8.Kapitel

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John

An diesem Abend lag ich in meinem Bett und musste wieder an dieses Mädchen denken. Warum hatte ich ihr nicht hinterher gerufen? Oder war ihr nach gelaufen?
Doch nach etwas reiferer Überlegung, kamen mir diese Ideen doch ziemlich schwachsinnig vor. Denn das hätte sie womöglich mehr verschreckt als begeistert.

Es war schon ein gigantischer Zufall, dass ich sie überhaupt drei mal gesehen hatte und die Chance sie noch einmal zu treffen war womöglich weit unter null.

***

Doch am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass das Universum mir anscheinend doch freundlicher gesinnt war, als ich angenommen hatte.

Als ich ins Büro kam in dem schon geschäftiges Treiben herrschte, informierte meine Assistentin mich darüber dass mein erster Termin kurzfristig ausfiel. "Danke" murmelte ich und beobachtete einen Augenblick, wie meine Angestellten an mir vorbei wuselten. Alle wirkten blass und gestresst. Sie waren ein Abbild von dem was ich fühlte.

"Ich schau mal unten in der Filiale vorbei" teilte ich meiner Assistentin mit, die trotz des stresses noch entspannt und frisch aussah. Oder sie hatte einfach den entspanntesten Job hier?

***

In der größten Filiale der Bank of England herrschte reger Betrieb. Männer in feinen Abzügen berieten Kunden und beinahe jeder Geldautomat war belegt. Es erfüllte mich jedes mal mit Stolz, wenn ich bedachte, dass ich der Leiter dieser Bank war.
Aber es gab hier für mich nichts zu tun. Außer die Mitarbeiter zu besserer Arbeit zu motivieren...

Deshalb beschloss ich auf einen Kaffee bei Starbucks vorbei zu schauen. Vielleicht würde ich Sie dann auch wieder sehen.
Verdammt. Ich musste mich endlich mal zusammen reißen. Sonst würde ich meine Karriere bald begraben müssen.

Als ich um die Ecke bog, sah ich Sie schon von weitem. Lange, rote Locken eine Schlanke Figur und eine unglaubliche Ausstrahlung. Ich glaube ich war noch nie einer Frau begegnet, die meine Gedanken so fesselte.

Wir gelangten beide im gleichen Moment an die Tür. Gentleman like hielt ich ihr die Tür auf und ließ ihr den Vortritt.
"Danke" murmelte sie schüchtern und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. Wobei ihre kleinen Lachfältchen sichtbar wurden. "Gern geschehen..."
"Es tut mir übrigens leid wegen neulich im Park" entschuldigte sie sich, "ich war ziemlich durch den Wind."
Mein Herz begann Tango zu tanzen. Sie erinnerte sich an mich!
"Ist schon okay" antwortete ich, "ähm ich wollte dich fragen, ob du vielleicht mal mit mir essen gehen würdest?"
Kurz nachdem die Worte einfach so aus mir herausgesprudelt kamen, bereute ich sie schon wieder.
Im ersten Moment war sie offensichtlich etwas überrumpelt. Was ich echt verstehen konnte. Denn wer rechnet schon mit einer so direkten Anmache von einem Fremden.
Entschlossen blickte sie mir in die Augen und antwortete: "warum nicht... Aber du kennst doch noch nicht einmal meinen Namen..."
"Vielleicht würde ich deinen Namen ja gerne erfahren?"
"Mein Name ist Clarissa" antwortete sie.

"Der nächste bitte" rief die Verkäuferin an der Theke etwas unfreundlich und riss uns somit aus unserem Gespräch. Während Clarissa bestellte, versuchte ich meine Nervosität unter Kontrolle zu bringen.

Als sie ihre Bestellung erhalten hatte, verließ sie Schnurstracks den Laden und war verschwunden bevor ich sie einholen konnte.

Enttäuscht kehrte ich ins Büro zurück. Die ganze Aktion war sinnlos gewesen. Ich hatte mich für Nichts und wieder nichts zum voll Horst gemacht.

Winterliebe (John und Clarissa I)Where stories live. Discover now