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"Ich bring' ihn um!", ließ Damon knurrend verlauten. Ich stellte mich ihm in den Weg und legte meine Hände beruhigend auf seine Brust. "Und genau deshalb musstest du mir versprechen, ruhig zu bleiben. Niemand bringt hier irgendwen um, bis auf meine Wenigkeit.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Er kniff mit zwei Fingern die Augen zusammen und ließ lautstark Atem ausströmen. "Bitte sag mir, dass du das nicht ernsthaft in Betracht ziehst.", flüsterte er ruhig, doch ich wusste, dass es in ihm brodelte. Ich seufzte leise. "Ich weiß gerade absolut gar nicht, was ich tun soll. Natürlich möchte ich mein neu geschenktes, zweites Leben nicht einfach so wieder wegwerfen. Doch, wie um alles in der Welt soll ich ihn sonst töten? Irgendwelche Ideen? Vorschläge?", gab ich sarkastisch zurück. Er schwieg.

Für eine lange Zeit sagte keiner von uns etwas. Irgendwann durchbrach Damon die Stille und griff zu seinem Handy. "Was hast du vor? Willst du online nach einer ultimativen Waffe zum Töten mächtiger Urvampire suchen?", fragte ich belustigt. Dafür erntete ich nur einen Blick à la "wie witzig du heute wieder bist". "Stefan, hey. Trommel alle zusammen, Krisensitzung bei uns. Es ist wichtig.", war alles, was er sagte. Ich blickte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Was? Meinst du nicht, dass sie auch ein Recht haben, an deinen Plänen teilzuhaben?", fragte er, wobei er ziemlich genau, auf meinen letzen kleinen Ausrutscher, der mit meinem Tod endete, anspielte. "Du hast recht. Und vielleicht hat ja sogar einer der drei Fragezeichen eine Idee.", grinste ich. Damon verdrehte die Augen und zog mich in eine lange Umarmung. Ich spürte, wie angespannt er war und wünschte, dass nicht ich der Grund dafür war. Wie einfach ein menschliches Leben für uns wäre. Ich würde auf ein College gehen und Psychologie studieren, Damon würde vermutlich eine Bar oder einen Puff eröffnen und einen Haufen Kohle damit verdienen. Wir würden heiraten und zwei Kinder bekommen. Natürlich auch den quasi vom Gesetz vorgeschriebenen Golden Retriever. Ein Haus mit weißem Gartenzaun. Irgendwann würde Damon immer länger ausbleiben und immer mehr trinken, bis er plötzlich gar nicht mehr nach Hause kommt. Er treibt uns in die Schulden, bis ich mich schließlich von ihm scheiden lasse und in einen Wohnwagen mit Gary, dem Klempner ziehe. Ich schüttelte schockiert den Kopf. Okay, vielleicht war es doch nicht so übel wie es war.



Love Happens...Where stories live. Discover now