sie gleich am Hals. „Wag es nicht, mir noch einmal zu zumuten! Ich liebe und mag niemanden, verstanden?" Zittrig nickte sie und zog sich anschließend an. „Jetzt haust du ab und sagst den anderen Bescheid, dass wir uns morgen um 15 Uhr treffen. Heute will ich noch woandershin und mich mit dem Sohn von Yaman treffen." Sie nickte und eilte hinaus.





Auch kalte Herzen lieben mal!Donde viven las historias. Descúbrelo ahora