Kapitel 43

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Es war Chat Noir.

Oder er war es auch nicht.

Er hatte sich zurückverwandelt.

Er hatte sich zurückverwandelt, das erkannte ich an den fehlenden Katzenohren und den anderen Klamotten. Da er mit dem Rücken zu mir stand, oder wohl eher saß, sah ich sein Gesicht nicht. Hatte Nathaniel den Ring? Nein, das konnte nicht sein, das Miraculous konnte man nicht abnehmen, solange Chat Noir nicht tot war. Wusste Nathaniel überhaupt von dem magischen Ring, der dem Blonden seine Kräfte verlieh? Warscheinlich nicht, woher sollte er es auch wissen? Es gab Gerüchte, dass Ladybug und Chat Noir magische Fähigkeiten besaßen, aber mehr auch nicht.

Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich mit schweißnassen Händen nach
einem der Messer griff. Ich hatte zwar keine Ahnung was ich jetzt machen sollte, aber eine Waffe griffbereit zu halten, war wohl nicht verkehrt. Kurz sah ich über die Schulter zu dem verletzten Max. Er lehnte mit dem Rücken an der Reeling, das verletzte Bein ausgestreckt und die Augen geschlossen. Sein Brustkorb senkte sich langsam, aber regelmäßig. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen.
Verdammt, mir musste schnellstens etwas einfallen!

Als Nathaniels ölige Stimme erneut ertönte, fuhr ich wieder herum und konzentrierte mich auf das Geschehen einige Meter vor mir.
"So ein hübsches Gesicht für so eine abscheuliche Person. Was für eine Verschwendung", lachte der Rothaarige verächtlich und starrte den Blonden mit einem bösen Grinsen an. "Aber das wirst du auch nicht mehr lange haben! Spätestens wenn du am Galgen baumelst, werden dir die Krähen die Augen auspicken!" Chat Noir erwiderte etwas, doch ich konnte es nicht verstehen. Es war aber bestimmt nichts Nettes, denn im nächsten Moment holte Nathaniel aus und schlug ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Erschrocken zuckte ich zusammen, als ein ekelhaftes Knacken ertönte und Chat Noir gefährlich schwankte, sich dann aber wieder fing. Die Wunde an seiner Seite, die er von unserem Kampf davon getragen hatte, war wohl wieder aufgerissen, da sich der helle Stoff seines Hemdes dunkelrot verfärbte und er sich unwillkürlich seine Hand dagegen drückte. Er musste wirklich schreckliche Schmerzen haben und irgendwie, was mehr als unberechtigt war, hatte ich Mitleid mit ihm.

Immer hin wusste er jetzt wie ich mich fühlte. "Sag mal, irgendwie kommt mir dein Gesicht ziemlich bekannt vor. Kann es sein, dass wir uns schonmal ohne deine kleine Katzenmaske begegnet sind?" Nathaniel zog die Augenbrauen zusammen und musterte den Jungen vor sich voller Verachtung. "Ich wüsste nicht, wann ich mich jemals mit so einem tomatenköpfigen Feigling wie dir abgegeben habe", erwiderte Chat Noir provuzierend, doch trotzdem hörte man klar und deutlich die Müdigkeit in seiner Stimme.

Er hatte allerdings mehr als recht mit seiner Aussage. Nathaniel sah einer Tomate mittlerweile wieder zum verwechseln ähnlich.

"Pass lieber auf was du sagst, du dreckiger Pirat!", zischte der Rothaarige, schien sich aber gleich wieder zu beruhigen. "Jetzt weiß ich es", er grinste bösartig, "du bist der kleine Bastard aus diesem Krüppeldorf, aus dem ich Marinette von ihren naiven Eltern gekauft habe!"

Sein Satz ging mir blitzschnell durch den Kopf, brannte sich dort fest, und bevor ich begriff was ich da tat, war ich aufgesprungen, hatte ausgeholt und eines der Messer auf Nathaniel, dieses verlogene Schwein, geworfen.
Meine Treffsicherheit war legendär, das Messer durchbohrte seine Hand und blieb an der Reeling stecken, sodass ich ihn festgenagel hatte und er seine Hand nicht mehr bewegen konnte. Alle fuhren zu mir herum und starrten mich mit einer Mischung aus Erstaunen und Schock an. Ich konnte es ihnen schließlich nicht verübeln, es geschah nicht häufig, dass ein Mädchen in weißem Unterkleid, einem Gürtel voll mit Messern und einem Schwert den Marineoffizier mit einem einzigen Wurf außer Gefecht setzte. Wirklich alle starrten mich an, alle außer einer. Der blonde Junge starrte immer noch gerade aus auf den Boden und machte keine Anstalten sich umzudrehen.

Die Piratin~only love conquers hateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt