Kapitel 44

1.3K 95 100
                                    

Stille, das leichte Schaukeln des Schiffes und ein unangenehmens Pochen und Ziehen im Arm.
Sofort schoss mir die Frage in den Kopf, was überhaupt passiert war. Vorsichtig versuchte ich die Augen zu öffnen, was mir aber misslang. Meine Augenlider waren immer noch so unglaublich schwer, als wären sie aus Blei und mich mehr zu bewegen traute ich mich nicht, da der Schmerz in meinem Arm mich daran hindern würde. Also blieb ich liegen, lauschte dem leisen Rauschen des Meeres, das von draußen zu hören war, und versuchte aufgrund meiner Bewegungsunfähigkeit nicht panisch zu werden.

Wo war ich? Höchstwarscheinlich auf einem Schiff, wie ich dem leichten Schaukeln und dem Geräusch des Meeres entnehmen konnte. Angestrengt versuchte ich mich an die vergangenen Stunden zu erinnern, was durch die stechenden Schmerzen, die jetzt ebenfalls meinen Kopf erreicht hatten, nicht unbedingt leicht war.

Da war ein Kampf gewesen, das wusste ich sicher. Daher auch meine Verletzungen. Ein Kampf auf einem Schiff. Der Kampf auf der Black Destruction, Nathaniel, die Marine und Chat Noir. Plötzlich war der größte Teil der Erinnerungen da und ließen mich mit der Frage allein, wo ich mich jetzt befand. Tot war ich nicht, dafür fühlte ich mich viel zu lebendig. Wie war der Kampf ausgegangen? Ich hatte Nathaniel bedroht, dann hatten die Piraten angegriffen... und ab diesem Zeitpunkt waren alle Erinnerungen verschwommen, oder lagen ganz im Dunklen. Doch irgendetwas Wichtiges
war gewesen, irgendetwas verdammt Wichtiges, doch so sehr ich auch versuchte nach dieser Erinnerung zu greifen, ich bekam sie nicht zu fassen. Und das machte mich fast wahnsinnig.

Erschrocken zuckte ich zusammen und riss die Augen auf, als das Knarzen einer Tür ertönte und jemand den Raum betrat. Schnell versuchte ich mich aufzusetzen, fiel aber sofort wieder in die weichen Kissen zurück und schrie leise auf. Mein Arm pochte schmerzvoll und schien in Feuer zu stehen, ganz zu schweigen von meinem Kopf.

Zögerlich kam die Person näher, bis sie schließlich in meinem Blickfeld stand und mich äußerst besorgt musterte. "Marinette?", fragte Nino leise, "wie fühlst du dich?" "Schrecklich", stöhnte ich und sprach damit ausnahmsweise die Wahrheit aus. Was tat er hier? Naja, immer hin konnte ich mir jetzt sich sein, dass ich mich auf der Black Destruction und nicht in Nathaniels Fängen befand.
Da schoss mir ein Bild von dem leblosen Körper Nathaniels durch den Kopf und mir wurde augenblicklich schlecht. "Hab ich ihn umgebracht?", krächzte ich und merkte jetzt erst wie das Sprechen in meiner ausgetrockneten Lunge schmerzte, als hätte ich ewig keine Flüssigkeit mehr zu mir genommen. Nino runzelte verständnislos die Stirn. "Von wem redest du?" "Nathaniel de Monte" Ich mochte Nathaniel zwar nicht, ja er ekelte mich geradezu an, aber zu seiner Mörderin wollte ich trotzdem nicht werden. Oder geworden sein.

"Leider nicht", sagte Nino bedauerlich und verdrehte die Augen. "Der Kerl sah noch ziemlich lebendig aus, als sie ihn zurück auf ihr Schiff gebracht haben." Irgendwie war ich ziemlich froh, dass ich Nathaniel nicht umgebracht hatte, trotzdem wurde mir bei dem Gedanken ihn wieder zu treffen ganz anders. "Also haben sie aufgegeben?", fragte ich unnötigerweise und versuchte mich ein Stück aufzurichten. Doch Nino war mit wenigen Schritten bei mir und drückte mich sanft zurück in die Kissen, bevor er sich selbst auf den Stuhl an das Bett setzte, in dem ich lag. Wieso stand dort schon ein Stuhl?

"Bleib lieber noch liegen, dein Kreislauf macht mehr nicht mit. Du bist noch ziemlich schwach, lass es langsam angehen." "Wie lange hab ich geschlafen?" Nino lächelte schief, bevor er antwortete: "Zwei Tage. Wir hatten schon die Befürchtung, du wachst gar nicht mehr auf."

Ich schnappte hörbar nach Luft. Zwei Tage?? Augenblicklich sah ich an meinem Oberkörper herunter und erblickte nicht den weißen Stoff des Unterkleides, das ich während des Kampfes getragen hatte, sondern ein dunkelbraunes Leinenhemd, welches mir ungefähr bis zu den Knien reichte. Ich konnte es nur erahnen, da ich bis zu der Hüfte zugedeckt war. Wütend hob ich den Kopf und sah direkt in Ninos verlegenes Gesicht, der aber sofort abwehrend die Hände hob. "Ich war das nicht! Aber hätte man dich in dem verschwitzten, blutigen Fetzen Stoff lassen sollen?"
Da hatte er natürlich recht, trotzdem war der Gedanke absurd und einfach abartig. "Wer?", zischte ich, worauf Nino meinem Blick gekonnt auswich. "Chat Noir hat sich um dich gekümmert, nachdem es ihm selbst besser ging." "Was?!" Nino zuckte nur mit den Schultern, während ich am liebsten im Erdboden versinken würde. Erneut versuchte ich mich aufzusetzen und diesmal machte der Braunhaarige keine Anstalten mich aufzuhalten. Ich sah mich um. Der Raum in dem ich mich befand war ohne Zweifel Chat Noirs Kajüte und das Bett in dem ich lag, war wohl ebenfalls seins. Oh Gott.

Die Piratin~only love conquers hateWhere stories live. Discover now