Kapitel 33

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Alles drehte sich um mich. Mir war schwindelig und ich hatte ein merkwürdiges Brennen im Hals, das mit jeder Sekunde schlimmer wurde. Ich wusste weder, wo ich war, noch, was passiert war. Anscheinend war ich noch nicht vollkommen bei mir und konnte somit nicht kontrollieren, was um mich war und ich konnte mich auch nicht bewegen.

Mir fiel alles wieder ein. Schon wünschte ich mir, dass ich alles wieder vergessen könnte und träumen könnte. Einfach an Thomas denken konnte. War ich tot? War nun alles vorbei? Ich wusste es nicht, denn ich hatte das Gefühl, dass ich nun mehr Kontrolle über meinen Körper hatte als die letzte Zeit. Ebenfalls fühlte es sich nicht mehr so an, als wenn ich von Nicolas beherrscht werden würde, diese kleine Gefühl der Freiheit hatte sich in meinen Körper geschlichen und machte mir ein wenig Hoffnung.

Eigentlich könnte ich ja nur tot sein, da ich sonst niemals Nicolas losgeworden wäre. Ich hätte ihn entweder entfernt und wäre damit gestorben oder mich hatte jemand rechtzeitig gerettet, ihn somit dann aber auch und das ganze Theater konnte dann wieder von vorne losgehen. Musste ich mich noch ein weiteres Mal erdolchen?  Dieser Schmerz war beinahe unerträglich gewesen, deswegen konnte ich das nicht noch einmal verkraften.
„Sie ist wach!", hörte ich schwach eine Stimme, die ich als die von Thomas identifizierte. „Thomas, lass sie ihn Ruhe. Sie muss von alleine aufwachen. Wir können von Glück sprechen, dass sie das überlebt hat. Sie braucht Ruhe, damit alles wieder gut wird. Du weißt, sie wird momentan sicherlich einen Schock haben und erst einmal Zeit brauchen, um das zu verdauen. Es wird nicht mehr lange dauern, das verspreche ich dir. Vertrau mir!" Das war Damons Stimme. Was ging hier vor sich? War ich tot oder träumte ich das alles nur?

„Nein, sie braucht mich, ich bin der Einzige, der ihr momentan helfen kann!" Ich hörte ein paar dumpfe Aufprälle, Thomas, der Damon wohl schubsen musste und in der nächsten Sekunde spürte ich seine Hand, die meine hielt.

Moment! Ich war wirklich hier? Am Leben? Ich schaffte es, meine Hand so weit zu bewegen, um seine zu berühren und registrierte dann, dass das alles Realität war. Keine Ahnung, wie das gemacht wurde, doch ich lebte und Nicolas war verschwunden. Mein Herz schien fast zu explodieren, da ich wirklich hier bei Thomas war. Wir beide hatten es geschafft. Wir waren hier zusammen und hatten unseren größten Feind aus der Welt geschafft. Ich wollte nun noch meine Augen aufschlagen können, ihn ansehen und wissen, dass es ihm gut ging. Dann wäre alles perfekt.

„May. Ruhe dich ruhig noch ein bisschen aus. Ich verspreche, ich werde bei dir bleiben, bis du in der Lage bist, aufzuwachen. Egal, wie lange das dauert!" Er verschränkte seine Finger mit meinen und ich konnte an seiner Stimme hören, dass er mühsam versuchte, die Tränen zu unterdrücken, es aber nicht wirklich schaffte. Ich war so glücklich, mein Herz schlug so schnell, dass ich auch merkte, wie sich die Tränen in meinen Augenwinkeln sammelten.

„Hör mir einfach zu. Du brauchst keine Angst haben, du lagst im Sterben, als du dir das Messer wegen Nicolas in den Körper gerammt hast. Du hast geblutet, nicht mehr aufgehört. Du hattest Schmerzen, lagst im Sterben, du warst bei dir. Nicolas war tot, du hattest es geschafft, Matt hatte Nicolas' Körper bewacht und als wir ihm den Befehl gegeben haben, das Nötige getan, um ihn zu beseitigen. Er ist tot und wird auch nie wiederkehren. Für eine Sekunde war es, als wäre alles wieder gut. Wir beide waren von ihm gerettet und konnten nichts mehr von ihm angetan bekommen. Ich wusste, dass ich etwas machen musste, um dich zu retten, da du sonst in ein paar Minuten nicht mehr am Leben sein würdest. Der einzige Weg, dich zu retten, war, dich zu verwandeln, ich wusste, wie sehr dir das zuwider war, aber wenn ich dich in meinen Armen hätte sterben lassen, hätte ich das nie in meinem Leben verkraften können. Ich liebe dich, May. Deswegen tut es mir leid, ich zwinge dich auch nicht, die Verwandlung vollenden zu müssen, doch bitte verurteile dich nicht, ich musste dich einfach sehen, dir sagen, dass ich dich liebe und noch einmal deine Hand halten können." Er weinte so sehr, dass es mein Herz zusammenzog. All die Freude, die ich verspürte, hatte sich nun mit der Trauer vermischt, die ich wegen ihm auch noch hatte. Er hatte solche Angst um mich und nun hatte ich die Wahl, was ich machen konnte.

Er hatte recht, ich musste nun entscheiden, wie es mit meinem Leben weitergehen sollte. Ich war tot, da hatte ich sogar recht gehab, doch dennoch hatte ich die Chance auf ein langes, unendliches Leben mit ihm. Ich musste dafür nur die Verwandlung abschließen und ein Vampir werden. Ein Monster. Ich musste Blut trinken! Dieser Gedanke ekelte mich schon immer.

Doch ich könnte dafür auf immer und ewig mit Thomas zusammen sein. Nicolas war tot, er konnte uns nichts mehr anhaben und auch sonst nichts, denn wir wären unsterblich. Wir würden nicht altern.

Ich glaubte, ich hatte meine Entscheidung unbewusst schon getroffen.

Ich konnte meine Augen noch nicht öffnen, denn ich hatte Angst, wie ich mein neues Leben würde. Ich wollte Thomas sehen, wenn ich ein richtiger Vampir war, wenn die Verwandlung abgeschlossen sein würde.

„Ich habe etwas Blut für dich, das musst du schlucken, aber keine Angst. Es ist von mir, ich habe als ich Mensch war einmal Blut gespendet, das noch nicht verbraucht wurde. Es ist noch völlig in Ordnung und ich liebe dich, du sollst wissen, dass ich immer für dich da sein werde."

In der Sekunde, in der ich das Blut schluckte, öffnete ich die Augen und sah Thomas' Augen an. Ich versank in seinem braun, während sein Blut meine Kehle hinuntersickerte. Dieser Moment war so intim. Wir würden auf immer und ewig zusammen sein, das wurde mir klar.

Ich fühlte mich gut, mir ging es bestens, seit ich Thomas kannte, war es mir nie besser gegangen. Ich liebte ihn so sehr und ich hatte das Gefühl, dass meine Gefühle ihm gegenüber noch viel stärker war als früher.

„Ich liebe dich. Ich fühle so viel für dich, es ist kaum auszuhalten, wie hingezogen ich mich zu dir fühle."

„Das liegt daran, dass all deine Emotionen verstärkt werden. Nun weißt du, wie es mir geht, wenn ich dich sehe. Ich bin der glücklichste Men- besser Vampir und glaube mir, es ist reinste Folter, dich anzusehen und nicht mehr küssen zu können. Und ich muss sagen, dass ich nun, da du keinen Reiz mehr in mir auslöst, dich zu beißen, sehr viel mehr mit dir machen werde, als ich es mich früher getraut hätte." „Dann tu es."

Ich schlug ihm spielerisch auf die Brust, während mein Herz vor Freude raste, all die Energie, die es nun nicht mehr fürs Schlagen und Überleben brauchte, raste es noch mehr wegen meiner Liebe zu Thomas.

Thomas sah mich an und legte seine Lippen auf meine, ich wusste, dass er es war und nun auch immer sein würde. Mein Thomas. Ich erwiderte den Kuss mit all der Leidenschaft, dem Schmerz, den ich all die Zeit durchmachen musste.

Ich war glücklich, glücklicher konnte man nicht sein. Ich hatte meine Freunde. Zusammen hatten wir es geschafft. Und ich konnte nun endlich mit Thomas zusammen sein. Er würde mir helfen, mein Leben als Vampir in den Griff zu bekommen. Vor uns lag die Unendlichkeit.

Uninvited guests [TVD/ Thomas Sangster]Where stories live. Discover now