Kapitel 25

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Hab dich ganz doll lieb HDGDLMichael <3


Ich presse mir eine Hand unter die Nase und schlinge den zweiten Arm um meinen Bauch. Ein schwerer Fehler, weil der nächste Schlag mich mitten auf den Unterarm trifft.Aber dann hört plötzlich alles auf. Die immer wieder auf mich einregnenden Schläge versiegen, aber ich traue mich nicht wieder die Augen zu öffnen. Ich kann Michaels Stöhnen raushören und andere schmerzerfüllte Geräusche.
„Seid ihr eigentlich total behindert?", grunzt jemand und direkt darauf folgt ein kleiner Aufschrei. Ich rutsche an der Wand hinter mir runter und setze mich auf den Boden. Ohne darüber nachzudenken ziehe ich mein Shirt hoch und wische mir das Gesicht ab. Ich kann das Zischen nicht aufhalten, als ich zu stark gegen die Nase komme und ein Wimmern entkommt mir direkt danach.
„Legt euch das nächste Mal direkt mit mir an."
„A-aber."
„Nichts aber!", donnert die Stimme und meine Augen fliegen auf. Direkt vor sehe ich zwei muskulöse Beine und mein Blick gleitet nach oben. Ich sehe den bebenden Rücken, die geballten, blutigen Fäuste und die wilden, blonden Locken.
„Ash", keuche ich. Sein Körper versteift sich für einen Moment, aber dann wirft er sich wieder auf Matt. Er greift ihn am Shirt, hebt ihn auf seine Höhe an und starrt ihn böse an: „Fass sie noch einmal an und ich schneid dir die Eier ab."
Damit wirft er ihn gegen die Wand und stellt sich wieder gerade hin. Er drückt seine Schultern nach hinten durch und lässt die Knöchel in seinen Händen knacksen. Seine ganze Statur strahlt so eine Dominanz aus, dass auch ich auf einmal so unfassbaren Respekt vor ihm entwickle, dass ich mich in meiner Position zusammenkauere.
„Verpisst euch!", keift Ashton ein letztes Mal mit lauter Stimme. Die Jungs schrecken auf und beginnen in verschiedene Richtungen loszurennen, wie ein Haufen aufgescheuchter Hühner.
Mein Blick gleitet wieder an Ashtons Körper hinauf. Seine Schultern sinken wieder ab und seine Fäuste lösen sich langsam. Ich will etwas zu ihm sagen, aber er dreht sich gar nicht zu mir oder zu Michael um, sondern schaut den Kerlen hinterher und geht dann selbst langsam davon.

Stöhnend verlagere ich mein Gewicht auf die andere Seite, sodass ich Michael ansehen kann. Er liegt am Boden mitten im Gang und hat eine Wange an den dreckigen, aber schön kühlen Linoleumboden unserer Schule gepresst. Ein Zittern geht durch seinen Körper und er fängt an zu Würgen.
„Michael", sage ich leise und besorgt und es kommt einfach mit meinem Ausatmen raus. Er würgt weiter und ich nehme meine letzte Kraft zusammen und rutsche zu ihm.
Sein Würgen klingt zu einem heftigen Husten ab und verschwindet dann ganz. Ich hab meine Hand auf seinem Rücken und er drückt sich langsam mit den Armen hoch. Er zittert dabei, aber mein Blick heftet am Boden unter ihm. Direkt vor ihm sind zwei kleine rote Flecken. Er hat Blut ausgespuckt.
„Mikey", sage ich wieder und drehe seinen Kopf sanft zu mir. Er verzieht sofort das Gesicht und rutscht von mir weg.
Ich schaue ihm traurig und verletzt hinterher, wie er sich aufsetzt und leise stöhnt.
Dann kann ich schnelle, pochende Schritte hören und ein erschrockenes Keuchen: „Scheiße."
„Liv. Verdammt. Ist alles okay?"
Calum kniet sich neben mir hin und hat schon ein Handy in der Hand.
„Sieht es so aus?", zischt Michael rüber und Calum verzieht das Gesicht.
„Sorry", murmelt er und tippt auf seinem Handy.
„Ich hab Luke geschrieben. Er wird gleich da sein", versichert Calum mir. Ich nicke und schaue wieder zu Michael.
„Mikey", bitte ich wieder leise und Calum macht einen zustimmenden Laut. Der Schwarzhaarige zögert noch einen Moment, dann stößt er lautstark Luft aus und dreht sich langsam zu uns. Calum zieht scharf die Luft ein und ich hebe meinen nicht schmerzenden Arm an und lege meine Hand sanft an Michaels rechte Wange. Er schließt die Augen und ich spüre das Zittern in seinem Körper. Sein linkes Auge schwillt schon zu, seine Lippe ist aufgeplatzt und auch aus seiner Nase läuft Blut. Über seine linke Wange zieht sich ein roter Streifen und Erleichterung flutet durch meinen Körper, als ich sehe, dass es nur verschmiertes Blut und keine zusätzliche Wunde ist.
Seine Augen gehen wieder auf und er schaut mich an. Ich kann an seinem Adamsapfel sehen, dass er schluckt, aber er hält meinen Blick für eine Sekunde und dann sucht auch er mein Gesicht ab.
„Deine Nase", murmelt er.
Ich ziehe automatisch hoch und huste direkt danach bei dem Geschmack und Geruch von Blut.
Und schon können wir die nächsten Schritte hören und ich spüre, dass es Luke ist. Er wirft sich schon einen Meter vor uns auf den Boden und schlittert den Rest auf seinen Knien zu uns.
„Scheiße, Olivia", seine Arme schlingen sich vorsichtig um meine Taille. Meine Hand fällt von Michaels Wange und ich lehne mich zur Seite. Meine Schulter findet ihren Platz auf Lukes Brust und ich lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab, so dass ich mein Gesicht an seinem Nacken vergraben kann. Er streicht mir sofort beruhigend mit einer Hand über die Haare und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Ich bin da. Ich bin hier. Keine Angst", murmelt er gegen meine Stirn und ich kann an dem leicht erstickten Ton in seiner Stimme hören, dass er mit Tränen kämpft.
Ganz abseits nehme ich wahr, wie Calum sich um Michael kümmert, aber im Moment liegt meine ganze Konzentration auf meinen Zwilling. Er wiegt mich vorsichtig vor und zurück und nuschelt immer wieder leise Versprechen gegen meine Stirn. Ein sanftes „Lass es raus" von Luke reicht aus und mit einem Mal strömen Tränen über meine Wangen, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie zurückhalte.

„Wollt ihr ins Krankenhaus?"
„Nein, nein!", schniefe ich sofort an Lukes Hals und löse mich panisch von ihm.
„Nein!", wiederhole ich mit großen Augen und sehe Ashton neben unserer kleinen Gruppe knien. Er schaut aber niemanden an, sondern schaut zwischen uns durch an die Wand.
Luke zieht mich wieder an sich und ich starre weiter mit großen Augen zu Michael rüber, der auf dem Boden liegt und seinen Kopf in Calums Schoß hat. Calum streicht ihm sanft die Haare aus dem Gesicht und Michael hält sich auch schon ein Taschentuch unter die Nase und an die Lippe.
„Wir... Wir könnten erstmal zu mir? Meine Eltern sind auf der Arbeit und Mali auch in der Schule... Also haben wir noch für ein paar Stunden sturmfrei", schlägt Calum vor.
„Klingt gut", sagt Luke und ich nicke vorsichtig.
Michael stimmt ebenfalls nur mit einem Nicken zu und setzt sich langsam auf. Luke zieht meine Aufmerksamkeit wieder auf sich und er hilft mir beim Aufstehen. Mein Fuß tut tierisch weh und ich kann einen Aufschrei nur unterdrücken, weil ich mein Gesicht in Lukes Schulter drücke. Lukes Hände greifen mich sofort fester um meine Mitte und er wartet ab, bis ich mich beruhigt habe. Ich atme ein paar Mal tief durch, dann setze ich den linken Fuß wieder vorsichtig auf dem Boden ab und ziehe ihn sofort wieder hoch.
„Shit", entkommt es Luke leise und ich ziehe die Nase hoch. Er greift nach meiner Hand und zieht meinen Arm über seine Schultern.
„Argh, Luke! Luke, nein!", keuche ich und ziehe meinen Arm von ihm weg. Ich halte ihn an meine Brust und Luke beißt sich auf die Lippe: „Du musst irgendwie zum Auto kommen..."
„Ashton... Kannst du sie nicht zum Auto tra-", noch bevor Luke die Frage beenden kann, schüttelt Ashton entschieden den Kopf: „Ich fahre mit dem Auto vor. Macht, dass ihr ans Haupttor kommt", und schon joggt er davon.
„Hilf ihm dabei Liv zu stützen...", sagt Michael auf einmal.
„Aber", setzt Cal an, aber Michael löst sich von ihm und stolpert mit den Worten „Ich schaff das schon" an die Wand und stützt sich dort ab.
Wir zögern alle kurz, aber dann kommt Calum wirklich zu mir rüber und schlingt meinen guten Arm um seine Schultern und legt seinen Arm um meine Taille. Luke greift mich von der anderen Seite und zieht mich eng an seine Seite.
So humpeln wir langsam vom Schulgelände und Michael stützt sich immer mal wieder an Wänden, Geländern oder Bäumen ab, bis wir endlich an Ashtons Auto ankommen. Michael hat schon wieder ein steifes Knie und deswegen darf er auf den Beifahrersitz. Luke setzt sich auf der Rückbank in die Mitte und ich lehne mich erledigt an ihn an. Er hält mich im Arm und Ashton reicht uns eine Packung Taschentücher nach hinten.
„Wisch dich ab, Hemmings", murmelt er und fährt los.
„Danke", antworte ich und beginne mir das Blut unter der Nase abzuwischen. Es fließt zum Glück kaum mehr was nach.
„Ich meine den anderen Hemmings", grummelt Ash. Verwundert schaut Luke nach vorne und ich drehe meinen Kopf zu ihm.
„Shit", sage ich und hole noch ein Taschentuch heraus. Ich hab Lukes komplette Schulter und seinen Hals eingesaut. Er bemerkt es auch und wischt sich selbst mein Blut vom Nacken. Es dauert nur ein paar Minuten und ich fange gerade an mich zu entspannen, als Ashton wieder anhält. Wir brauchen ein paar Sekunden, bis Michael als erster bemerkt, dass wir schon da sind.
„Danke, Ash. Wirklich", sagt er und macht die Tür auf. Das bringt auch uns dazu aufzuschauen und Calum und Luke helfen mir aus dem Wagen. Kaum schlägt die letzte Tür zu, braust Ashton wieder davon.

Calum und Luke helfen mir in Calums Haus und setzen mich dort erstmal auf die Couch. Dann geht Calum sofort und holt etwas, um uns zu verarzten, während Luke Michael hilft. Michael kann alleine laufen, ist aber ziemlich langsam.
„Hier", seufzt Luke und Michael plumpst neben mir auf das Sofa. Wir warten nicht lange auf Calum, da kommt er schon mit einem Verbandskasten und zwei Handtüchern die Treppen runtergepoltert und läuft auf uns zu.
„Zuerst müsst ihr beide sauber werden und wir müssen nachschauen, was ihr überhaupt für Verletzungen habt!", bestimmt Calum und streckt seinen Arm aus. Ich folge seinem Finger und sehe, dass er aufs Bad deutet: „Ab rein da mit euch beiden!"
Mit einem schwerfälligen Seufzen hievt Michael sich hoch und humpelt langsam hin, während Luke mir aufhilft und mich wieder mit Calum stützt. Im Bad sitzt Michael schon auf der geschlossenen Toilette und wartet geduldig. Ich werde auf dem Rand der Badewanne abgesetzt und wieder steht Calum vor uns und mustert uns.
„Klamotten runter!"
Meine Augen weiten sich und ich schaue automatisch erst hilfesuchend zu Luke und danach direkt zu Michael, der auch unbehaglich durch die Gegend schaut.
„Muss das sein?", fragt er.
„Wie sollen wir sonst sehen, was los ist?", fragt Calum, als ob es das normalste auf der Welt wäre, zu verlangen, dass Michael und ich uns jetzt hier vor ihm und Luke ausziehen. Wir beide zögern immer noch, aber dann kniet sich Luke vor mir hin und legt ganz sanft beide Hände auf meine Knie. Er sagt nichts, aber sein Blick sagt alles. Er bittet mich darum es einfach zu machen. Er will mir doch einfach nur helfen. Und ich soll einfach darüber hinwegkommen, dass Calum oder Michael mich dann so sehen, weil es wichtiger ist, mich zu versorgen...
Also nicke ich mit einem Seufzen und schiebe mit meiner rechten Hand Lukes Hände von mir. Langsam greife ich mit meinem guten Arm mein Shirt und beginne es hochzuziehen. Den schmerzenden Arm hebe ich nur an und schon finden sich Lukes Hände, die mir dabei helfen, den störenden Stoff über meinen Kopf und den verletzten Arm zu ziehen.
„Du solltest dein Shirt auch wechseln", höre ich Calum sagen und sehe ihn auf Luke deuten. Der nickt nur und Calum fügt an: „Ich kann euch was leihen."
„Mir auch?", frage ich und er nickt sofort. Dann schlingt Luke wieder einen Arm um mich und stützt mich, während ich mich hinstelle, um die Hose loszuwerden. Er hilft mir dabei den Knopf und Reißverschluss zu öffnen und sie über meinen Hintern zu schieben. Danach setze ich mich erst wieder hin und er zieht sie mir ganz aus. Er hängt beides neben mir über den Rand der Wanne und zieht sich dann auch sein Shirt über den Kopf. Ich befreie mich noch alleine von meinem linken Schuh und der Socke und beim rechten muss Luke wieder ran, weil der Fuß so stark weh tut - auch wenn er es macht ist es nicht angenehm, aber es ist erträglich.

Ich schaue rüber und sehe, wie Michael immer noch zögerlich und mit langsamen Bewegungen seine Hose öffnet und sich auch von Calum beim runterziehen helfen lässt, weil er ein Knie nicht abknicken kann.
Während Calum die Handtücher anfeuchtet, schaue ich zu Michael, der mich auch schüchtern mustert. Michaels blasse Haut ist an den Armen von Blut und Blutergüssen übersäht und sein rechtes Knie ist schon dick angeschwollen und nimmt eine ungesunde Farbe an. Sein Gesicht sieht nicht besser aus – wobei sein Auge schon jetzt nicht mehr so geschwollen wirkt - und ich schlucke heftig, aber lächle ihn trotzdem an. Er leckt sich erst über die trockenen Lippen und bringt sie in dem kalten, sterilen Badezimmerlicht zum Glänzen, bevor auch er mir ein kurzes Lächeln schenkt.
„Genug gegenseitig abgecheckt. Jetzt schauen wir euch an!", unterbricht Calum uns und ich zucke bei seiner lauten Stimme zusammen.
Er gibt Luke eins der Handtücher und Luke setzt sich neben mich. Langsam und sanft beginnt er das Blut ordentlich von meinem Gesicht zu wischen und ich sehe, wie er mental beginnt eine Liste zu machen, wo ich verletzt bin. Es dauert ein bisschen, aber dann hat er auch meine Arme abgewischt und sich selbst saubergemacht.
Calum ist inzwischen auch kurz hochgelaufen und hat für uns alle ein paar neue Klamotten geholt. Luke zieht sich das frische Shirt über und mir reicht Calum eins von seinen Tanktops. Ich werfe es mir über und bedecke damit so viel von meinem Körper wie möglich ist.
„Sorry, aber ich hab keine Hose, die dir passen wird... aber ich glaube, deine eigene ist sauber geblieben, oder?", fragt er und hilft Michael dabei in eine lockere Jeans zu steigen.
„Warte", hält Luke sie aber auf und die beiden Jungs halten inne und mustern ihn.
„Das Knie. Wir müssen es kühlen und verbinden und so..."
„Stimmt", nickt Calum. Luke wendet sich an mich und nimmt mir auch meine Jeans aus der Hand. Halbnackt führen sie uns also zurück ins Wohnzimmer und ich bin mehr als froh, dass Calums Top so lang ist, dass es mich zumindest ein bisschen verdeckt.
„Ich hab sogar so eine kühlende Salbe... Die hat meine Mum gekauft, als ich mal umgeknickt bin", sagt Calum und zieht eine Salbe aus der Tasche, die er vorhin mit den Handtüchern gebracht hat.
„Perfekt", freut sich Luke und nimmt sie ihm ab. Ohne Umschweife macht er sich daran meinen Knöchel mit der Salbe einzureiben und Michael schmiert sich selbst sein Knie ein. Danach verbindet Luke meinen Fuß und es fühlt sich gleich viel besser an.
Weil man bei mir ansonsten nicht viel tun kann, schauen Luke und ich jetzt dabei zu, wie Calum ein paar tiefere Schürfwunden an Michaels Armen mit einer braunen Salbe gegen Entzündungen einreibt und auch die dann ordentlich verbindet, damit kein Dreck reinkommt.
Ich verlange nach meiner Hose und mein Bruder hilft mir beim Anziehen. Danach sinke ich nach hinten in die Couch und schließe mit einem tiefen Seufzen die Augen.
„Können wir noch irgendwas an deinem Arm machen?", fragt Calum und schaut mich an. Ich öffne die Augen wieder und schaue selbst auf meinen Arm runter, der inzwischen einen ziemlich hässlichen blauen Fleck hat, der sich über den Oberarm, über den Ellenbogen bis auf den Unterarm zieht. Aber ich schüttle den Kopf, weil mir nichts einfällt, was es besser machen würde.
„Ein bisschen Kühlen vielleicht", schlägt Luke vor. Calum und er holen für Michael und mich Pommes und andere Sachen, die sie in dünne Tücher packen und an die schmerzenden Stellen legen. Michael legt sein Bein hoch, damit die Packung mit Tiefkühlgemüse darauf hält und auch ich lege meinen Fuß hoch. Wir rutschen dafür dichter aneinander und er lächelt mich müde von der Seite an.

Calum schaltet den Fernseher ein und bietet uns was zu Trinken und Essen an. Das Essen schlage ich ab, aber ein Glas Wasser nehme ich sehr gerne an.
„Liv?"
„Hm?", mache ich zurück und schaue zu Luke, der neben mir auf dem Boden sitzt, weil er der Meinung ist, das Sofa wäre mit uns dreien zu eng.
„Was... Was ist mit Mum?", fragt er vorsichtig und mit einem Mal ist meine eben erlangte Ruhe wieder weg.
„Was soll mit eurer Mum sein?", fragt Calum und drückt mir mein Glas in die Hand. Er dreht eine Wasserflasche auf und gießt mir langsam was ein.
„Was wird die wohl sagen, wenn Liv so nach Hause kommt?"
„Sie wollte doch heute Nachmittag endlich zu unserem Dad fliegen und in dem Zustand lässt sie uns bestimmt nicht alleine", beende ich Lukes Gedanken und schaue selbst an meinem Körper runter. Ich ziehe die Packung Pommes kurz von meinem Arm runter und halte sie mir an die aufgeplatzte Lippe und meine leicht blaue Wange.
„Ihr könnt auch erstmal bei mir bleiben? Mali kommt bisschen später aus der Schule und meine Eltern arbeiten beide...", bietet Calum uns an.
„Sie wartet extra darauf, dass wir noch aus der Schule kommen, dann fährt sie erst mit einem Taxi zum Flughafen. Wenn wir nicht auftauchen, wird sie wissen, dass etwas nicht stimmt", erklärt Luke.
„Shit", meint Calum.
„Und wenn du das wieder überschminkst?", wirft Michael ein und deutet auf mein Gesicht.
„Bleiben immer noch zwei Probleme: Wie soll sie nicht bemerken, dass ich kaum laufen kann? Und ich habe mein Make Up nicht dabei."
Calum schnipst mit den Fingern und grinst dann breit. Aber er sagt nichts, sondern springt auf und rennt aus dem Wohnzimmer. Wir schauen ihm verwirrt hinterher, aber wenig später kommt er auch schon wieder zurück und lässt ein großes Kosmetiktäschchen auf meinen Schoß fallen.
„Das ist das Zeug von Mali!", erklärt er stolz.
Ich zwinge ein kleines Lächeln raus und schüttle dann aber den Kopf und gebe es ihm zurück: „Cal... Ich bin weiß wie Schnee... Malis Make Up wird nicht zu meinem Hautton passen..."
„Wirklich nicht?", schmollt Calum los und ich schüttle den Kopf: „Aber trotzdem danke Calum... Ich hätte gar nicht darüber nachgedacht, dass ich was von deiner Schwester nehmen könnte."
„Wir müssen es erstmal also einfach nur schaffen ins Zimmer zu kommen?", fragt Luke: „Dann kannst du zumindest dein Gesicht normal aussehen lassen?"
„Ich denke, ich könnte das alles überschminken", stimme ich nickend zu und Luke atmet tief durch: „Das kriegen wir hin. Ich lenke Mum mit Molly ab oder sowas und du kannst schnell hochlaufen."
„Haha... Schnell und Laufen, guter Witz Luke", brumme ich und er schlägt sich die Hand gegen die Stirn: „Stimmt, sorry."
„Naja, heute Nachmittag hat sich der Knöchel ja vielleicht soweit beruhigt, dass du langsam gehen kannst", sagt Calum. Wir nicken und drehen uns alle zusammen zum Fernseher. Calum schaltet durch die Programme bis er auf Comedy Central kommt und Southpark laufen lässt.

Zurzeit in der wir Mittagspause hätten gehen Calum und Luke in die Küche und machen für uns alle ein paar Sandwichs. Ich gähne und schaue zu Michael hoch.
„Wird bei dir alles okay sein, wenn du nach Hause gehst?"
„Klar... Bist du müde?", fragt er zurück. Ich drücke meine Schultern durch und nicke ihm dann zu.
„K-Kannst dich ruhig... anlehnen oder so", sagt Michael und hebt seinen Arm auf die Rückenlehne. Ich beiße mir auf die Lippe und lasse es gleich wieder sein, weil ich die Wunde erwische.
„Vorsicht", murmelt Michael und legt seine Hand an meine Wange.
„Du hast es wieder aufgerissen...", sein Daumen streicht über meine Lippe und ich starre zu ihm rauf. Er schaut noch einen Moment auf meine Lippe, dann zieht er ruckartig seine Hand zurück und schaut auf seinen Schoß.
„Uh... uhm... S-sorry", nuschelt er leise.

„Okay. Einmal Schinkensandwich für Liv und für Michael Schinken mit Käse!", pfeift Calum fröhlich und Luke hält mir mit einem Lächeln meinen Teller hin. Ich lächle kurz zurück und stelle den Teller auf meinem Schoß ab. Auch Michael nimmt seinen mit einem sanften „Danke" an und schaut mich nicht mehr an.
Calum setzt sich wieder in seinen Sessel und Luke auf den Boden. Ich warte ein bisschen und merke dann, dass Michael seinen einen Arm immer noch hinter mir auf der Lehne liegen hat. Vorsichtig rutsche ich näher und platziere meinen Kopf auf seiner Schulter. Er versteift sich kurz und ich will schon wieder wegrücken und mich entschuldigen – vielleicht hat es ja auch noch wehgetan? Hat er wieder einen Schlag an der Schulter abbekommen? – aber dann rutscht sein Arm von der Lehne auf mich und er legt seine Hand komplett um meine linke Schulter. Ganz sanft fährt er meinen Oberarm ein Stück runter und dann wieder raus. Seine Hand ist warm und sobald sie über meinen blauen Fleck kommt, muss ich Seufzen. Ich greife mit meiner rechten Hand nach seiner und ziehe sie wieder von meiner Schulter auf den Fleck. Er lässt sie einfach dort liegen.
Manchmal scheint Kühlen wohl doch nicht das Beste zu sein...


Highschool Nightmare - Michael Clifford FFDonde viven las historias. Descúbrelo ahora