Kapitel 3

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Clarisse saß auf ihrem Platz in einem der Klassenzimmer und feilte sich ihre Nägel, während die anderen den Spruch der Schule aufsagten.
"...und wir beten zu den Göttern, dass sie uns leiten in größter Not. Wir bitten sie, uns ihre Liebe zu zeigen und uns ein normales Leben zu geben.
Hier lernen wir das Nötigste, um uns von den Fesseln des Geistes zu befreien.
Denn wir sind die Zukunft von der Erde. Ihre besten Kinder."
Verächtlich schnaubte sie und nach den letzten Worten setzten sich die anderen Schüler hin. Keiner lächelte, keiner redete. Es war totenstill. Wie üblich.
Neben ihr saß jetzt Martin und lehnte sich zu ihr rüber, wobei er darauf achtete, dass die Lehrerin ihn nicht hörte. "Geht das hier jeden Morgen so?", fragte er sie leise.
Clarisse nickte, betrachtete ihre Nägel und steckte dann die Feile weg. "Die haben schon aufgegeben, mich dazu zu zwingen mitzumachen. Deshalb ignorieren die meisten Lehrer mich während dieses 'Gebetes'. Die da", sie nickte mit dem Kopf zu der jungen Lehrerin mit der Brille, die leicht nervös vor sich hin redete. "Ist neu. Und hat dementsprechend noch Angst vor mir. Geschichten über mich verbreiten sich schnell."
Clarisse grinste breit und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, wobei sie ihre Arme hinter ihrem Kopf verschränkte. "Und es macht einfach Spaß, sie zu ärgern."
Die Lehrerin schaute zu den beiden hinter und ermahnte sie, jedoch so leise, dass es hinten nich zu hören war.
Die Teenagerin lächelt charmant und ließ ihre Zunge in einer sehr anzüglichen Art und Weiße über ihre Oberlippe gleiten, sodass die kleine Frau sichtlich erschauderte und sich sofort wieder daran machte, sie zu unterrichten.
Belustigt schaute Martin zu ihr. "Es ist wahrlich ein Wunder, dass du überhaupt noch lebst."
"Ich bin einfach zu gut aussehend, als dass man mich einfach so töten konnte", erwiderte sie frech. Ihre Snakebites funkelten im Licht der Lampen. "Keiner von ihnen kann mir widerstehen."
Martin rutschte mit seinem Tisch näher zu ihrem. "Und wie ich schon von meinem Zimmerpartner gehört habe, bist du angeblich richtig gewalttätig und aggressiv."
Ihr Blick huschte zu den Überwachungskameras und wieder zurück zu ihn. Sie lehnte sich näher zu ihm und flüsterte in sein Ohr: "Komm während dem Abendessen mit Mahlzeiten für uns beide in mein Zimmer und ich erzähle dir alles, was du willst."
Dann setzte sie sich gerade hin und konzentrierte sich auf den Unterricht, wobei ihr Martin's neugierige Blicke nicht entgingen. Es nervte sie.

Nach der letzten Stunde am Nachmittag rannte Clarisse geradezu aus dem Klassenzimmer und in ihr Zimmer. Leicht keuchend stand sie da dann, in einem Winkel, in dem die Kamera sie nicht aufnehmen konnte. Das lag daran, dass direkt unter den Kameras der Totewinkel von ihnen lag.
Eilig setzte sie sich an den Schreibtisch genau unter der Überwachungskamera, verband diese mit ihrem Laptop und hackte sich ein. Nach ein paar Klicks lächelte sie zufrieden. Jetzt würden die Überwacher nur ein Standbild ihres Zimmers sehen, auf dem sie auf ihrem Bett lag.
Es klopfte an der Tür und sie rollte mit den Augen. Sie fand es unnötig, an Türen zu klopfen. "Komm rein."
Martin trat ein und schloss hinter sich die Tür. Seine Augenbrauen schossen beim Anblick ihres spärlich eingerichteten Zimmers in die Höhe. "Hier ist das Essen...wenn man es überhaupt noch als solches bezeichnen kann."
Clarisse lachte und nahm ihr Tablett. "Eher nicht. Es sieht schrecklich aus und schmeckt auch so."
Dann fing sie an zu essen. Martin beobachtete sie, wobei er kaum aß.
Nach ein paar Minuten war sie schon fertig und stellte das Tablett auf dem Boden ab. "Da dir ja anscheinend etwas auf der Zunge brennt, spuck es aus. Oder hast du etwa Angst?" Spöttisch hob sie eine Augenbraue.
Er zuckte leicht zusammen und schüttelte seinen Kopf. "Ganz und gar nicht. Ich war nur in Gedanken versunken."
Sie glaubte ihm nicht wirklich, zuckte aber nur mit den Schultern. "Frag alles, was du willst. Die Überwachungskameras in den Schlafzimmern haben keine Mikrofone und ich hab mich in meine reingehackt."
"Wieso würdest du das tun? Nein warte, antworte nicht." Er legte seinen Kopf schief und dachte nach. "Weil du wahrscheinlich sonst wieder zur Direktorin musst?"
Clarisse schüttelte ihren Kopf, nickte dann aber. "In gewisser Weise. Ich hab einfach wieder jemanden verprügelt, weil er sich dagegen wehrte, mir zu helfen. Die Direx will mich das nächste Mal töten, wenn ich mich falsch verhalte. Und bisher habe ich auch niemanden mit in mein Zimmer genommen, was bestimmt ihr Misstrauen weckt..." Ein Seufzer entfuhr ihr und sie schloss ihre Augen. "Ich hasse diese Schule einfach."
Martin stand auf. "Das verstehe ich...aber du hast ja jetzt mich. Ich werde dir helfen, von hier zu entkommen."
Als Clarisse eins ihrer Augen öffnete, sah sie, dass Martin bei der Tür stand. "Immerhin etwas. Glaub aber ja nicht, dass du schon mein Vertrauen hast. Das musst du dir erst noch erkämpfen."
Er grinste breit. "Glaub mir. Das werde ich."
Sie hielt ihn auf bevor er das Zimmer verließ. "Warte! Wie hast du es eigentlich geschafft, so lange versteckt zu bleiben?"
"Mein Vater ist nunmal anders als jeder glaubt." Dann war er weg.
Clarisse legte sich auf ihr Bett und starrte an die Decke. Sein Vater war anders als jeder glaubte...was meinte er nur damit?
Langsam wurde sie müder und fiel schon bald in einen tiefen Schlaf.

Martin stand unter der Dusche in dem Gemeinschaftsbadezimmer. Das warme Wasser perlte von seiner Haut ab.
Clarisse...
Schon so lange hatte er nach der Anführerin der Geistelementaren gesucht und nun hatte er sie endlich gefunden. Sie selbst wusste anscheinend nich, was genau ihre Rolle war, aber die Direktorin auch nicht. Zum Glück. Ohne Clarisse wären sie alle verloren.
"Clarisse..."
Er musste ihren Namen einfach sagen, wollte wissen, wie er klang und auf seiner Zunge zerging. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
Endlich hatte er seine Gefährtin gefunden. Aber zuerst musste er noch ihr Vertrauen gewinnen.
Ihr Aussehen und ihr Charakter waren perfekt.
Ihr hellblaues Haar, ihre schelmisch funkelnden Augen und ihr Widerstand. Alles stimmte perfekt über ein.
Wie froh Martin doch war, dass sie sich nicht hat unterkriegen lassen und zu einem dieser hirnlosen Geistler wurde. Das wäre eine Tragödie gewesen. Und für ihn viel mehr Arbeit.
Martin schaltete das Wasser ab, trocknete sich ab und zog sich an. Auf dem Weg in sein Zimmer ignorierte er jeden, der ihn begrüßte, und ging einfach weiter.
Konstantin saß auf seinem Bett und beobachtete ihn. Sein Blick war misstrauisch und spöttisch zugleich. "Na, hat Clare's Lover heute genug Spielereien gehabt?"
Martin lächelte breit. "Von ihren Liebkosungen kann man nie genug kriegen."
Das ließ Konstantin verstummen und seine Augen weiteten sich. Diese Art von Antwort hatte er anscheinend nicht erwartet. Tja. Er war nunmal nicht jemand, der alles über sich ergehen lässt.
Martin lachte nur noch und legte sich dann in sein Bett, um zu schlafen. Es war zwar erst Nachmittag, aber er brauchte all seine Kräfte.

Heute doch noch ein Kapitel xD
Ich hoffe, es gefällt euch (^^)/

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