14.Kapitel

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Clarissa

Abermals riss mich ein Klopfen an der Tür aus meinen Gedanken. Genervt stand ich auf und eilte zur Tür.

Mrs Snow stand vor meiner Tür, in den Händen hielt sie eine gigantische Schüssel mit köstlich aussehenden Plätzchen. "Kann ich kurz rein kommen?" Fragte sie und warf mir ein strahlendes Lächeln zu.
Ich nickte, "natürlich" und hielt ihr die Tür auf. Lucille warf meiner Nachbarin einen kurzen Blick zu und tat dann wieder so, als würde sie schlafen.

"Geht es ihnen gut" fragte mich die alte Dame und musterte mich besorgt. "Ja, alles bestens" murmelte ich und bot ihr einen Platz auf meinem Sofa an. Dankbar ließ sie sich darauf nieder und bot mir im Gegensatz einige ihrer köstlichen Plätzchen an.
"Ich dachte, dass sie vielleicht ein wenig aufmunterung brauchen, meine Liebe." Sie lächelte mir aus ihrem Faltigen Gesicht freundlich zu.

"Danke" murmelte ich.
"War das vorhin ihr Freund?"
"Mein Exfreund" antwortete ich betreten.

Mrs Snow nahm sich einen weiteren Keks und stellte fest, "der klang aber nicht nett." "Eigentlich ist er nett, doch er kann ziemlich unfreundlich werden, wenn ihm etwas nicht passt..."
"Solche Männer hatte es auch schon zu meiner Zeit gegeben" murrte Mrs Snow.
Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass Mrs Snow einmal jung gewesen war. Doch kein Mensch kam alt und faltig zur Welt.
Ohne dass ich es wollte erzählte sie mir von ihrem Mann und wie sie sich kennen gelernt hatten. Offenbar hatte sie ihren ersten Freund geheiratet. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass so etwas funktionierte.

Sie erzählte mir von früher, wie es in London ausgesehen hatte, als noch nicht so viele Autos unterwegs waren. Und die Straßen noch nicht vor Touristen überquollen.

Stundenlang saß sie auf meiner Couch und unterhielt sich mit mir. Nebenbei schnabbelten Wir Plätzchen und tranken Tee mit Milch. Dieser Abend erinnerte mich an die Abende, die ich mit meiner Oma auf dem Land verbracht hatte. Ich wusste nicht mehr, wann ich mich das letzte mal so wohlgefühlt hatte.

Und für ein paar Stunden vergaß ich meine Sorgen. Als sich meine Nachbarin an diesem Abend verabschiedete, trennten wir uns als gute Freundinnen.

Als ich wieder alleine in meiner Wohnung war, fragte ich mich, wann Meldody zuletzt einen solchen Abend mit mir verbracht hatte. Und schon waren meine Sorgen wieder da.

Meine Geldprobleme waren nicht die einzigen Sorgen, die ich im Moment hatte. Am schlimmsten war, dass meine Mutter seit Wochen nicht mit mir geredet hatte. Seit der Trennung von Dylan vor sechs Monaten war einfach alles schief gelaufen.

Winterliebe (John und Clarissa I)Where stories live. Discover now