Kapitel 26

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"Was ist denn hier los?!", fragte Melanie aufgebracht.
Nils bemerkte jetzt erst, dass jemand gekommen war und hörte auf, zu tanzen, ließ mich aber nicht herunter. "Hallo.", sagte Nils und lachte über die peinliche Situation, in der wir uns befanden.
Melanie guckte ihn empört an und schließlich mich. Ich hing noch immer kopfüber von Nils Schulter.
Er ließ mich runter und Melanie und Sam starrten auf unsere nackten Oberkörper (naja, ich hatte noch einen BH an).
"Was ist mit dem Kronleuchter passiert?", fragte sie mit ihrer piepsigen Stimme, die sie immer hatte, wenn sie wütend war.
"Ich dachte, ihr kommt erst morgen?", wich ich ihrer Frage aus.
"Da hast du falsch gedacht. Und jetzt beantworte meine Frage."

"Er ist runtergefallen. Einfach so. Ana und ich wollten kurz einkaufen fahren und als sie die Tür zumachte, hörten wir einen Knall. Dann sind wir reingegangen und der Kronleuchter lag auf dem Boden und war kaputt. Wahrscheinlich ist der Halter gebrochen. Das kann schon mal passieren. Wir haben dann alles aufgeräumt und einen neuen gekauft. Wir wollten ihn anbringen, aber das hat leider nicht ganz so funktioniert.", antwortete Nils für mich und blieb ganz ruhig. Ich war fasziniert, wie gut er lügen konnte.

Melanie beäugte ihn kritisch und wendete sich mir zu.
"Und du denkst, wenn du alleine bist, dass du das ausnutzen kannst und irgendwelche Jungs hier einladen kannst, mit denen du halbnackt durch die Wohnung tanzt?! Und warum seid ihr nass? Wart ihr im Pool?"
Ich versuchte meine Brust zu verdecken, so weit es ging.
Musste sie ausgerechnet jetzt kommen?

"Ich bin Nils. Ich bin nicht irgendein Junge, ich bin Anas Biopartner. Wir gehen zusammen zur Schule.", sagte er freundlich und ging auf Mel zu, um ihr die Hand zu reichen. Sie zögerte, aber nahm sie schließlich und schüttelte sie.
Sam schaute ihn skeptisch an und guckte dann zu mir herüber. Was dachte er bloß? Sein Blick war eine Mischung aus Trauer und Wut. Eifersucht? Hass? Mochte er Nils einfach nicht? Hatte es etwas mit mir zu tun? Ich konnte es nicht genau identifizieren.

Nils schüttelte auch Sams Hand, aber Sam lächelte ihn nicht an. Er starrte ihn blank an.
"Ähm, ich glaube wir sollten uns lieber abtrocknen und vielleicht sind unsere Sachen ja schon gewaschen.", sagte Nils und riss mich aus meinen Gedanken.
"Ja. Das ist eine gute Idee."
Wir gingen an Sam und Mel vorbei und hoch in mein Zimmer.

Die Waschmaschine war fertig und ich schmiss die Sachen mit unseren anderen Klamotten in den Trockner. Ich gab Nils solange einige Sachen von Dad. Ich zog neue Sachen an und gerade als ich fertig war, kam Nils ins Zimmer.
Er lächelte mich an und setzte sich auf mein Bett.
"Danke für gerade. Mir wäre nicht so schnell eine Ausrede eingefallen.", sagte ich.
Er antwortete: "Gerne. Ich kenne deine Schwester, nehme ich mal an, nicht, aber sie scheint ziemlich streng zu sein."
Ich lachte: "Ja. Sie hat einen Stock im Arsch."
Nils Mundwinkel schossen nach oben und er grinste mich mit seinem perfekten weißen Lächeln an.

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Mein Magen knurrte ganz laut. Ich schaute auf die Uhr. Es war 21 Uhr. Nils war schon seit vier Stunden weg und seitdem hatte ich mich in mein Zimmer verkrochen.
Ich ging nach unten, um nach etwas Essbarem zu schauen. Ich machte den Kühlschrank auf und fand nichts wirklich Tolles vor. Ich nahm ein bisschen Käse und Schinken und machte mir ein Sandwich.

Sam kam in die Küche, aber ich regte mich nicht. Ich wollte jeglichen Kontakt mit ihm vermeiden, denn ich fühlte mich immer schlecht, wenn er in meiner Nähe war und meine Gefühle hochkamen. So sehr ich Melanie nicht ausstehen konnte, trotzdem hatte sie es nicht verdient.

Ich packte die Sachen wieder weg als ich fertig war und wollte hochgehen, aber Sam stand in der Tür.
"Hi.", sagte er.
Ich schaute ihn an. "Hi."
"Wie geht's dir? Sind deine blauen Flecken und Blutergüsse verheilt?"
"Ja. Der Unfall ist schon einen Monat her.", sagte ich lachend über seine Sorgen.
"Zeig mal." Bevor ich reagieren konnte, stellte er sich hinter mich und schob mein T-Shirt nach oben, um meinen Rücken zu begutachten.
Seine Hände strichen über meinen Rücken und ich bekam eine Gänsehaut.
Was, wenn Melanie uns erwischt?
Ich machte einen Schritt nach vorne und zog mein T-Shirt wieder runter. "Siehst du, alles in Ordnung."
Ich lächelte ihn an und ging nach oben.

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Mel und Sam waren nun schon seit zwei Tagen hier und schlimmer könnte es nicht sein. Melanie benahm sich als wäre sie meine Mutter und kommandierte mich den ganzen Tag herum.
Ich war froh, dass sie heute mit Maria shoppen gehen würde.
Die Tür klingelte und ich machte auf. Es war Maria. Sie schaute mich mit einem herabwürdigenden Blick an.
"Lilane Haare? Wirklich? Ich fand ja schon die pinken schlimm, aber lila geht ja gar nicht.", sagte sie und lachte. Dann machte sie sich ihren Weg an mir vorbei und achtete darauf, mit ihrer Schulter gegen meine zu stoßen.

Maria war schon immer so zu mir. Sie und Mel waren jetzt seit circa vier Jahren beste Freundinnen und seit dem ersten Tag hat Maria keine Gelegenheit ausgelassen, um mich schlecht dastehen zu lassen oder sich über mich lustig zu machen.
Manchmal glaubte ich, dass sie Melanie auch sehr beeinflusst hat was mich angeht. Denn vor Maria war Melanie nie so gemein zu mir.

Ich machte die Tür zu und ging ins Wohnzimmer. Maria und Melanie tratschten über irgendwelche Mädchen und lachten. Ich nahm mein Handy vom Tisch und wollte in mein Zimmer gehen.

"Na, hast du Angst, dass wir lesbische Pornos auf deinem Handy finden? Keine Sorge Sweetie, wir wollen uns dieses widerliche Zeug nicht angucken.", sagte Maria und Melanie lachte. Ich drehte mich um und wollte etwas sagen, aber Sam kam mir zuvor, der plötzlich hinter mir stand. Keine Ahnung, wie der plötzlich dahin gekommen ist.

"Sie ist nicht lesbisch Maria. Was hat sie dir angetan, dass du so unhöflich mit ihr reden musst? Ana ist wirklich cool und wenn du dich mal erwachsen benehmen würdest und ihr eine Chance geben würdest, dir das zu zeigen, dann würdest du das sofort sehen. Jeder Blinde sieht das. Denk nächste Mal lieber vorher, bevor du sprichst. Du weißt nicht, was du mit ein paar Worten anrichten kannst." Er legte seine Hand auf meine Schulter und drückte sie.
Maria und besonders Melanie rissen ihre Augen weit auf.
Melanie begann, zu sprechen: "Woher willst du wissen, dass meine Schwester 'cool' ist?" Sie machte mit ihren Fingern Anführungszeichen.

"Ich hab mich ein paar mal mit ihr unterhalten und sie ist wirklich ein tolles Mädchen.", entgegnete er.
"Weißt du was? Vielleicht solltest du dann lieber Ana anstatt mich daten!"
Damit stand sie auf, nahm ihre Tasche und ging aus dem Haus. Maria lief ihr hinterher.
Sam machte keine Anstalten, ihr zu folgen.
Stattdessen lächelte er mich an als die Haustür zuknallte.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterDonde viven las historias. Descúbrelo ahora