Kapitel 40

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Es langweilte mich. Seit Stunden saß ich hier und starrte die Holzwand an. Ich hatte keinen großen Drang nach draußen zu gehen, da ich dort sowieso nur Chat Noir und den anderen Vollpfosten begegnet wäre, worauf ich getrost verzichten konnte.
Hier gab es auch nichts großartiges, womit man sich die Zeit vertreiben könnte, bis auf das dreckige Geschirr, das sich in einem alten Waschkübel stapelte und nur darauf zu warten schien, dass es abgespült wurde. Was ich definitiv nicht machen würde.

Der Regen und auch der Wind hatte nachgelassen und so schaukelte das Schiff nur noch leicht. Immer wieder war ich in den letzte Stunden in Tagträume geglitten, die mir halfen für einen kurzen Moment die Realität auszublenden, doch meistens verschwanden sie wieder so schnell wie sie gekommen waren. Mit der Zeit war es dunkel geworden, doch ich hatte nich das Bedürfnis zu schlafen, da mir immer noch zu viele Gedanken im Kopf umherschwirrten und mich wach hielten. Eine Kerze, die ich in der hintersten Ecke des Raumes in einem Regal gefunden hatte, erhellte den Raum mit ihrer kleinen Flamme nur gering.

Langsam stand ich auf, da ich mir dringend die Beine vertreten musste und den Drang nach frischer Luft hatte. Wenn ich Glück haben würde, dann wäre um diese Zeit niemand mehr an Deck, da es diese Nacht definitiv zu kalt war, um unter freiem Himmel zu schlafen.

Der Holzboden knarzte leise, als ich mich zur Tür begab, diese vorsichtig öffnete und hinaus in die dunkle Nacht trat. Die kalte Nachtluft umhüllte mich augenblicklich und ein angenehmer Schauer lief über meine nackten Oberarme. Tief atmete ich die frische Luft ein. Das war auf jeden Fall besser, als in dem kleinen Raum zu versauern.

Ich ließ meinen Blick über das dunkle Schiff schweifen, bis er an einer schwarzen Silhouetten hängen blieb, die mit dem Rücken zu mir an der Rehling stand und hinaus aufs Meer sah. Fast hätte ich frustriert geseufzt über die Tatsache, dass ich meinen nächtlichen Ausflug wohl vergessen konnte, bis mir die Katzenohren auffielen. Der Käpten höchstpersönlich wachte also mitten in der Nacht über sein Schiff. Unschlüssig blieb ich stehen und beobachtete ihn unauffällig. Er hatte mich noch nicht gehört oder entdeckt, was wohl auch daran lag, dass er in einiger Entfernung zu mir stand.

Der Mond tauchte das Schiff in geheimnisvolles Licht, fast friedlich schien die Atmosphäre. Wie der Schein doch trügen konnte. Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe und ging einen Schritt zurück, bis ich auf einmal einen seltsamen Glanz aus dem Augenwinkel wahrnahm.

Ich drehte den Kopf in die Richtung, ließ meinen Blick über Bord gleiten. Fast augenblicklich stach mir der Gegenstand, der meine Aufmerksamkeit erregt hatte, ins Auge. Ein Schwert, dessen Klinge im Mondlich schimmerte. Es lag keine vier Meter von mir entfernt auf dem Boden, genau dort wo vor ein paar Stunden noch die Piraten gesessen und sich lautstark unterhalten hatten. Offenbar hatten sie es dort vergessen.

Langsam hob ich meinen Blick von der Waffe und sah zu der Gestalt, die immer noch unbeweglich an der Reeling stand.

"Ähm also, du musst ihm den Ring abnehmen. Jedoch ist er durch die böse Magie geschützt, was heißt, dass du Chat Noir den Ring nicht abnehmen kannst. Naja, zumindest solange er lebt."

"Ich muss ihn umbringen.", stellte ich emotionslos fest.

Unsicher nickte Tikki "Wir wissen bis jetzt nicht, ob es einen anderen Weg gibt die dunkle Magie zu lösen."

Die erste Chance hatte ich vertan, dies wäre warscheinlich die beste und letzte, die ich noch bekommen würde.
Wenn ich diesmal versagte, wäre das mein Todesurteil, das war mir bewusst.

Und trotzdem löste ich mich aus meiner Starre und bewegte mich so leise wie möglich auf das Schwert zu, Chat Noir nicht aus den Augen lassend. Als meine Hand den kalten Griff der Waffe umklammerte, hatte ich Angst, dass sie mir jeden Moment wieder aus der Hand rutschen würde. Meine Hände zitterten vor Nervosität, was nicht gerade von Vorteil war. Kurz schloss ich die Augen und atmete noch einmal tief ein, um meinen verräterischen Körper zu beruhigen und klar im Kopf zu werden. Entschlossen strich ich mir die Haare über die Schulter und unklammerte die fremde Waffe in meiner Hand fester. Noch immer stand der blonde Junge mit dem Rücken zu mir. Es würde leicht werden, sollte er mich nicht rechtzeitig bemerken und schnell reagieren.

Die Piratin~only love conquers hateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt