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Zuerst wollte sie sich losreißen, doch ich presste sie fest an mich. Ihre Arme krallten sich in meinen Rücken und sie begann laut zu weinen. Ich strich ihr beruhigend über die Haare und flüsterte ständig Entschuldigungen in ihr Ohr. Auch ich spürte, dass mir immer neue Tränen über die Wangen liefen. Irgendwann lösten wir uns voneinander und sie lächelte mich an. "Es tut mir leid, ich hätte nicht so reagieren dürfen, aber es hat so weh getan, dich zu sehen. Ich habe so sehr gehofft, dass du irgendwann kommen wirst, aber das bist du nicht.", gab sie zu. Ich schüttelte den Kopf. "Ich weiß, dass ich euch im Stich gelassen habe, aber ich verspreche, dass das nie wieder passieren wird. Von jetzt an, werde ich nicht mehr weglaufen.", versprach ich und nickte bekräftigend dazu.

Melinda trat zu uns und legte jeder einen Arm um die Hüfte. "Endlich sind meine Mädchen wieder vereint.", meinte sie glücklich. Ich drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. "Und wer ist das?", fragte Cindy interessiert mit einem Blick auf Damon. "Damon Salvatore.", stellte er sich vor. "Salvatore, huh? Von euch habe ich schon gehört.", stellte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue fest. Ich sah sie fragend an. "Ihr seid doch nicht etwa zusammen, oder?", fragte sie schließlich geschockt. "Cindy.", knurrte Melinda drohend. Ich sah verwirrt von der einen zur Anderen. "Ich meine nur die Geschichte mit Katherine, das ewige Töten. Aber das wirst du wohl wissen?", erklärte sie mit zusammen gekniffenen Augen. "Ja, glaub mir, darüber weiß ich bestens bescheid. Und ich weiß auch, was ihr denken müsst, aber ich kann euch versichern, dass Damon sich geändert hat.", versuchte ich sie zu überzeugen. Ich sah ihnen an, dass sie immer noch Misstrauen gegen ihn hegten, doch wenigstens fürchteten sie sich nicht vor ihm.

"Aber jetzt erzähl schon, bei was du unsere Hilfe brauchst.", forderte Melinda freundlich, als wir uns gesetzt hatten. "Es klingt vollkommen krank, aber offenbar bin ich irgendso eine Art Waffe gegen den mächtigsten Urvampir, den es gibt. Meine Aufgabe ist es ihn zu töten, aber das kann ich nicht. Daher will ich mich von diesem Fluch befreien. Und ich hatte gehofft, dass ihr mir dabei helfen könnt.", gab ich zu. Ihre Augen waren riesengroß und sie sprangen auf. "Damit wollen wir nichts zu tun haben! Du solltest jetzt verschwinden.", meinte Cindy hysterisch und wollte uns zur Tür herausschieben. "Was, aber?", ich verstand nicht, was das Ganze sollte. "Cindy!", schimpfte Melinda laut. Wir alle drehten uns zu ihr um, da ich sie noch nie so böse gehört hatte. "Aber, Mom...", begann sie, doch Melinda schob sie beiseite. "Nichts, Mom! Entweder du bleibst ruhig und erklärst mit mir, wieso wir so reagiert haben oder du verschwindest!", knurrte sie wütend. Cindy sah zu Boden und setzte sich wieder. Ich blickte verwirrt hin und her. Was war hier nur los? "Bitte, Schätzchen, setz dich wieder. Ich weiß, das wirkt alles sehr verwunderlich, aber ich möchte es dir erklären.", bat sie ruhig. Ich schüttelte verwirrt den Kopf, setzte mich aber. Damon blieb stehen, da er offenbar nicht wusste, was das Ganze sollte. "Wir wissen alles über diese Art von Fluch. Du musst wissen, bevor du ihn auf dir hattest, musste Liz dieses Kreuz tragen. Sie hatte versucht sich dagegen zu wehren, doch gegen so etwas hat niemand eine Chance. Irgendwann stand Klaus plötzlich vor unserer Tür. Er hatte herausgefunden, was Liz war und...und wir konnten ihn nicht aufhalten. Er...er...", schluchzte sie, doch sie konnte es nicht aussprechen. Ich erstarrte. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein.

"Du meinst also, dass Klaus...", fragte ich nach, weil ich es nicht glauben wollte. "Er hat Liz eiskalt umgebracht und damit gedroht uns und alle, die wir lieben ebenfalls zu töten, falls wir jemals noch etwas mit dieser Sache zu tun haben sollten.", beendete Cindy meinen Satz bitter. Ich schnappte nach Luft. Damon knurrte aus der anderen Ecke des Zimmers. Ich presste die Augen fest zusammen. Das musste alles ein schlimmer Traum sein. "Verstehst du, warum wir dir nicht helfen können? Wir wollen niemanden in Gefahr bringen.", erklärte Melinda und nahm meine Hand in ihre. "Ich...ich muss dringend etwas erledigen.", platzte ich heraus und sprang auf. Ich eilte zur Tür und sah nur noch rot. "Sadie, warte. Kommst du wieder?", fragte Melinda vorsichtig. Ich blieb stehen. Traurig seufzend drehte ich mich um. "Ich verspreche, dass ihr mich bald so oft sehen werdet, dass ihr mich freiwillig wieder loswerden wollt.", meinte ich lächelnd. Melinda und Cindy erwiderten es und ließen mich gehen. Ich stapfte stinksauer zum Auto. Die Tür konnte froh sein, dass ich kein Vampir mehr war, da ich sie sonst mit Sicherheit herausgerissen hätte.

Ich setzte mich hinters Steuer und wartete gerade noch Damons Einstieg ab, bevor ich mit voller Wucht aufs Gas trat. Quietschend wendete ich und brauste die Landstraße entlang. "Soll ich lieber fahren? Du wirkst nicht gerade sehr stabil.", bat Damon an. Ich wusste, dass er es nur gut meinte, aber ich war viel zu sauer. "Nein!", knurrte ich laut. Er sog tief Luft ein und sah aus dem Fenster. Er wusste genau, dass er mich in Ruhe lassen musste, wenn ich so war. Ich konnte es nicht fassen. Der Mann, in den ich mich verliebt hatte, war ein noch größeres Monster, als ich gedacht hatte. Ich wusste, dass er viele unschuldige Menschen umgebracht hatte, dass er auch Menschen weh getan hatte, die ich liebte. Aber, dass er ein kleines, 12-Jähriges Mädchen tötete, weil er fürchtete, dass sie ihm schaden könnte, brachte das Fass zum Überlaufen. Er musste sterben. Als mich diese Erkenntnis traf, spürte ich plötzlich unbändige Kraft in meinen Gliedern. Ich liebte ihn, doch ich musste meine Pflicht erfüllen und die Welt vor ihm bewahren.



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