Mario Götze - Meine große Liebe

Kapitel 164 ♥

Zu meiner Erleichterung war es nur Lynn. Die Worte „Da bist du ja!", aus ihrem Mund und „Alter hast du mich erschreckt" meinerseits, kamen ziemlich gleichzeitig, sodass wir erstmal lachen mussten. Aber ich musste in diesem Zustand sowieso über alles lachen, außer über die Aktion da in der Küche... „Achja, ich gebe dir einen Tipp: Geh nicht in die Küche!", riet ich ihr schmunzelnd. Sie verdrehte die Augen. „Konnten sich Lindsay und Brad mal wieder nicht zusammenreißen?" Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung wie sie heißen, so viel haben wir jetzt nicht geredet", lachte ich. Doch Lynn nickte wissend. „Doch, das sind schon die beiden, die treiben es einfach immer hier, der Ort ist dabei Nebensache" Mein Lachen verstummte und anscheinend bemerkte sie meinen Blick voller Ekel, Schock und Neugier, denn sie zog mich am Arm ein Stück weg von den Treppen und kam näher. „Du musst wirklich aufpassen. Das hier ist kein Kindergeburtstag und keine Schicki Micki Feier wie du es wahrscheinlich sonst gewohnt bist. Einige hier haben echt andere Absichten" Ich sah ihr in die Augen und versuchte in meinem Zustand aus ihr schlau zu werden. Ein wenig sauer war ich darüber, dass sie mich nach meinem Äußeren abstempelte, aber ich konnte es ihr eigentlich nicht verübeln. Ich passte hier einfach nicht rein und das sah man mir deutlich an. „Wieso bist du hier?", fragte ich sie, denn anscheinend war sie ja nicht das erste mal dabei. Sie holte tief Luft, bevor sie anfing zu Erzählen. „Zack ist mein Bruder und wir wohnen hier alleine, seitdem unsere Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind" „Oh Gott wie schrecklich! Das tut mir furchtbar leid..", sagte ich mitfühlend. „Das ist jetzt 5 Jahre her. Ich war damals 15, Zack 17. Er ist komplett abgestürzt...Drogen, Alkohol, Schlägereien, Gefängnis - Entzugsklinik hier, Behandlung dort. Ich hatte nur ihn, unsere restliche Familie lebt in Atlanta, sie interessieren sich nicht für uns weil sie mit unseren Eltern zerstritten waren. Ich war sehr viel auf mich alleine gestellt wenn Zack im Gefängnis war oder in der Klinik oder er sich wieder mit seiner Bande herumgetrieben hat und dadurch bin ich ebenfalls in die Drogen – und Alkoholszene gerutscht." Sie machte eine kleine Pause bevor sie fortsetzte, mit einem zaghaften Lächeln. Sie hatte Grübchen, was wirklich süß aussah, doch diese zeigte sie nicht oft. „Und dann kam Penelope in unser Leben. Zack und sie.. du hättest ihn sehen sollen. Sie hat es geschafft ihn wieder glücklich zu machen und dadurch war ich es auch. Er war clean, er hat sich benommen, hat sich sogar einen Ausbildungsplatz gesucht. Es schien perfekt, doch nach 2 Jahren hat sie Schluss gemacht, den Grund weiß bis heute keiner. Seitdem ist Zack wieder abgestürzt. Es wäre aber noch viel krasser, wenn er Penelope nicht versprochen hätte, dass er sich auch nach der Trennung zusammen reißt und nichts anstellt. Ich hätte niemals gedacht, dass er das einhält, aber sieh an.. Die Trennung ist jetzt ein halbes Jahr her und das einzige was er veranstaltet sind diese 'Hauspartys'. Ach, und er legt gerne Mädchen flach um ihnen genau so das Herz zu brechen wie es ihm angetan wurde. Das hört sich jetzt hart an, aber ganz ehrlich, ich bin froh, dass er sich so weit unter Kontrolle hat." Wow. Das musste ich jetzt erstmal schlucken. Ich hatte mir schon gedacht, dass Lynn in ihrem Leben wohl schon einiges durchmachen musste, aber so schlimm? In diesem Moment vermisste ich Mario wieder unheimlich. Was hatte ich da nur angerichtet...

„Und diese ganzen Leute da unten...War das seine Bande damals?", fragte ich vorsichtig nach, in diesem Moment kam ich mir wieder vollkommen normalisiert und nüchtern vor, was wahrscheinlich der Schock auslöste. „Ein paar von ihnen ja, diese haben dann ab und an weitere Leute mitgebracht, die dann immer wieder mitkamen und dann wurden es immer mehr. Sehr oft werden naive Mädchen mitgebracht, die dann einfach nur flachgelegt werden. Am Anfang dachte ich, du wärst eine von ihnen, aber Liam scheint mal ein anständiges Mädchen mitgebracht zu haben" Aha, es kommt also öfter vor, dass er Mädchen aufreißt, war ja klar. Aber wieso juckt mich das überhaupt? Ich will ihn doch überhaupt nicht, ich will Mario. Das ist alles. Aufmunternd klopfte Lynn mir auf die Schulter. „Komm, ich hol dir jetzt mal was zu Trinken" Dann folgte ich ihr in den Keller, bevor sie vor einem riesigen Regal, randvoll gefüllt mit Alkohol stehen bleib. „Also eigentlich wollte ich nur ein Wasser", meinte ich und hielt die leere Plastikflasche hoch, die ich immer noch mit mir herumtrug. Lynn sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Willst du zurück in die Küche?", ärgerte sie mich. Ich schüttelte mich. „Nein danke" Lynn nahm kurzerhand zwei Wodkaflaschen und gab mir ein Zeichen, dass ich die leere Flasche einfach in den Korb an der Wand schmeißen soll. Anschließend folgte ich ihr wieder zurück zu den anderen. Mit einem sehr mulmigen Gefühl im Bauch...

Wir wurden mit einem lautstarken Jubeln der anderen begrüßt, als sie die Flaschen in Lynns Händen entdeckten. Zu meiner Erleichterung war gerade kein neuer Joint gedreht und ich hoffte einfach nur, dass das so bleiben würde. Ich bin nicht so scharf darauf, mich noch einmal in den Flur zu übergeben. Wie selbstverständlich zog Liam mich wieder auf seinen Schoß, dabei rutschte mir mein Top ein ganzes Stück nach oben. Man konnte natürlich keine intimen Stellen sehen (außer man zählt den Bauchnabel als intime Stelle) und dennoch konnte ich wahrnehmen wie der Typ mir gegenüber, ich glaube er hieß Daniel, vielsagend mit den Augenbrauen zuckte und wie seine Augen meinen Körper scannten. In diesem Moment hätte ich mich am liebsten versteckt. Aber wo? In der Küche etwa bei Lindsay und Brad? Nein danke. Aber ich hätte ohnehin nicht so leicht aufstehen können, denn Liam hatte seine Hände fest um meinen Bauch geschlungen und seinen Kopf auf meinen Rücken abgelegt, während er Lynn und Zack dabei beobachtete, wie sie kleine Gläser für den Alkohol holten und sie nach und nach auffüllten. Anschließend drückten sie jedem von uns eins in die Hand. Außer dem Typ mit den Dreads, aber der hatte ohnehin die Augen geschlossen (Ich hoffte wirklich, dass er nur schlief und nicht tot war). Mit einem angewiderten Gesicht kippte ich den ersten Shot hinter und sofort bemerkte ich das Brennen im Rachen. Liam fuhr mit seinen Fingerspitzen derweil meinen Arm entlang. Hat hier jemand das Fenster geöffnet oder wieso bekomme ich eine Gänsehaut? Als er dann auch noch anfing, Küsse auf meinem Rücken und Nacken zu verteilen, bekam ich ein ungutes Gefühl und ich dachte an Lynns Worte zurück: 'Du musst wirklich aufpassen. Das hier ist kein Kindergeburtstag und keine Schicki Micki Feier wie du es wahrscheinlich sonst gewohnt bist. Einige hier haben echt andere Absichten'