Kapitel 11

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Ich atmete tief durch und nahm ein Fernglas. Als ich den Hafen im Visier hatte, durchströmte eine Welle der Erleichterung meinen Körper.

Im Hafen war kein schwarzes Schiff zu sehen.

,,Und?", fragte mich Alya, die lautlos neben mir aufgetaucht war.

,,Keine Black Destruction weit und breit."

Ich lächelte und steckte das Fernrohr wieder weg. Erleichtert nickte Alya.

,,Das ist gut. Aber die Piraten von Tortuga sind auch nicht ungefährlich."

,,Lass das mal meine Sorge sein. Solange der Kater nicht auf der Insel ist, wird alles glatt laufen."

,,Das hoffe ich." Alya wollte sich schon umdrehen und wieder zurück auf ihren Posten, als ich sie am Ärmel festhielt.

,,Hör mir zu. Falls doch mal etwas schiefgehen sollte, musst du mir versprechen gut auf mein Miraculous aufzupassen. Es ist sehr wertvoll und darf niemals in Chat Noirs Hände fallen!"

Alya drehte sich wieder zu mir und legte die Stirn in Falten.

,,Was genau meinst du mit falls doch mal etwas schief gehen sollte ?"

,,Das weißt du ganz genau. Falls er mich umbringt."

Alya schüttelte wild den Kopf.

,,Das wird niemals passieren. Wir alle brauchen dich und vertrauen dir! Wir werden dir immer beiseite stehen und dich unterstützen. Egal was kommt!"

,,Ach Alya! Was würde ich ohne dich nur machen?"

,,Das weiß ich manchmal auch nicht!", lachte Alya, ,,Ich geh mal zu den anderen, um ihnen zu sagen, dass wir heute warscheinlich noch nicht gegen Chat Noir kämpfen müssen."

,,Ja, Inordnung.", sagte ich und hielt meinen Blick weiter starr auf die Insel vor uns gerichtet.

Von Weitem konnte ich schon die ganzen Piraten am Hafen erkennen.

Manche beluden oder entluden gerade ihre Schiffe, andere machten sich auf den Weg in die nächste Kneipe und wieder andere stifteten gerade eine Prügelei an, oder besoffen sich bis zum geht nicht mehr.

So war Tortuga.

Mittlerweile waren wir im Hafen angekommen und die Espoir Rouge legte an.

Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Selbst die Piraten, die so betrunken waren, dass sie kaum mehr stehen konnten, starrten mich an und sämtliche Auseinandersetzung waren vergessen.

War gerade noch ein lauter Tumult am Hafen von Tortuga, so war es jetzt beinahe totenstill.

Elegant sprang ich auf den Steg und ließ meinen Blick über die Piraten schweifen.

Keine schwarze Katze zu sehen.

Währendessen war in die Piratenmeute wieder Leben eingekehrt.

,,Ach ja, du musst die achso gefürchtete Piratin Ladybug sein.", sagte einer der Piraten, der vorgetreten war. Seine Stimme triefte nur so vor Spott. Er war rießig und ziemlich muskulös.

,,Dass ein kleines Mädchen wie du dich hierher traut, ziemlich mutig, meinst du nicht auch?"

Der Pirat machte einen großen Schritt auf mich zu und meine Hand wanderte blitzschnell zu meinem Gürtel an dem mein Schwert hing.

,,Ist das nicht die Kleine, nach der Chat Noir sucht?", fragte ein Anderer.

Jetzt wurden die Piraten lauter und redeten durcheinander, während meine Nervosität sichtlich stieg.

,,Ziemlich dumm von ihr hier her zu kommen!"

,,Ein Mädchen, das denkt Pirat spielen zu können, einfach lächerlich!"

,,Schnappen wir sie uns!"

,,Die Kleine ist ziemlich hübsch. Was Chat Noir für sie zahlen würde?"

,,Wirklich schnuckeliges Schiff! Würde sich sicherlich gut verkaufen lassen."

,,Und ein paar hübsche Sklavinnen auch noch dazu, besser gehts nicht!"

Der große Pirat, der immer noch vor mir stand, hob die Hand und sofort verstummten die Rufe und das Lachen.

Wirklich beeindruckend. Ungefähr zweihundert Piraten mit nur einer Handbewegung zum Verstummen zu bringen, war wirklich bewundernswert. Auch wenn ich jetzt weitaus größere Probleme hatte und nicht darüber nachdenken sollte, wie faszinierend es war eine Meute von Piraten mit einer Handbewegung zum Schweigen zu bringen.

Gott Marinette!

,,Chat Noir wird sich außerordentlich freuen, dass das Täubchen von selbst in den Käfig geflattert ist!"

Der Muskelprotz machte wieder einen bedrohlich großen Schritt nach vorne und grinste.

,,Wenn du jetzt brav bist und dich nicht wehrst, werden wir dir vielleicht nichts tun, bevor Chat Noir kommt."

Ich lachte kalt auf.

,,Wirklich erstaunlich. So was ähnliches hat Blackbeard auch gesagt, bevor ich ihn umgebracht habe."

Gespannt wartete ich auf eine Reaktion, doch der Berg von Pirat fing nur an laut zu lachen und mit ihm fiel die restliche Meute in Gelächter.

,,Du halbe Portion behauptest, dass du Blackbeard umgebracht hast? Wirklich niedlich. Ich wette du könntest nicht mal eine Fliege erschlagen!" Wieder setzte brüllendes Gelächter ein.

Verdammt, ich durfte mich nicht provuzieren lassen. Auch wenn ich gerade das große Bedürfnis verspürte diesem Fettsack vor mir mein Schwert in die Brust zu rammen.

Ich unterdrückte dieses Bedürfnis, straffte die Schultern und wand mich zu Alya, Mylene und Alix, die hinter mir aufgetaucht waren.

,,Holt den Jungen und den Pirat.", raunte ich ihnen zu und sofort verschwanden sie auf der Espoir Rouge.

,,Ist das etwa deine Crew? Wirklich schnucklig!", gröhlt ein Pirat von weiter hinten.

Ich drehte mich wieder der Menge zu und verzog keine Miene.

Nicht provozieren lassen.

,,Schaut euch an, wie sie da steht! Als wäre sie der Kaiser von China. Ich sag euch, wenn Chat Noir mit ihr fertig ist, wird sie keinen Mucks mehr von sich geben!", lachte ein Anderer.

Nicht. provozieren. lassen.

Oh, wie ich es hasste meine Gefühle zu unterdrücken! Die Wut brodelte in mir, wie die Lava eines Vulkans, der jeden Moment drohte auszubrechen.
Ich hatte gerade keinen innigeren Wunsch, als sie allen eigenhändig umzubringen.




Die Piratin~only love conquers hateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt