10.Kapitel

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John

Genervt lehnte ich mich in meinem Chefsessel zurück. Den ganzen Vormittag hatte ich mit genervten Filialleitern verbracht und hatte einige Diskussionen mit gestressten und überarbeiteten Vorstandsmitgliedern geführt.

Als das Telefon wieder begann zu klingeln stöhnte ich genervt auf.
"Halli hallo Johnny" kreischte meine Mutter ins Telefon. "Mom ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du mich nicht im Büro anrufen sollst" fuhr ich sie gereizt an.

"Ja, ja" fuhr sie in ihrem gewöhnlichen plapperton fort, "ich habe ja sonst so wenig Zeit und auf deinem Handy erreiche ich dich ja nie..."
Als hätte meine Mutter wenig Zeit. Das einzige was sie tat war vom Friseur, zur Pediküre und von da zum Countryclub zu stöckeln. Champagner trinken, gut aussehen und tratschen, das war das einzige, was sie in ihrem Leben tat.

"Sorry Mom, ich habe momentan einfach nur viel zu tun..."
"Aber du musst doch wenigstens ein paar Minuten Zeit für deine Familie haben..."

"Mom, könntest du mich vielleicht heute Abend wieder anrufen?" Vergeblich versuchte ich sie los zuwerden. "Ach, papperlapp, ich wollte dich nur Fragen, ob du zu Weihnachten nach Hause kommst? Und bringst du Sahra auch mit?"

Genervt stöhnte ich, "ich kann noch nicht sagen, ob ich kommen kann. Vielleicht bleibe ich auch einfach in London und arbeite. Und wie oft soll ich dir noch sagen, dass Sahra und ich nicht mehr zusammen sind?"

"Kannst du dir nicht einmal ein paar Tage frei nehmen um Zeit mit deiner Familie zu verbringen?" Fragte sie empört. "Und was hast du getan um Sahra zu vergraulen?"

Ich wusste, dass sie sauer sein würde wegen Sahra. Denn sie hatte dieses Mädchen von Anfang an gemocht. Das lag wohl daran, dass die beiden gleich waren. Sie waren beide Tussis.

Ich weiß nicht was in mich fuhr, doch mir brannten alle Sicherungen durch. Den Hörer knallte ich mit voller Wucht auf das Telefon.

Ich musste mir einfach mal ein paar Stunden frei nehmen. Denn jetzt weiter zu arbeiten würde nicht mehr viel bringen.

"Ich nehme mir heute Nachmittag frei" sagte ich meiner Assistentin während ich mir den Mantel überzog und das Büro verließ. Sie starrte mich mit offenem Mund an, als wäre ich ein Monster. Als ich durch die Tür verschwand, spürte ich die Blicke aller Angestellten auf mir. So etwas hatte es noch nie gegeben. Normalerweise verließ ich das Büro als einer der letzten und kam als einer der ersten.

E

s war kalt draußen. Frischer Schnee bedeckte die Straßen und ein eisiger Wind pfiff zwischen den Häusern hindurch.
Meine Hände steckte ich in die Taschen meines Mantels, um sie wenigstens etwas warm zu halten.
Plötzlich schlossen meine Finger sich um ein kleines Blatt Papier. Neugierig zog ich ihn aus der Tasche. In feiner, zierlicher Handschrift stand Clarissa Lawson darauf.

Clarissa Lawson...

Winterliebe (John und Clarissa I)Where stories live. Discover now