Kapitel 53

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"Du bist so wunderschön, weißt du das?", fragte Sam mich. Er strich mir durchs Haar und küsste meine Stirn.
Ich lächelte ihn an und versteckte mein Gesicht in seiner Brust. "Ich bin nicht wunderschön." Es kam eher wie ein Murmeln heraus. "Aber weißt du was? Du bist wunderschön. Der schönste Mann, den ich je auf diesem Planeten gesehen habe.", sagte ich und schaute herauf zu ihm.
Er fing an, zu lachen. "Mann?"
Ich schüttelte den Kopf. "Du weißt schon, was ich meine. Du bist kein Junge mehr. Aber du hast Recht, du bist auch kein Mann. Ein richtiger Mann würde nicht mit mir auf der Rückbank seines Autos kuscheln."
Er lachte. "Wo sollten wir denn sonst hin? Wir können ja schließlich schlecht zu dir nach Hause und wieder zu mir zu fahren, wäre sinnlos, weil ich dich danach wieder zurückbringen müsste. Das würde einfach zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich finde den Waldrand hier ziemlich nett. Also dachte ich, parke ich das Auto hier und wir machen auf der Rückbank rum."
Ich schlug ihm spielerisch auf die Brust. Ich konnte es einfach nicht fassen. Wir saßen hier tatsächlich in seinem Auto und kuschelten nachdem wir sehr lange miteinander rumgemacht hatten. Ich war überglücklich. Sam war perfekt und ich fühlte mich in seiner Gegenwart einfach pudelwohl, ich konnte ganz ich selbst sein. Ich wünschte nur, er wäre nicht Melanies fester Freund. Andererseits wären wir uns sonst aber wahrscheinlich nie begegnet.
"An was denkst du gerade?", riss Sam mich aus meinen Gedanken.
"Ach, nichts. Ich bin nur glücklich, mit dir hier zu sein.", antwortete ich und lächelte ihn an. Er zeigte mir seine perfekten Zähne und beugte sich dann herunter, um mich zu küssen. Es war einfach traumhaft, ihn zu küssen. Ich schwebte auf Wolke sieben und könnte ihn den ganzen Tag küssen. Er fuhr mit seiner rechten Hand mein Bein entlang und stoppte an meiner Hüfte. Dann fuhr er mit seiner Hand unter mein T-Shirt und machte mit seinem Daumen kleine Kreise auf meiner nackten Haut. Ich spürte ein Kribbeln an der Stelle. Er strich mir weiter über den Bauch und berührte schließlich meine Brust. Er fing an, sie zu massieren und ich spürte eine komplett neue Sensation in mir. Es war schön, aber auch ungewohnt. Ich wusste nicht, ob ich es gut oder schlecht fand, aber eins wusste ich: es ging mir alles ein bisschen zu schnell. Ich hatte keine Erfahrung in dem Bereich und kannte Sam noch nicht gut genug, um diesen Schritt mit ihm zu gehen. Ich konnte mir vorstellen, was als nächstes geschehen würde, wenn ich jetzt keinen Schlussstrich ziehen würde. Ich drehte mich leicht zur Seite, in der Hoffnung, er würde mein Signal verstehen und aufhören. Er tat es nicht. Ich stöhnte kurz auf, aber hatte das Gefühl, das regte ihn nur noch mehr dazu an, weiterzumachen. Er verlagerte sein Gewicht und lag jetzt praktisch auf mir. Er fing an, mit seiner anderen Hand an meinem Hosenbund entlangzufahren und an meinem Knopf herumzufummeln. Ich hörte auf, ihn zu küssen und versuchte, ihn leicht wegzudrücken, aber es half nichts. Es war, als würde er gar nicht bemerken, was ich tat und in seiner eigenen Welt sein, so fokussiert darauf, mich auszuziehen.
"Sam, ich- okay, können wir- können wir es vielleicht- Sam- Sam!", versuchte ich zwischen den Küssen zu sagen. Endlich reagierte er. Er schaute mich erschrocken an.
"Was? Was ist los?", fragte er.
"Können wir bitte einen Gang zurückschalten? Ich kann nicht, das ist zu früh. Ich- ich fühle mich noch nicht bereit dafür. Es tut mir leid, aber ich-", sagte ich, als er mich unterbrach. "Alles gut. Du musst mir nichts erklären. Wenn du dich nicht bereit fühlst, dann respektiere ich das. Ich will und werde dich zu nichts drängen. Wenn du so weit bist, dann sag mir einfach Bescheid.", sagte er, "Bis dahin gebe ich mich auch damit zufrieden." Er zog mein T-Shirt herunter und fing wieder an, mich zu küssen.
Ein Gefühl von Erleichterung machte sich in mir breit. Ich hatte gedacht, dass er sauer werden würde, aber er war so verständnisvoll. Er war einfach durch und durch perfekt und ich hasste Melanie dafür, dass sie so einen wundervollen Freund hatte und es nicht einmal sehen konnte, während ich es sah, aber leider nichts machen konnte, da er der Freund meiner Schwester war und ich ihn niemals haben könnte. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit, sondern nur heimlich an solchen Plätzen wie an diesem hier. Ich schloss meine Augen und vergaß Melanie. Ich wollte den Moment genießen, ich wollte nur Sams Lippen auf meinen spüren und an nichts anderes denken. Ich wusste, dass dieser Moment kurzlebig war und wollte ihn somit mit allen meinen Sinnen genießen.

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"Wie war es bei Alice?", fragte meine Mom mich. Sie war nicht besonders begeistert, dass ich die Nacht bei "Alice" verbracht hatte. Wüsste sie, dass ich die Nacht bei Sam verbracht hatte, würde sie durchdrehen.
„Gut gut.", anwortete ich lässig. Ich versuchte, das Thema so schnell wie möglich fallen zu lassen.
„Was machst du da?", fragte ich sie.
„Rührei mit Speck. Wenn du etwas haben willst, solltest du schnell sein, denn dein Vater ist gleich mit dem Duschen fertig und wenn er Speck riecht, weißt du ja, was los ist.", sagte sie lachend.
Ich lachte und sagte ihr, ich wolle nichts. Ich war wirklich nicht hungrig. Ich war so aufgeregt, dass ich nichts runter bekam. Die ganze Nacht lag ich wach in meinem Bett und dachte an die sanften Hände, die über meine Haut strichen - Sams Hände. Ich dachte an seine Küsse, an seine Augen - oh, seine wunderschönen Augen. Ich konnte einfach nicht begreifen, was gestern geschehen war. Es war unglaublich. Der Abschied fiel mir so schwer. Nun waren wir endlich an einem Punkt angelangt, an dem wir uns ehrlich gestehen konnten, dass wir etwas füreinander empfanden und dann konnten wir nicht viel Zeit miteinander verbringen. Ich hoffte nur, dass er schnell wiederkommen würde und wir zusammen Zeit verbringen konnten. Ich vermisste ihn jede Sekunde, die er nicht bei mir war.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als mein Dad an mir vorbeilief und mich ausversehen wegdrängte. Ihm lief schon das Wasser im Mund zusammen und er sah nur noch seinen Speck. Gierig holte er sich einen Teller und häufte sich Speckstreifen darauf. Ich schüttelte nur den Kopf. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er mich angestoßen hatte.

Ich ging hoch in mein Zimmer und wollte mich etwas ausruhen. Wir hatten zwar bereits elf Uhr, aber ich war hundemüde, da ich die ganze Nacht kein Auge zugekriegt hatte. Ich musste mich irgendwie ablenken, um meine Gedanken von Sam zu bekommen. Also holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche hervor und scrollte einige Zeit durch Instagram. Ich schaute mir Fotos von Mitschülern an, denen ich folgte, aber kein Wort mit ihnen wechselte, wenn ich ihnen über den Schulflur lief. Ich fand unter anderem auch Fotos von der Party letzte Nacht. Auf einem Foto war Nils zu sehen wie er mit einem Mädchen breit in die Kamera grinste. Er hatte seinen Arm über ihre Schulter gelegt und hielt in der anderen Hand ein Bier. Als ich das Mädchen anschaute kam ein leichtes Gefühl von Eifersucht hoch, aber ich verstand nicht, wieso. Ich wünschte mir, das Mädchen auf dem Foto würde verschwinden und ich würde dort auftauchen. Immerhin war ich diejenige, die mit Nils zusammen auf die Party gegangen war und nicht dieses Mädel, dessen Gesicht mir nichts sagte. Er hatte mich einfach hängen gelassen und sich mit irgendeiner anderen Tussi amüsiert. Genervt drückte ich auf den Home-Button meines Handys und schaltete den Bildschirm aus.

Ich legte das Handy zur Seite und legte mich hin. Vielleicht sollte ich einfach ein wenig schlafen und mich von den Strapazen der letzten Nacht erholen. So würde ich auch meinen um Sam kreisenden Gedanken eine kleine Pause gönnen. Ich zog die Decke bis unter mein Kinn, kuschelte mich in mein Kissen und schloss die Augen. Ich spürte bereits nach kurzer Zeit, wie ich langsam einschlief.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt