Kapitel 2 (Celina)

667 30 6
                                    

Celina Pov

„ Schneller, schneller", spornte ich mein Pferd an. Die Felder zogen in Windeseile an uns vorbei. Grün und Braun verschmolzen miteinander, bis sie eine Farbe waren.

Blitz war das schnellste Pferd weit und breit und wenn er eine gerade Fläche vor sich hatte, hielt ihn nichts mehr  auf. Ihm hatte ich es zu verdanken, dass die Flucht geklappt hatte. Zu Fuß hätte ich es niemals geschafft, doch mit Blitz war es mir gelungen.

„ Brr", bremste ich ihn. Er hatte sich eine Pause mehr als alles andere verdient. Langsam kam Blitz zum stehen, direkt neben einem Bach, der gemächlich dahin plätscherte. Wir nahmen beide einige Schlucke des kühlen Wassers und lehnten uns zurück. Ich füllte meinen Trinkschlauch mit Wasser. Ich wusste nicht, wann wir das nächste Mal zu einer Wasserquelle kommen würden, und so mussten wir uns das Wasser während unserer Reise gut einteilen. Ich wusste generell nicht, wohin uns der Weg führen würde. Ich hatte vor, einfach loszureiten und zu schauen, wohin der Weg uns führen würde und was wir dabei erleben und erreichen würden. Ich war mir sicher, dass ich den richtigen Weg schon irgendwie finden würde. Ich ließ Blitz Zügel los und setzte mich ins weiche Gras. Blitz fing an von diesem zu fressen.

„ Allzu lange können wir keine Pause machen, sonst finden sie uns. Wir brauchen noch einen größeren Vorsprung, damit alles funktioniert. Wenn sie uns einholen, schleppen sie uns wieder zurück, und das wollen wir doch auf keinen Fall", erklärte ich Blitz. Er war mein einziger Freund und obwohl er kein Mensch war, redete ich mit ihm als wäre er einer.

Vorsichtig lehnte ich mich zurück, denn ich wollte mich wenige Sekunden ausruhen und einmal kurz verschnaufen.

„ Da ist sie. Los, los!"

Mist. Ich musste eingeschlafen sein. Schnell stand ich auf, und schwang mich in den Sattel. Bevor ich richtig saß befahl ich Blitz schon loszureiten. Es schien, als würde er den Ernst der Lage erkennen, denn Blitz gab sofort Vollgas. Ich ärgerte mich über mich selbst. Wie konnte ich nur einschlafen? Wie ? Das war meine große Chance und ich setzte sie so einfach leichtfertig aufs Spiel. Wenn sie uns jetzt bekamen, war alles umsonst. Die wochenlange Planung und die Aufregung, einfach alles.

„ Schneller", spornte ich Blitz an. Ich hoffte, dass Blitz sich genug ausgeruht hatte, um eine lange Strecke in diesem Tempo durchzuhalten. Vor uns ergaben sich, soweit das Auge reichte, Felder und Wiesen. Nirgendwo konnte ich eine Möglichkeit für ein Versteck ausmachen. Ich fing an zu fluchen und zu hoffen, als mir eine Idee kam. Der Wald. Er war einige Hektar groß und gar nicht so weit von hier entfernt. Wir mussten ihn leicht erreichen können und ich war mir sicher, dass es ein leichtes war, die Männer dort abzuschütteln. Sofort lenkte ich Blitz Richtung Westen.

Ich bildete mir ein, am Horizont schon die ersten Baumwipfel zu sehen, obwohl ich mit Sicherheit wusste, dass ich sie von hier aus noch gar nicht sehen konnte.

Es dauerte nicht lange, da erkannten meine Verfolger auch schon, welches Ziel ich anritt.

„Sie will in den Wald!", riefen einige hinter mir. Schnell bemerkt, dachte ich mir wütend. So ritten wir ein ganzes Stückchen und die Stimmen unserer Verfolger wurden immer leiser. Ich drehte mich um, und erkannte, dass immer mehr Abstand zwischen uns und den Männern entstand. Ich fing an, mich in Sicherheit zu wiegen. Zu früh, denn Blitz knickte um. Er war in ein Loch getreten, höchstwahrscheinlich von einem Hasen oder Kaninchen, die hier nur zu Genüge herumliefen. Er strauchelte und ich benötigte viel Kraft, um im Sattel zu bleiben. Zum Glück fing Blitz sich recht schnell wieder, doch trotzdem hatte dieser Zwischenfall uns wichtige Zeit gekostet. Ich konnte schon bald das Schnauben der Rösser hinter mir hören. „ Gleich haben wir dich", drohte mir eine Stimme. Doch Blitz beschleunigte und lief wieder so schnell, wie vor dem kleinen Zwischenfall und so wurde der Abstand langsam wieder größer. Ich merkte zwar, dass Blitz schmerzen hatte, doch darauf konnte ich im Moment keine Rücksicht nehmen, und solange wie Blitz noch galoppieren konnte, musste es so gehen.

Vor uns erstreckte sich ein Hügel. Er war nicht besonders steil, dafür aber bestimmt 10 Meter hoch. Ich überlegte, wie ich ihn vorhin nicht gesehen haben konnte, aber al zu lange konnte ich mir darüber keine Gedanken machen. Außerdem war für Blitz der Hügel auch keine richtige Herausforderung und so trappte er zügig hinauf. Blitz wurde dabei aber trotzdem ein wenig langsamer und hinter uns holten die Männer wieder auf. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich oben angekommen waren, sah ich, dass sich am Fuße des Hügels der Wald erstreckte, soweit das Auge reichte. Die Sonne schien genau auf den Wald, und so bedrohlich, wie ihn immer alle Leute schilderten, schien er gar nicht.

Pures Adrenalin schoss mir in die Adern und ich spornte Blitz noch einmal an. Wenn wir den Wald vor ihnen errreichten, waren wir in Sicherheit, denn dort konnten wir uns vor ihnen verstecken. Das schien auch Blitz zu wissen, denn er strengte sich noch einmal richtig an und in Windeseile passierten wir die Grenze zwischen Wald und Feld. Ich ließ Blitz noch ein Weilchen aus trabben, und horchte dann in den Wald hinein. Stille.

Wir hatten es geschafft, wir waren ihnen entkommen. Glücklich umarmte ich den Hals von Blitz. „ Habe ich dir schon einmal gesagt, dass du das tollste, schnellste und beste Pferd von allen bist? Ohne dich hätte ich es niemals soweit geschafft. Danke.", flüsterte ich ihm ins Ohr.

Wie zur Bestätigung schnaubte er. Ich stieg aus dem Sattel und nahm die Zügel in die Hand. So gingen wir ein Stückchen  durch den Wald, auf der Suche nach einem Rastplatz. Ich hielt kurz an und trank einen Schluck Wasser. Ich merkte auch, dass ich Hunger hatte, doch das musste warten. Ich hatte Blitz extra mit einer Satteltasche bestückt, in der sich einige essbare Sachen befanden. Außerdem bewahrte ich da meinen kostbarsten Besitz auf, mein Schwert. Der Waffenschmied hatte es vor einem Jahr für mich gemacht, da ich, wie er sich ausdrückte, ihm ans Herz gewachsen war. Seitdem hatte ich damit heimlich geübt und meine Flucht vorbereitet. Es gab zwar immer einige Wachen, die ein Auge auf mich hatten, doch so richtig ernst genommen hatte mich nie einer von ihnen. Ihrer Meinung  nach stellte ich keinerlei Bedrohung dar, da ich nur ein Mädchen war. Wenn sie mich ernster genommen hätten, wäre die Flucht niemals geglückt, doch so war sie ein voller Erfolg.

Wir kamen zu einer Lichtung, der ideale Platz für einen Rast. Den ganzen Tag über hatte die Frühjahrssonne geschienen und die Luft erwärmt, jetzt wurde es langsam dunkel, und die ersten Sterne wurden sichtbar. Geschafft legte ich mich ins Gras und Sekunden später schlief ich.

Ist Rache tödlich? (Harry Styles )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt