Hangar der Träume

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2.Kapitel:

London Airport, bitte aussteigen" ertönte eine Frauenstimme aus dem Lautsprecher einer UBahn „Druckausgleich wird eingeleitet" redete die Tonbandstimme weiter. Kurz darauf zischte es laut und die Türen der Linie r4 öffneten sich quietschend. Charlotte Carlyle hasste diese U-Bahnen mit ihrer neumodischen Druckkapseltechnologie. Es war alles so eng und stickig unter der Erde. Sie löste sich so schnell wie möglich von der schwitzenden Menschenmasse und sprang auf den Bahnsteig. Allerlei Menschen strömten aus der U-Bahn, um ihren Tätigkeiten nachzugehen: Männer, bekleidet mit billigen Anzügen, Bärten und Zylindern, hasteten in Richtung Airport, um ihre Flüge noch zu bekommen. Doch auch Frauen und lachende Kinder besuchten zu hauf den Flughafen.

Auf ihrem Weg zu Hangar 27 begegnete Charlotte verschmutzten Kindern und Taschendieben, die rußbedeckt in einigen Nischen saßen und mit blitzenden Augen auf ihre Opfer warteten, um ihnen unbemerkt die Brieftasche oder Schmuck zu klauen. Wenn sie diese armen Schlucker so ansah, hoffte Charlotte inbrünstig niemals so enden zu müssen, was dank des unsicheren Jobs ihres Vaters kein unrealistisches Szenario war. Doch die Beiden hatten sich schon immer irgendwie durchschlagen können und, auch wenn es manchmal an ein Wunder grenzte, so verdiente Boris mit seinem Job als Schriftsteller genug, um Essen, Stellplatzgebühren und Instandhaltung des Zeppelins zu bezahlen. Doch wegen dem bevorstehenden Krieg, hatte Boris' Kundschaft das Interesse an seinen Büchern verloren und so kam immer weniger Geld ins Haus, was Charlotte große Sorgen bereitete. Ihr Traum war, es den Helden in den Romanen ihres Vaters gleich zutun und mit einem eigenen Luftschiff den Himmel zu befahren, um viele Abenteuer zu erleben. Doch in einer kleinen Kajüte eines alten Luftschiffes, das im staubigsten Hangar Londons stand, entstehen fast schon lächerlich leicht große, ja übermächtige Träume.

Charlotte betrat die große Mittelhalle, von der alle 30 Hangars abzweigten. Die Glaskuppel, welche sich in schwindelerregender Höhe befand und den höchsten Punkt des Flughafens markierte, war mit grünem Glas getönt, sodass einige Gaslampen zusätzlich Licht spenden mussten. Sie war wunderschön und kurz versank sie träumend in den Bildern und Malereien, die diese Zierten.

Alle erzählten ihre eigene Geschichte und stellten hauptsächlich Szenen von der großen Schlacht 1823 um Wien dar, als das Osmanische Reich die zivilisierte Welt einnehmen wollte und sie Admiral Thrawn vor der Vernichtung bewahrte. Nach den Geschichten, die manche Veteranen erzählten, ging dort nicht alles mit rechten Dingen zu: manche glaubten eine flimmernde Gestalt aus Licht gesehen zu haben, die massenweise Gegner getötet haben soll. Einige Veteranen sollen verrückt geworden sein, erzählte man sich in Flüsterkneipen und zwielichtigen Casino- und Opiumhöhlen. Der Admiral wurde als Held gefeiert und geehrt. Die Bilder zeigten zusätzlich auch einige Erfindungen nach der großen Schlacht, einer Zeit der Erfindungen, der Philosophie und zahlreichen weiteren Entdeckungen: Hyperzeppeline, wie unter anderem ihr Vater einen besaß, Hologrammkarten, zahlreiche Schusswaffen aller Art, Energieklingen, die bei Aktivierung tödliche Stromstöße die scharfen Klingen entlangschickten und viele weitere Innovationen. Es war, als wäre ihnen plötzlich eine gänzlich neue Welt eröffnet worden, wenn man bedachte, dass sie sich vorher mit Schwertern die Köpfe einschlugen und Pferde das Haupttransportmittel waren.

Unbeholfen stolperte sie in die Realität zurück, als sie ein kleines Mädchen anrempelte, das erschrocken zu ihr emporschaute. Schnell murmelte sie eine Entschuldigung und orientierte sich nach dem richtigen Hangareingang. An allen Eingängen waren Wachen der englischen Garde positioniert. Sie beneidete die Männer kein bisschen, denn die Soldaten mussten stramm stehen bleiben, ohne sich zu rühren. Charlotte steuerte auf Hangar 27 zu und nickte den Wachen freundlich zu, wohl wissend sie würde keine Antwort bekommen. Die Garde trug das Emblem der Englischen Luftfahrtmarine, zwei altmodische Karabiner, die ein langes Bajonett präsentierten, waren gekreuzt auf einem blauen Hintergrund zu sehen. Über den Waffen war eine mit Edelsteinen verzierte Krone abgebildet. Diese hatte der Admiral höchstpersönlich getragen und wurde nun innerhalb des Königshauses weitervererbt.

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