*21 Traum

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"Leute, das ist Will Davis, mein Gefährte.", stellte ich den Wächtern mit müdem, aber glücklichen Blick auf Will meinen Freund vor. Will senkte leicht den Kopf, bevor ich ihn gegen die Schulter schlug und meinte: "Wir sind in einer Beziehung, Will. Das bedeutet gleichwertige Partner. Und wenn du mir nicht untergeordnet bist, dann ihnen auch nicht." Unsicher sah Will in die Runde, doch als mir keiner widersprach lächelte er und legte seinen Arm um meine Hüfte. "Und seit wann kennt ihr euch?", fragte Ceithre interessiert. "Ähm, fast drei Monate müssten es sein...", antwortete Will. Wow. Es kam mir vor wie Jahre... Ich schloss müde die Augen und lehnte mich gegen Will. Er roch so unglaublich gut. "Will! Erzähl bitte bitte, wie ihr euch kennengelernt habt! Die Geschichte ist toll!", meinte Jana begeistert und ich schmunzelte an Will's Schulter. "Woher...?", fragte er verwirrt. "Oh, ähm, ich bin Jana, 6. Wächterin. Also, die Wächterin des Schicksals.", stellte sie sich vor. Will lachte. "Achso! Naja, also... Ich bin, wie ihr vielleicht wisst, der Alpha des X743. Und einer unserer Omegas hatte große Probleme mit den Oberstufenschülern, weshalb ich ihn und meine Schwester zur Schule begleitet habe..." Ich driftete langsam in den Schlaf. Wills Stimme drang unterbewusst noch zu mir hindurch, doch nur, bis ich schließlich von dem Tag träumte, an dem ich...

... "Hier wären wir." Mum nickte mir zu, sodass ich mich wieder in einen Menschen verwandelte. "So, mein Schatz. Pass auf. In 14 Jahren kommt du wieder zurück, so ist es ausgemacht." Ich sah sie aus meinen kindlichen Augen groß an. "Ach, und hier:" Mit zittrigen Händen nahm sie Kontaktlinsen aus ihrer Tasche. "Die musst du tragen, Liebling." Ich verzog das Gesicht. "Ich weiß, das ist nicht toll. Aber du wirst dich daran gewöhnen, sie zu tragen. Ach, mein Kleiner. Du bist so stark!" Sanft strich sie mir über die Wange. Ich rieb mir über meinen brennenden Brustkorb. Erst vor ein paar Tagen war ich zum Wächter ernannt worden, das frische Tattoo brannte auf meiner Haut. Noch war die Lederkette viel zu groß, ich war erst drei Jahre alt. "Mama!", verlangte ich bittend. Mein Wortschatz war nicht groß und bestand größtenteils aus nachgeahmten Lauten, doch in meinem Kopf begriff ich alles viel besser, als man zuerst vermuten würde. "Ich weiß, Five." Tränen schimmerten in ihren Augen. "Mama!" Aus dem Wald hinter uns traten zwei Personen, eine Frau und ein Mann. Ihre Wölfe waren aufgewühlt, sie schienen nervös. "Hallo. Sie sind Sarah?", fragte die Frau meine Mutter und ich knurrte sie sofort an, wie ich es bei den Wächtern gelernt hatte. Man stelle sich vor: Ein kleiner dunkelhaariger Junge knurrt eine Frau an, deren Hüfte den Kopf des Jungen noch überragte. "Ist schon gut, Five. Das ist deine Mama für die nächsten Jahre." Ich sah verwirrt zwischen beiden hin und her. "Name?", fragte ich. Schließlich sah ich nicht ein, diese wildfremde Frau mit einem Namen zu betiteln, der nur meiner Mutter gebührte. Aber meine Mum schüttele den Kopf. "Nein, Five. Nenn' sie einfach Mama. Das ist okay für mich! Du darfst das!" Es war aber nicht okay für mich. Langsam verstand mein junges Gehirn, dass meine Mutter drauf und dran war, mich wegzugeben. Sie wandte sich an die Frau. "Ich bin sehr erleichtert, ihn zu ihnen geben zu können,..." Den Rest des Satzes hörte ich nicht mehr, sondern begann laut zu brüllen. Meine Augen glühten Rot und ich war irgendwas zwischen Mensch und Wolf, während ich anfing zu weinen und mich, wütend darauf, dass sie es überhaupt versuchte, gegen den Entschluss meiner Mutter zu wehren. Meine Gaben gerieten außer Kontrolle und Feuer flammte um mir herum auf. Erschrocken wichen meine Mutter und die Fremden zurück. "Nicht weg! Mama!", schrie ich verzweifelt. Nun auch weinend stieg meine Mutter über die Flammen und nahm mich einfach in den Arm. Augenblicklich erlosch das Feuer und ich beruhigte mich. "Ich liebe dich sehr, Five. Du bist so ein Starker und wirst schon bald ein großartiger Wächter sein! Ich bin so stolz auf dich!" Mir wurde klar, dass ich sie nicht im Stich lassen konnte. Und die fremden Menschen sahen auch nicht so böse aus. Trotzdem missfiel es mir, meine Mutter allein zu lassen. Die fremde Frau nahm mich an die Hand. "Hallo, Five. Möchtest du mit mir kommen?" Ich sah meine Mutter an, die mich gezwungen anlächelte und nickte. "Sei tapfer!" Ich griff immernoch leise weinend nach der Hand der Frau und ging mit ihr in den Wald, während der Mann noch etwas mit meiner Mum besprach.

14 Jahre später saß ich gegen 19:30h genau an dieser Stelle, an der ich meine Mutter zum letzten Mal gesehen hatte, und dachte darüber nach, was nun passieren sollte. In zwei Tagen würden die Wächter kommen und mich wieder mitnehmen, ich würde Pflichten und Verantwortungen auferlegt bekommen und endlich erfahren, was meine Aufgabe war.

Five, kommst du bitte wieder nach Hause?

Meine "Mutter". Die einzige, die einen Link zu mir hatte. Seufzend stand ich auf. Wieso war sie nicht hier, um mir zu helfen? Irgendwann hatten die Gespräche über den Mutter- Kind- Link aufgehört, irgendwann verschwand er. Das Gefühl, dass meine Mutter tot war, ließ sich nicht abschütten. Ich sah mich um und verwandelte mich dann in einen Wolf. Keiner durfte mein schwarzes Fell und die lederne Kette mit dem roten Edelstein zu Gesicht bekommen. Doch als ich zurück zum Schlafplatz kam, kam ich mitten in eine blutig Schlacht...

"Five? Hey, Babe, aufwachen!" Ich öffnete müde die Augen. "Oh mein... Er nennt ihn 'Babe'!", quietschte Hannah. Verschlafen sah ich mich um. Will und ich saßen immernoch auf dem Boden, doch außer Hannah und Septim war keiner mehr im Raum. "Was ist?", fragte ich. "Die Ratsältesten haben eine Versammlung einberufen.", erklärte Septim lächelnd. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sie sehr abgekämpft und erschöpft wirkte, doch das war verständlich. Für ihre 13 Jahre hatte sie herausragend gekämpft. "Oh, ähm... jetzt sofort?" Die beiden Mädchen nickten. "Und was ist mit dir?", fragte ich an Will gewandt. Hannah antwortete sofort: "Na, er kommt mit! Wir haben sowieso einen Platz zu viel..." Überrascht und auch ein wenig besorgt sah ich sie an. "Wer...?" Septim wechselte einen Blick mit Hannah. "Ähm, also... Julian ist gerade eben erst gegangen. Er... sagen wir, er hat es abgelehnt, an einer Versammlung mit euch beiden teilzunehmen." Ich seufzte und murmelte: "Ich dachte, wir hätten das geklärt..." "Habt ihr auch!", sagte Will. "Nur ich habe das nicht einfach auf mir sitzen lassen. Und das habe ich ihm klar gemacht." Hannah begann zu grinsen. "Oje, was hast du gemacht?", fragte ich etwas alarmiert doch er zuckte nur mit den Schultern und stand auf. Dann zog er mich hoch, sagte "Nichts Gravierendes." und verließ dann mit mir nach den beiden Wächterinnen den Raum.

Nichts Gravierendes. Ist klar!

Mach dir darum keine Sorgen.

Mach ich nicht. Mehr Sorgen macht mir der Rat... Was, wenn sie dich ausfragen?

Das werde ich schon überleben. Ähm, eine Frage noch: Wie habe ich mich zu Verhalten?

Ich kicherte leise, blieb stehen und küsste ihn sanft. Hannah quiekte auf, als sie das bemerkte. "Halte dich einfach an mich."

Unkontrolliert!!

Five (Werwolf boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt