Kapitel 17: Heute keine Sprechstunde

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Die ersten 500 Reads sind geknackt. Das muss natürlich gebührend gefeiert werden. ;) Darum kommt Kapitel 17 doch eher, als eigentlich geplant. Ihr seid die Besten :) 

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Ich schreckte aus meinen wirren Träumen hoch. Ein Gedanke hatte sich irgendwo aus den tiefsten Tiefen meines Bewusstseins an die Oberfläche gedrängt. Der Doc! Ich musste ihn warnen. Sobald die Autopsie der Leichen vom Pier abgeschlossen wäre, würde rauskommen, dass sich Jimmy nicht unter den Opfern befand. Für die Öffentlichkeit wäre das nur ein weiteres Mysterium in einem ohnehin schon verworrenen Fall; nicht aber für Vince. Er würde wissen, was das bedeutete: Dass ich noch am Leben war. Und der Doc mich vermutlich wieder zusammengeflickt hatte.

Der Doc war zwar eigentlich Sperrzone, soetwas wie neutraler Boden, aber ich wusste auch, wozu Vince in der Lage war, wenn er wütend war. Und das würde er ziemlich sicher sein.

Ich versuchte aufzustehen, dabei wurde mir allerdings kurzzeitig schwarz vor Augen, und so fiel ich der Länge nach, zwischen Couch und Couchtisch, auf den Boden. Während ich dort noch lag und überlegte, ob noch alles an mir dran war, hörte ich ein leises Kichern aus der Küche. Ich drehte meinen Kopf, so weit ich konnte und sah schließlich Nikky, die am Esstisch saß und sich an einer Tasse Kaffee festkrallte. Aus dem Kichern war mittlerweile ein herzhaftes Lachen geworden und so musste sie die Tasse abstellen, um sich nicht mit dem heißen Gebräu zu übergießen. Als sie sich wieder einigermaßen eingefangen hatte, fragte sie:

„Stehen Sie immer so auf?"

„Nur, wenn ich einen spontanen Gravitationscheck machen will."

„Sorry", sagte sie beschwichtigend, „aber das hat gerade echt schräg ausgesehen."

„Kann ich mir denken."

„Alles ok?"

„Werden wir gleich sehen."

Ich versuchte wieder, aufzustehen. Diesmal aber etwas besonnener. Es klappte. Ich ließ mich zurück auf die Couch sinken.

„Wollen Sie auch nen Kaffee?"

„Wie könnte ich dazu nein sagen?"

Sie stand auf, suchte in den Küchenschränken nach einer zweiten Tasse, schenkte ein und brachte sie mir. Dann setzte sie sich neben mich auf die Couch. Ihre Bewegungen waren betont langsam und sorgfältig; sie war auch nicht eben fit an diesem Morgen. Sie zog eine Augenbraue nach oben.

„Also, wollen Sie mir verraten, was Sie so unsanft aus Ihren Träumen gerissen hat?"

„Mir ist etwas Wichtiges eingefallen. Und ich könnte mich dafür ohrfeigen, dass ich nicht schon eher daran gedacht habe."

„Und was wäre das?"

„Der Doc. Er muss schleunigst verschwinden."

„Wegen Vince?"

„Richtig. Sobald die Leichen vom Pier abschließend identifiziert sind, und ich nicht darunter bin, wird Vince wissen, wohin er sich wenden muss."

„Aber der Doc ist Sperrgebiet."

„Wir reden hier immernoch von Vince. Dem traue ich wirklich alles zu."

„Da ist wohl was dran... Aber der Doc weiß das ja auch. Ich schätze mal ganz schwer, dass er längst Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hat."

„Das mag sein. Aber ich kenne den Doc schon eine Weile. Und ich weiß, dass er sehr nachlässig sein kann, wenn es um seine eigene Gesundheit geht."

„Also wollen Sie was tun?"

„Beim Doc vorbeischauen, nach dem rechten sehen. Und ihn davon überzeugen, abzutauchen, sofern er das noch nicht getan hat."

Jimmy is Dead - ein Noire-KrimiWhere stories live. Discover now