Weil Liebe nicht reicht [CroFf]

35|| Epilog

Deutschlands erfolgreichster Rapper gibt vermissten Anzeige auf.
(Stuttgarter Zeitung 18.02.2019)

Die Frau des Stuttgarter Rappers Carlo Waibel, auch unter dem Namen Cro bekannt, wurde gestern von dem Rapper selbst für vermisst gemeldet. Als Herr Waibel am Sonntagabend von mehreren Auftritten nach Hause kam, fand er das Haus leer auf. [...]

Ist Laura Waibel entführt worden?
(Stuttgarter Zeitung 28.02.2019)

Nach mehreren Untersuchungen gab die Polizei bekannt, dass es sich bei dem Fall um Laura Waibel, wahrscheinlich um einen Entführung handelt. Die Ermittlungen laufen. [mehr auf Seite 26]

Rapper Cro bricht die Tour 2019 nicht ab.
(Stuttgarter Zeitung 05.05.2019)

Die Gerüchte, das die Tour des Pandarappers, wegen persönlichen Gründen, abgesagt wird, stimmen nicht. Gestern gab der Rapper in einem Interview selbst bekannt, dass die Tour wie geplant stattfinden wird und Andeutungen auf ein neues Album wurden gemacht. [...]

Zeile um Zeile wurde geschrieben. Halbwahrheiten aufs Blatt gebracht. "Wie soll das weiter gehen?", hatte Carlo gefragt, als er seine Tochter ein weiteres Mal zu Bett brachte und die Streifenwagen vor der Tür beobachtete. Das Mädchen blieb still. Es verstand nicht, wieso ihr Vater so traurig war. Sie verstand es noch nicht. Aber das musste Chrisina auch nicht tun. Das hätte sie nur noch mehr mitgenommen.
Die Zeiten waren für Carlo, den fröhlichen Rapper, dessen Welt oft so leicht war, nicht mehr rosig aber um eines war der Rapper doch noch froh und das war die Lüge, dass er keine Kinder hatte. Niemand von der Öffentlichkeit wusste von Christina. Was ihr Freiraum gab und diesen Freiraum wollte er seiner Tochter geben. Sie sollte ein ganz normales Kind sein. Ohne den ganzen Trubel. Besonders jetzt in dieser schweren Zeit.
Laura war seit Wochen verschwunden und niemand wusste wo sie war. Doch war sich Carlo bei einem ganz sicher. Seine Frau wurde nicht entführt. Wenn sie gegangen war dann freiwillig. Zuerst hatte er an eine Entführung geglaubt. Tat alles um sie zu finden. Seinen Job ließ er dabei schleifen. Inzwischen aber hatte sich seine Meinung dazu geändert. Warum erpresste ihn niemand, warum wollte niemand Lösegeld?
Das ergab doch keinen Sinn. Warum entführte man sie? Was wurde hier gespielt? Fragen. Aber keine Antworten.
Zu seinem eigenen Schutz hatte sein Label zwei Bodyguards in sein Haus geschickt. Jetzt wo niemand wusste warum Laura verschwunden war, war es das beste. Wer hätte schon versichern können, das Carlo nicht in Gefahr war? Die beiden Männer beschützten den beliebten Rapper, nahmen ihm gleichzeitig aber auch den Freiraum, den er so sehr liebte. Vor der Tür fuhren ab und zu Streifenwagen vorbei, um nach Laura Ausschau zu halten. Aber vergebens. Sie war nicht hier. Vielleicht war sie ja tot. Carlo musste schlucken. Daran lieber nicht denken. "Mama liebt dich", flüsterte Christina in die Luft, als ihr die Worte von Laura in den Sinn kamen und schloss dannach ihre Augen. So als könne sie erst jetzt schlafen. Carlo wendetete sich zurück und sah die kleine an. "Und warum ist sie dann nicht hier?" Eine Antwort blieb aus. Das Kind schlief schon im Bett als wäre nichts gewesen. Vielleicht hatte sie einfach nicht bemerkt was hier vor sich ging. Laut seufzte Carlo um aus dem Raum zu verschwinden, an den Bodyguards vorbei in sein Wohnzimmer. Indem er sich eine Zigarette anzündende. Der Rauch war so befreiend und ließ ihn wenigstens für eine Zeit sich besser fühlen. Auf seinem Handy blinkte ein Anruf von Johannes auf. Er war nach Barcelona geflogen. Markus meinte einige Tage vor Lauras Verschwienden habe er sich verabschiedet. Darum bekam er auch das ganze Drama nicht mit. Aber als er es mitbekam hatte er sofort angerufen und das tat er jeden Tag. Aber Carlo wollte nicht reden und ignorierte den nervenden Ton, bis er verstummte.
"Alles in Ordnung?", fragte ihn die heiseren Stimme seiner Schwiegermutter und er nickte. Dicke Augenringe zierten ihr zartes Gesicht. Ihr ging es seit dem Verschwinden am schlechtesten von allen und um nicht alleine zu sein, wenn ihr Mann noch arbeitete, hatte Carlo seine Schwiegereltern zu sich eingeladen. So war niemand alleine und sie konnte auf die kleine Christina aufpassen um sich abzulenken.
"Christina meinte gestern, dass du ein Held bist", gestand die ältere Frau und ließ sich neben Carlo nieder. "Sie ist wirklich bezaubernd." Er stimmte ihren Worten zu. Sie war bezaubernd. So wie ihre Mutter und sie war noch da. Also musste er sie beschützen. Auf der Couch redeten sie noch viel, bis sich Carlo aufstellte und in sein Zimmer ging. Das war um 05:08 Uhr. Der Blick in das Schlafzimmer war immer der Gleiche. Alle ihre Sachen waren noch da. Sogar ihr Duft schien er noch zu richen. Warum tat sie ihm das an? Er ließ sich nach hinten fallen und schloss die Augen. Irgendwie musste er weiterleben. Aber er hatte verlernt wie. So kompliziert schien aufeinmal alles zu sein. Doch er war sich sicher, dass das Leben weitergehen musste und mit diesem Satz ging er durch sein Leben. Denn er wusste. Jeder Moment war wie ein Kartenhaus.

Ende