Kapitel 14

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Kapitel 14

Ich lehne gähnend an meinem Spind versuche Calums lautes Lachen so gut es geht zu ignorieren.
„Was zur Hölle habt ihr beiden gemacht?", fragt er lachend.
„Geredet", gähnt jetzt auch Luke und lehnt sich mit dem Rücken an seinen Spind. Er zieht sich seine Snapback ausnahmsweise richtig herum auf und zieht sie sich ins Gesicht. Calum schubst ihn leicht und Luke grummelt genervt.
„Schlaf nicht ein, Alter. Ich trage dich nicht zu Mathe", lacht Calum auf.
Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche und ich ziehe es heraus. Auf dem Bildschirm erscheint Ashtons Name und ich hebe ab.
„Ja?", frage ich und gehe einen Schritt von meinem Bruder und Calum weg.
„Hey... uhm... Ich stehe an irgendeiner Tür?", kommt es unsicher von ihm. Ich hab gestern schon einige Zeit mit Ashton telefoniert. Ich glaube, er hat ein bisschen mit mir geflirtet, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Außerdem haben wir ausgemacht, wann wir uns heute treffen.
„Welche Tür?", frage ich etwas überfordert und strenge mein müdes Hirn an.
„Uuuuh... Ich bin vom Schulparkplatz gekommen? Bin direkt zum ersten Gebäude gelaufen", erklärt Ash mir und ich denke kurz nach.
„Ist okay. Beweg dich keinen Millimeter mehr, klar?", gebe ich zurück und er gibt sein okay. Dann lege ich auf und stecke mein Handy wieder weg. Ich gehe wieder zu Luke und Calum und sie zanken sich immer noch.
„Jungs?"
„Was?", fragt Luke leicht genervt.
„Ich geh Ashton abholen... Wir sehen uns in Englisch?", frage ich zurück.
„Wo ist er denn?", fragt Luke und mustert mich wieder etwas besorgt.
„Wir können mitkommen, wenn du ihm alles zeigst!", wirft Calum fröhlich ein. Ich will schon lächelnd bejahen, aber Luke tritt ihm auf den Fuß. Ich hebe eine Augenbraue an, aber Luke lächelt mich nur brav an: „Wo musst du ihn abholen? Vielleicht begleiten wir dich zumindest ein Stück, aber die Schule kannst du ihm auch allein zeigen..."
Ich wiederhole langsam, was Ash gesagt hat und die Jungs begleiten mich tatsächlich ein Stück, lassen mich dann aber allein zu ihm gehen.

„Hi", sage ich schüchtern und stelle mich neben Ashton. Er lehnt an das Geländer der Treppe vor der Tür, hat eine Tasche locker von der Schulter hängen und hält ein paar Bücher unter dem anderen Arm. Er trägt eine schwarze Jeans und ein graues Shirt an dem er die kurzen Ärmel hochgerollt hat.
„Hey!", grinst er mich fröhlich an und es überrascht mich, dass er eine Brille auf der Nase sitzen hat. Nicht, dass es schlecht aussieht, ganz im Gegenteil. Nur irgendwie habe ich das nicht erwartet. Er mustert mich einmal von oben nach unten und lächelt mich dann ehrlich an: „Du siehst gut aus."
„Uh... Du auch", gebe ich zurück und er strahlt mich breit an.
Wir haben noch nicht darüber geredet, was am Ende von unserem Date passiert ist, und deswegen hab ich keine Ahnung, was ich jetzt tun soll. Ash nimmt es mir aber eine Sekunde später ab. Er schlingt seine Arme um mich und umarmt mich. Er beendet die Umarmung mit einem leichten Kuss auf die Wange.
„Okay. Ich hab meinen Stundenplan schon per Post bekommen", meint er und schlägt eins seiner Bücher auf. Ganz vorne liegt ein Blatt drin und das nimmt er raus und hält es mir hin.
„Kannst du mir jetzt zumindest schon mal zeigen, wo die Räume bis zum Mittagessen sind?", fragt er lieb.
„Wir können auch alle schaffen", sage ich und studiere das Blatt. Es stehen Ashtons Daten drauf. Er heißt Ashton Fletcher Irwin, geht in die 12 und ist schon 18 Jahre alt. Lächelnd sehe ich, dass er etwa eine Woche vor Luke und mir Geburtstag hat.
„Aber dann müssen wir so hetzen... Da können wir uns doch lieber in der Mittagspause rausschleichen, oder?", fragt er und ich schaue erstmal auf seinem Plan nach, welche Pausenzeit er hat. Ich bin erleichtert, als ich sehe, dass er wirklich meine Zeit hat und nicht eine Stunde später.
„Ach hetzen müssen wir uns nicht... Das sind doch maximal 6 verschiedene Räume und die Mensa oder so... Das kriegen wir hin", lächle ich zu ihm auf.
„Es sind mindestens 12 Räume", sagt er ganz selbstverständlich. Ich runzle die Stirn und er lacht leise: „Deine Räume auch, du Dummerchen."
„Was? Wieso?"
„Ich will dich zu deinen Räumen begleiten oder dich zum Essen abholen und sowas", grinst er schief und fährt sich durch die lockigen Haare. Dann schiebt er sich mit dem Zeigefinger die Brille wieder ein bisschen höher auf die Nase.
„Oh", ist das einzige, was ich herausbringe. Ich brauche eine Sekunde und in meinem Kopf höre ich Calum, wie er lachend sagt, dass Ash genau das bestimmt tun wird, aber dann schüttle ich den Kopf und lächle Ash unsicher an: „Das musst du nicht machen."
„Will ich aber!", freut er sich und guckt dann mit mir auf mein Blatt.
„Schau mal. Ich hab Mathe in einem 10er Kurs...", sagt er und deutet direkt auf die erste Stunde: „Ich hoffe, dass es mit dir und den anderen ist... Sonst ist das voll unangenehm, wenn ich älter bin und keinen kenne und so."
Ich blinzle das Blatt ungläubig an und sehe, dass da mein Raum und mein Lehrer draufsteht.
„Du hast mit mir", sage ich völlig baff und Ashton strahlt wieder los.
„Yeay! Dann zeig mir jetzt schnell den Rest, okay?", fragt er mich.
Natürlich gehen wir los und etwas zögerlich zeige ich ihm auch alle meine Räume und er hört mir richtig konzentriert zu und fragt immer wieder nach, ob er meinen Stundenplan nicht durcheinander bringt.
„Okay... Joa, wenn du mich nach Erdkunde abholst, dann zeige ich dir die Mensa dann erst", sage ich am Ende und wir bleiben an Ashtons Englischraum stehen.
„Genau. Der ist den Gang, dann rechts und dann die zweite Tür?", fragt er nochmal nach und ich nicke. Er strahlt mich an und hält auf einmal seine Hand hin.
„Darf ich dich dann jetzt zu unserem Mathekurs begleiten?", fragt er grinsend.
Ich schlucke und starre seine Hand an.
„Gib das mal her!", lacht er und nimmt seinen Zettel zurück. Er stopft ihn wieder in sein Buch und schaut mich dann wieder an. Seine Hand hat er wieder zu mir gestreckt, als wäre es das normalste auf der Welt meine Hand halten zu wollen.
Mit roten Wangen und irgendwie einem seltsamen Gefühl in der Magengegend lege ich meine Hand ganz vorsichtig in seine viel größere hinein. Er schließt seine Finger zart um meine Hand und zieht mich dann an sich heran.
„Jetzt finde ich es sogar ganz schön, umgezogen zu sein", lächelt er halblaut zu mir und ich lächle zurück, wende meinen Blick dann aber dem Boden zu. Ash lässt unsere Hände sinken und verschränkt unsere Finger miteinander. Leise gehen wir die Gänge zurück zu unserem Matheraum und einmal muss ich Ash davor bewahren, in die falsche Richtung zu laufen und es ist ihm ein bisschen peinlich. Das bringt mich wiederrum dazu ein bisschen zu lachen und er lacht auch auf. Das entspannt mich ein wenig, aber sobald wir den Raum betreten verspannt sich wieder mein ganzer Körper.
Mr Gordon sitzt schon an seinem Platz und geht irgendwelche Zettel durch. Ich will zu meinem Platz gehen, aber Ashs Hand zieht an meiner und nicht ganz freiwillig folge ich ihm zu Mr Gordon.
„Entschuldigen Sie, Sir", sagt Ash höflich.
Mr Gordon schaut auf und beäugt Ashton skeptisch. Dann hellt sich seine Miene auf: „Sie sind der neue Schüler?" Ash nickt fröhlich und stellt sich eilig vor.
„Willkommen, Ashton. An ihrer Schule wurde der Matheunterricht also anders organisiert?", fragt Mr Gordon interessiert. Ash beginnt ihm zu erklären, was er schon alles in Mathe gemacht hat und der Mann vor uns nickt zufrieden und beeindruckt. Ich spüre die Blicke der anderen Schüler in meinem Rücken und tipple nervös von einem Fuß auf den anderen. Ich bin es nicht gewöhnt die Aufmerksamkeit so vieler auf mir zu haben und ich mag es auch nicht.
Es klingelt und Mr Gordon steht auf.
„Suchen Sie sich einen Platz, Ashton. Hallo, Olivia", bemerkt er mich endlich und ich nicke ihm sachte zu.
„Ist neben dir noch was frei?", fragt Ash und dreht sich zu mir.
Ich schüttle den Kopf und Ashton fängt an zu schmollen.
„Direkt hinter mir aber", sage ich und er nickt einigermaßen zufrieden. Ich drehe mich um und gehe auf meinen Platz zu. Ash geht hinter mir her und lässt meine Hand immer noch nicht los. Erst als ich meine Tasche an meinem Tisch fallen lasse, merkt er wohl, dass er auch auf seinen Platz muss und mich nicht mehr festhalten kann. Mit einem Lächeln beugt er sich zu mir runter und drückt mir schnell einen Kuss auf die Wange, dann plumpst er mit einem breiten Grinsen auf den Stuhl hinter mir. Ich drehe mich mit roten Wangen nach vorne und packe eilig und immer noch total nervös meine Mathesachen aus. Ich spüre einen brennenden Blick auf mir und drehe mich zu Hayley, die mich anschaut und zu Ashton schielt. Ich hoffe, sie fragt nicht nach...
Leider hab ich nicht bemerkt, dass noch jemand anders mich anstarrt...

Highschool Nightmare - Michael Clifford FFWhere stories live. Discover now