2|| Mr. Reich

650 22 1
                                    

Tolpatschig wie eh und je steigt er aus seinem Auto aus und fällt dabei fast auf seine hässliche Fresse. Sein Verhalten ist für einen reichen Knacker wirklich erbärmlich. Dennoch sein Haus kann sich sehen lassen. Es ähnelt einer Villa. Ein fetter Pool steht davor und ein riesen Garten. Bei dem Anblick ist mir sogar egal, dass ich mich drei mal verfahren habe um hier her zu kommen. Das Geld kann man ja schon beinahe bis hier her richen. Aber ganz im Ernst, wenn Mr. Reich noch bei allen Sinnen wäre, hätte ich mich auch nicht verfahren können. Aber der liebe Herr musste natürlich mit mir flirten und so haben wir die eine oder andere Ausfahrt verpasst.

"Sollen wir noch in den Pool?", fragt er mich und sein Atem streift meine Haut. Angeekelt gehe ich einen Schritt zurück. Ich will gar nicht erst wissen, wie viele Nutten schon mit ihm in diesem Pool waren. Widerlich.
"Willst du mir nicht zuerst dein Haus zeigen?", lenk ich ab.
Er zuckt mit den Schultern, schlingt jedoch später einen Arm um mich und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Mir wird übel. Besser wir beenden das hier gleich einmal. "Oder hast du vielleicht etwas zu trinken hier, damit wir auf diese Nacht anstoßen können?" Verführerisch sehe ich in an, muss ja in meiner Rolle bleiben.
In seinem inneren Auge geht jetzt Wahrscheinlich furchtbares vor sich. Daran will ich gar nicht erst denken. Sein verschlagenes Grinsen bestätigt dies nur und mit großen Schritten gehen wir in seine Küche. Hauptsache er sieht mich nicht mehr an.

"Nur das beste für meine Liebe Em", murmelt er zu mir, während er mir ein Getränk in die Hand drückt. Jetzt noch n' Spitzname. Na vielen Dank auch. Hat mir gerade noch gefehlt. Wir stoßen an und dabei sieht er mir in meine grünen Augen. "Ach Em", murmelt er und noch weiteres unverständliches Zeugs. Ich lächle nur nickend, einfach freundlich bleiben und stoße ein weiteres Mal mit ihm an. Könnte doch die ganze Nacht so weiter gehen. Hauptsache er fasst mich nicht noch mal an. Doch nach einer Weile wird mir das doch zu dumm. "Willst du dich nicht frisch machen gehen?", frage ich und fahre ihm durch sein fettiges Haar. Wie ekelig. Kleine Mädchen haben so was von recht. Männer sind eklig. Reich bejaht und verschwiendet. Zum Glück.

Okay, so wie ich ihn einschätze braucht er höchstwahrscheinlich nur 5 Minuten und kommt dann wieder zu mir. Er hat ja schon gesabbert. Also schnell.

Ich ziehe mein langes Kleid nach oben und hole ein kleinen Behälter hervor, welche ich mit einer Schnurr an meinem Bein befähigt habe. Nur eine Pille nehme ich hinaus und werfe sie in sein Getränk. Dann verstaue ich es wieder und stelle mich unauffällig hin.
Kurz darauf schlingen sich auch zwei Arme um mich. Ich muss Luft holen. Wenn er wenigstens gut aussehen würde. Langsam löse ich seine Arme von mir und drehe mich in seine Richtung um. "Trink doch etwas", meine ich und halte ihm sein Getränk hin. Gleichzeitig könnte ich mich dafür Ohrfeigenen. Die Pille hat sich noch nicht ganz aufgelöst. Und was jetzt? Der Typ starrt mich an und nimmt das Getränk an sich. Seine Augen starren dabei auf meine Oberweite. Arsch. Aber genau das brauch ich jetzt. "Ich wette du kannst das nicht herunter exen", flüstere ich ihm zu und beiße mir auf meine Unterlippe. Das klappt immer um Abzulenken. "Das ist doch nicht viel", meint er schmunzeln, zieht mich näher an sich und trinkt alles aus und die Pille schluckt er mit dazu. Erleichtert atme ich aus. Nichts bemerk. Toll. Wäre doch fast schiefgelaufen. Und jetzt heißt es warten.

"Schatz", ich lache leicht und lenke ihn zu der Couch. Auf den Boden muss er mir auch nicht fallen. Schwankend folgt er meinen Anweisungen und lässt sich bald auf der teuren Sitzgelegenheit nieder. Sein Leben möchte ich haben. "Ja, Babe?" Er wirkt nicht mehr ganz bei Sinnen, was mich breiter grinsen lässt. "Wo hast du denn deinen Safe?" Grunzend lacht er und kommt meinem Gesicht näher. "In unserm
Schlafzimmer unter dem Bett." Ruckartig lässt er sich wieder nach hinten fallen. "Und den Code?" Seine Augen fallen immer wieder zu. Scheiße ich brauche doch den Code. "Baby, was ist der Code?", wiederhole ich meine Frage.
"Unser Hochzeitstag 25.05.92. Weißt du nicht mehr?" "Doch, doch wollte es nur noch mal von dir hören" Langsam streiche ihm über seine Wange. Wie süß, er ist verheiratet und denkt ich wäre seine Frau. Wenn sie das nur wissen würde. Die arme Frau. Aber das lässt mich...kalt. Ich stehe auf und lasse ihm auf der Couch liegen. Zwar schläft er noch nicht, aber wehren kann er sich auch gegen nichts mehr. Toll diese Pillen.

Es piepst und das Türchen geht auf. Er hat die Wahrheit gesagt. Fast schon zu einfach. Macht ja gar keinen Spaß mehr.

Ein kleiner Stapel mit Hunderterscheinen und einer mit Fünfhunderterscheinen steht nun direkt vor meinem Augen. Gerade passend für meine schwarze Handtasche. Ich greife nach Ihnen und stecke sie ein. Zwischen den Scheinen lagen Bilder. Irgendwelche unbedeutenden, einfach welche von ihm und wahrscheinlich seiner Frau. Sie sehen echt glücklich aus. Der Schein kann ja so trügen. Sie sind uninteressant weshalb ich sie einfach liegen lassen. Was will ich mit Ihnen auch anfangen?

Ich wische meine Fingerabdrücke ab und schließe die Türe wieder. Dann gehe ich nach unten in die Küche, wo ich alle Beweismaterialen verschwinden lassen. Es soll so aussehen, als wäre ich nie hier gewesen. Niemand soll etwas davon wissen. Nicht mal er wird sich an mich erinnern. Ach gottchen ich vergöttere diese Pillen. Morgen wird er aufwachen und vielleicht sein Geld vermissen, aber an mich wird er sich nicht erinnern. Ein guter Dieb hinterlässt keine Spuren.

"Tut mir beinahe leid für dich", meine ich lachend und öffne die Tür, dabei fällt mir seine Rolex auf. Langsam gehe ich wieder auf ihn zu und nehme sie ihm ab. Diese Uhr ist wirklich toll. Besser als einige Männer. Sie ist wenigstens zuverlässig und nach ihr geht sich, wenn ich mich beeile, noch ein Opfer aus.

Opfer. Victim. Mann.

Die Tür knallt ins Schloss und mit einem Grinser im Gesicht verlasse ich das Haus. Heute hat es sich wirklich gelohnt. Auch wenn es schöner gewesen wäre, wenn er schöner gewesen wäre. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Auch wenn es mir heute Mr. Reich oder auch Mr. Ignaz Widerling oder wie auch immer, ziemlich einfach gemacht hat.
Danke dafür.

Weil Liebe nicht reicht [CroFf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt