Kapitel 7

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Alice holte uns Drinks, während ich blöd in irgendeiner Ecke im Haus von Nils' Freund stand. Ich glaubte, sein Name war Tim.
Ich kannte nicht viele Leute hier. Es waren viele bekannte Gesichter aus unserer Schule, aber keiner, den ich richtig kannte. Ich wartete auf Alice, aber nach zehn Minuten war sie immer noch nicht da. Also machte ich mich auf die Suche. Ich schlenderte durch das Haus, aber fand sie nirgendswo.
Wo konnte sie nur stecken? Ich lief weiter und weiter durch irgendwelche Flure. Dieses Haus war riesig.
Irgendwann stieß ich auf Nils. Er war ziemlich betrunken und kam auf mich zu. Noch mindestens zehn Meter von mir entfernt schrie er: "Haaaallooooo!"
Ich musste lachen. Er sah wirklich witzig aus. Er kam zu mir und lachte auch.
"Cool, dass du gekommen bist.", sagte er und umarmte mich. Ich umarmte ihn zurück. Er rich ziemlich stark nach Vodka.
"Tanzen?", fragte er.
"Hab' ich eine Wahl?"
"Nein.", antwortete er lachend. Er reichte mir seine Hand. Ich gab' nach und nahm sie, dann zog er mich in die tanzende Menge. Es hatte keinen Sinn, mit einem Betrunkenen zu diskutieren.
Obwohl ich eigentlich nicht wollte, war es ziemlich lustig, mit Nils zu tanzen. Er kümmerte sich nicht darum, was die anderen über seine bescheuerten Tanzschritte dachten, was höchstwahrscheinlich daran lag, dass er einfach zu betrunken war. Wir tanzten und lachten. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß mit jemand anderes außer Alice.

Irgendwann kam Worth It von Fifth Harmony an und Nils drehte mich plötzlich um, sodass ich mit dem Rücken zu ihn tanzte. Er packte meine Hüften und zog mich ganz eng an sich. Meines Erachtens nach zu eng. Ich ignorierte es und tanzte einfach weiter. Irgendwann merkte ich nur, wie er meinen Nacken küsste. Was machte er da? Das war zu viel. Er konnte nicht einfach meinen Nacken küssen. Was war in ihn gefahren? Ich wollte mich von ihm lösen, aber er war einfach zu stark und ließ nicht locker. Mittlerweile hatte er seinen linken Arm komplett um mich geschlungen und rieb sich an mich. Widerlich. Ich bekam Panik. Es war genau wie in meinem Traum, nur war es diesmal Realität. Hatte ich so etwas wie eine Vorahnung? Gab es so etwas überhaupt? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur eins: ich musste von ihm loskommen. Ich zerrte an seinem Arm und versuchte, ihn wegzudrücken. Es klappte nicht. Alle um uns herum waren mit anderen Dingen beschäftigt. Keiner half mir.
Aber dann kam meine Erlösung. Alice. Sie verpasst Nils eine Ohrfeige und schubste ihn von mir weg. Er machte einige Schritte nach hinten und war erschrocken und völlig verwirrt. Dann schrie sie ihn an. Ich verstand wegen der lauten Musik nicht, was sie sagte, aber es sah nicht nett aus. Sie nahm meine Hand und stürmte aus dem Haus.
Sie lief einige Meter die Straße in Richtung nach Hause entlang und zog mich praktisch hinter sich her. Ich kam nicht so schnell mit und musste schon joggen, um mit ihrem Schritttempo mitzuhalten. Irgendwann blieb sie endlich stehen.
"Ist alles okay mit dir? Hat er noch irgendwas anderes gemacht? Hat er dir wehgetan?", fragte sie.
Ich konnte den Schmerz in ihren Augen sehen.
"Es ist alles in Ordnung. Er hat mir nicht wehgetan. Er hat mich nur geküsst und hat mich an sich gedrückt, aber das war's auch schon."
"Bist du sicher?", hakte sie nach.
"Ja.", versicherte ich ihr mit einem Lächeln, "Danke, dass du mir geholfen hast."
"Selbstverständlich, Schatz. Ich weiß nicht, warum diese ganzen Vollidioten drumherum nichts gemacht haben! Aber es ist eigentlich meine Schuld. Ich hätte dich nicht verlassen dürfen. Ich wollte Drinks holen und dann war da dieses supersüße Mädel und wir haben geflirtet und irgendwie hat es gefunkt und dann haben wir angefangen rumzumachen und sind nach oben in irgendein Schlafzimmer und haben miteinander geschlafen. Es tut mir leid, dass ich so egoistisch war. Es ist alles meine Schuld. Entschuldigung."
"Psst. Es ist nicht deine Schuld. Es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut, es ist nichts passiert. Du hast mich gerettet, meine Heldin. Also mach' dir keine Vorwürfe." Ich umarmte sie und küsste ihre Wange. Sie schüttelte ihren Kopf und sah mich traurig an. Sie hatte Schuldgefühle, ich konnte es sehen. Ich unarmte sie und strich ihr über's Haar, um sie zu beruhigen. Eigentlich war mir gerade etwas Schlimmes passiert, aber sie schien verstörter zu sein als ich. Ich nahm ihre Hand und wir liefen zu ihr nach Hause.

Ich hatte meiner Mom nicht erzählt, dass ich auf einer Party war. Das hätte sie niemals erlaubt. Stattdessen hatte ich ihr gesagt, dass ich bei Alice übernachten würde. Nur wir zwei. Und Filme. Und Popcorn. Sie hatte es mir abgekauft. Wahrscheinlich aber nur, weil sie so im Stress mit den Vorbereitungen für das Essen war. Mel und Sam waren nämlich wieder da. Sie würden von nun an öfter kommen. Na toll. Das hieß, dass ich Melanie öfter unter die Augen treten musste und dass ich mich ständig verstellen musste, um vor Sam ein gutes Bild zu machen. Konnte ich mich bitte erschießen?

Bei Alice angekommen, ging ich erstmal duschen, um mein ekliges Gefühl von Nils klebrigen Lippen loszuwerden. Frisch geduscht und im Bademantel eingehüllt legte ich mich auf Alice' Bett. Sie kam später mit Pizza, Cola und Popcorn herein. Wir schauten uns einige DVDs an und aßen die Pizza und das Popcorn. Ich kuschelte mich an Alice. Unsere Beine waren ineinander verschlungen und mein Kopf lag auf ihrer Brust.
Ich merkte, wie meine Augen zu gingen und ich langsam einschlief. Das Letzte, was ich bemerkte, war, dass Alice meine Stirn küsste.

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Ich wachte von alleine auf. Ich schaute um mich und stellte fest, dass ich bei Alice war. Ich hatte es vergessen. Wir lagen in derselben Position wie wir eingeschlafen waren. Mein Kopf auf Alice' Brust, unsere Beine ineinander verschlungen und ihre Arme um mich geschlungen und meine um sie.
Ich drehte mich etwas und Ali löste ihre Arme von mir. Ich stand auf und ging ins Bad. Ich ging auf's Klo und wusch mein Gesicht. Ich hatte noch den Bademantel von gestern an. Er war wirklich bequem, ich musste Alice fragen, woher sie ihn hatte. Ich ging wieder in Alis Zimmer und schaute in ihrem Schrank nach frischen Klamotten. Sie hatte zum Glück dieselbe Größe wie ich.
Ich kramte einige Sachen raus und zog erstmal Unterwäsche an. Dann stellte ich mich vor ihren großen Spiegel und hielt verschiedene Sachen vor meinen Körper, um abzuwägen, was am besten aussieht.
"Ich bin für die grüne Hot Pants und das weiße Top."
Ich schrak auf und drehte mich um. Al lag im Bett und stützte sich auf ihre Ellbogen. Sie musterte mich von oben bis unten.
"Gott, hast du mich erschreckt!", sagte ich.
"Du siehst sexy aus in meiner Unterwäsche.", antwortete sie und ignorierte meine Aussage.
Ich grinste sie an. Dann posierte ich in verschiedenen sexy Posen - zumindest hoffte ich, dass es einigermaßen sexy aussah. "Du meinst also so?", fragte ich sie.
Ein breites Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht sichtbar.
"Ja genau so.", sagte sie lachend und warf ein Kissen auf mich.
Sie stand auf und lief zur Tür. Beim Vorbeigehen schlug sie mir auf den Hintern. Ich quiekte und sprang auf. Ich zog das an, was Alice gesagt hatte und lief ihr schnell hinterher in die Küche. Ich hatte einen Mordshunger.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt