"Wir sind hier gleich fertig, dann können wir uns in Ruhe unterhalten. Hat Mo dir schon ein wenig gezeigt?", wollte Chris wissen. "Ja! Es ist wirklich super!" "Freut mich, dann bis gleich"
Mo zeigte uns noch die anderen Räume, präsentierte uns seine besten Werke und erklärte mir sogar schon ein paar der Maschinen. Nachdem wir alles gesehen hatten, nahmen wir im Eingangsbereich Platz, er brachte uns einen Espresso und setzte sich zu uns. "Ist hier immer so wenig los?", fragte Mario und sah sich um. "Wir haben Mittagspause", antwortete Mo freundlich, doch ich verdrehte die Augen. Musste die Frage jetzt sein? "Deswegen hat er doch hinter uns die Tür abgeschlossen", erinnerte ich Mario eindringlich. "Achja, ich vergaß", antwortete er monoton. "Das ist eine Sache die ich dir jetzt schon mal sagen kann: Es wird öfter vorkommen, dass sich Sitzungen in die Mittagspause ziehen so wie bei Chris jetzt, an stressigen Tagen kommen wir manchmal gar nicht zum Pausemachen. Aber das hat mehr und zufriedenere Kunden als Folge und das freut uns natürlich. Und du wirst erstaunt sein, wie viele Stammkunden wir schon haben!" "Arbeiten hier nur Chris, du, Tobi und Lars?", fragte ich ihn. "Und du", zwinkerte er, was mein Herz hüpfen ließ. Ich freute mich wirklich auf diese neue Herausforderung.
Nach weiteren 5 Minuten kamen Chris und seine Kundin die Stufen herunter und Chris brachte sie zur Tür, nachdem er ihr noch eine Creme fürs Tattoo mitgegeben hatte. "So und jetzt zu euch", sprach er und schüttelte nacheinander mir und Mario die Hand, bevor er sich neben Mo setzte. Er sah sich meine Unterlagen an und schmunzelte. "Von der Jura-Studentin zur Tättowiererin, das gefällt mir" "Das wird der Name meiner Auto Biographie", scherzte ich und alle außer Mario lachten. Nach ein paar weiteren dummen Späßen und Gesprächen, wollte Chris nochmal unbedingt mit mir in eines der Zimmer. Das letzte was mein Verlobter gemacht hätte, wäre es gewesen mich mit Chris alleine zu lassen, deswegen folgte er uns selbstverständlich. Mo wischte gerade nochmal durch, bevor in 10 Minuten die Mittagspause vorbei war und er die Türen wieder öffnete.
"Jetzt will ich mal sehen was du so drauf hast, wenn es sich nicht um Stift und Papier handelt", meinte Chris als wir im gleichen Raum ankamen, in dem er gerade noch seine Kundin tätowiert hatte und ließ sich auf den Stuhl zum Tättowieren nieder, drehte sich einmal im Kreis, um mich dann mit seinem Lippenbandpiercing, das mit seinen perlweißen Zähnen um die Wette glänzte, anzustrahlen. "Äh..", machte ich, wusste nicht was mich gleich erwartet. "Na, denkst du, wir tätowieren hier mit Bleistiften auf Plakaten? Auf der Haut ist es nochmal was ganz anderes! Bist du eigentlich tätowiert?" Ich schüttelte den Kopf, unfähig zu sprechen. Ich war komplett überrumpelt, hätte niemals gedacht, dass ich schon vor meinem ersten Arbeitstag an die Nadel soll! "Halb so wild. Es gab auch mal eine Zeit, da hatte ich noch keine" Mein Blick wanderte über seine ganzen Tattoos. Sogar an seinem Hals, unter seinem Ohr stand etwas unter seine Haut geschrieben. "Dann desinfiziere dir dort mal bitte die Hände und schlüpf dann in diese sexy Handschuhe", befahl er mir und stand von seinem Stuhl auf. Ich wusste, dass ich in wenigen Augenblicken dort sitzen werde und weiß Gott wem, weiß Gott was mit einer gottverdammten Tattoonadel für immer unter die Haut stechen werde...!
Während ich also brav meine Hände desinfizierte und die Gummihandschuhe überzog, bereitete Chris die Vorlage für das Motiv vor. Im Augenwinkel sah ich, dass es ein E war. Ich hörte mein Herz in meinen Ohren pochen und spürte mein Blut durch meine Sehnen rauschen. Dann nahm Chris auf dem großen Stuhl Platz, streckte seinen Arm in meine Richtung. Ich setzte mich verlegen auf den Drehstuhl, wartete auf seine Anweisungen. "Hier siehst du alle ersten Versuche, die meine Mitarbeiter machen durften." Er deutete auf die Innenseite seines Handgelenks. Tatsächlich! In unterschiedlichen Größen und Arten befanden sich hier, zwischen all seinen anderen Tattoos die Initialien von Mo, Tobi und Lars. "Und jetzt soll ich dort ein E für Emilie hinstechen?", fragte ich zögernd und schluckte schwer. "Ganz genau", bestätigte Chris und ich bewunderte seine Gelassenheit. Wenn mir jemand, der absolt keine Erfahrungen in diesem Bereich hat und dazu im Prinzip noch komplett fremd ist, etwas für immer auf den Körper hinterlassen wollen würde, wäre ich schon längst schreiend hier raus gerannt.
"Warte!", brachte sich dann plötzlich Mario zu Wort, der auf dem anderen Stuhl, der bestimmt meistens zum Händchenhalten benutzt wird, Platz genommen hatte. "Ich finde, wenn sich hier jemand ein E stechen lässt, dann bin ich das"
Mir und Chris fiel die Kinnlade nach unten und ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke. "Du willst was?", hechelte ich. "Ich will, dass du mir dein Initial tätowierst", antwortete Mario völlig ernst. Selbst Chris war überrascht. "Tatsächlich? Ich meine, ich werde mir sicherlich nichts darauf einbilden wenn der Initiale deiner Frau hier steht. Wirklich bro, von mir aus kann sie auch eine Blume stechen, einen Smiley oder mein Gott - meinetwegen auch einen Totenkopf" Mario schüttelte den Kopf. "Nein, ich will das" Ich stand auf, ging um die Liege herum und legte meine Hände in seinen Nacken.
"Schatz bist du dir sicher?"
"Ich bin mir sicher."
"Das wird für immer auf deiner Haut sein", erinnerte ich ihn, als würde er das nicht wissen.
"Ich weiß. Und du wirst für immer an meiner Seite sein also fang an"
Mein Herz schlug Purzelbäume, mein Magen fuhr Free Fall Tower und meine Hände dachten sie wären in der Arktis, so kalt waren sie.
"Also dann", meinte Chris und machte auf der Liege Platz. "Dann sollten wir aber vielleicht erstmal über die Art des Buchstabens sprechen, jetzt geht es ja nicht mehr um mich"
Nachdem dann die Schriftart und Größe feststand, wurde es ernst. Ich platzierte die Vorlage auf seine gewünschte Stelle an Marios Handgelenk und zog sie vorsichtig ab. Es sah jetzt schon so schön aus, dass ich fast losgeheult hätte. Chris saß direkt neben mir, erklärte alles haargenau.
Dann war der Moment gekommen. Ich hatte eine Tattoonadel in der Hand und war kurz davor sie auf die Haut meines Verlobten zu setzen. Jetzt wünschte ich mir, es wäre doch lieber Chris' Handgelenk, da wäre mein schlechtes Gewissen bei einem möglichen Missglück nicht ganz so groß gewesen. "Ich vertraue dir, Engel", sagte Mario als könnte er meine Gedanken lesen. Und dann nahm ich all meinen Mut zusammen und fing an die Linien nachzufahren. Das Summen der Nadel übertönte meine Angst und dann war es auch schon fertig. Dann noch desinfizieren und abkleben und es war vollbracht. Ich atmete aus, als hätte ich die letzten Minuten meine Luft angehalten. Chris hob die Hand und ich klatschte zitternd bei ihm ein. "Das war Top, Emilie! Ich wusste, du hast das Zeug dazu!" Mario betrachtete das E unter der Folie. "Es ist wunderschön", sagte er dann und ich küsste ihn erleichtert. "So und wer tätowiert mir jetzt das M?"

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Mario Götze - Meine große Liebe
FanfictionEmilie (20) ist eigentlich gar kein Fußball Fan, doch durch ihren besten Freund und Mitbewohner kommt sie auf den Geschmack. Einer fällt ihr immer sofort auf: Mario Götze. Dumm nur, dass der noch in einer Beziehung ist. Die Frage ist: Wie lange noc...