Kapitel 8(Celina)

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Ich beobachtete ihn, wie er nach einem Ast trat. Sein Gesicht verzog sich und ich wünschte mir, ich könnte seine Gedanken lesen.  Zielstrebig verschwand er in seinem Zelt.  

Ich überlegte, ob ich ihm folgen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Er wollte jetzt bestimmt seine Ruhe haben und nicht von mir gestört werden. Ein Vogel riss mich aus meinen Überlegungen. Was wollte er den hier? Er flog immer wieder um meinen Kopf und ich wunderte mich, dass er so zutraulich war. 

„Na du kleiner", sagte ich. Wie zur Antwort zwitscherte der Vogel kurz. Ein Lächeln huschte mir über das Gesicht.

„ Du verstehst mich wohl was?" Celina, reiß dich zusammen, das ist nur ein Vogel. Er kann dich nicht verstehen. Kopfschüttelnd ging ich von dem Vogel weg. Langsam ging ich durch das Lager. Ich beobachtete alles ganz genau, eine Eigenart die ich mir schon früh angewöhnt hatte.  Doch eigentlich fiel mir nichts Ungewöhnliches auf. Alles war wie immer. Die meisten trainierten, nur mit einem Unterschied. Dieses Mal trainierte Howard mit einigen. Völlig verwundert blieb ich stehen und schaute ihnen dabei zu. Er zeigte ihnen, wie man sich richtig verteidigte und wie man einen Schwertangriff abwehrte. Allein an seiner Vorgehensweise sah man, dass er ein guter Kämpfer war.

„ Komm doch und hilf mir.", rief er mich. Verwundert schaute ich ihn an. Ich sollte ihm helfen. Zögernd ging ich auf die Gruppe zu, doch er lächelte mich freundlich an. Irgendetwas lag in diesem Lächeln, was   mich dazu bewegte ihn auch anzulächeln. Es kam wohl nicht oft vor, dass er lächelte, denn die umstehenden Männer schauten ihn an, als wäre er nicht mehr ganz bei Sinnen.  

„ Ich habe dich heute früh trainieren sehen. Du kannst mir helfen und ein paar der Männer zeigen, wie man richtig kämpft."  In mir keimte Stolz auf. Howard hatte mich beobachtet und fand auch noch, dass ich gut kämpfte.  Sofort tat ich, was er mir befohlen hatte. Ich ging mit einigen Männern etwas zur Seite, um ihnen alles in Ruhe zeigen zu können. Das komische Gefühl, das dabei in mir aufkeimte, ignorierte ich. Nach einiger Zeit kam Howard zu mir.

" Ich bin fertig und du?", fragte er mich.

" Ich auch", sagte ich und schaute ihm in seine braunen Augen. Schon wieder huschte ein Lächeln über mein Gesicht und ich konnte sehen, wie er leicht zurück lächelte.

" Wollen wir zum See gehen?" Er schaute mich  erwartungsvoll an.

Irgendetwas in mir sagte, dass ich nicht mit ihm gehen sollte und jetzt lieber Harry suchen sollte. Hör auf, bevor das hier was Ernstes wird, flüsterte es mir zu, doch ich überhörte meine innere Stimme einfach.

" Ja, gerne.", antwortete ich daher nur.

"Ich bringe nur noch kurz meine Sachen weg. Treffen wir uns am See?" Ich nickte und er ging zügigen Schrittes auf sein Zelt zu. Ich aber ging schon zum See. Im Zelt war Harry und ich wollte ihn erst einmal noch in Ruhe lassen. Am See setzte ich mich vorsichtig ins weiche Gras und schaute in die Ferne. Harry... Ich sah seine grau grünen Augen vor mir und sein Lächeln und dachte daran, wie ich glücklich in seinen Armen eingeschlafen war. Daran wie er heute früh geschlafen hatte, als ich aufgestanden war und dabei aussah wie ...

" Woran denkst du?" Ertappt fuhr ich hoch. Howard hatte sich ebenfalls im Gras niedergelassen und schaute auf den See hinaus.

" An nichts."

" Dafür hast du aber sehr glücklich gelächelt. Sag schon, an wen hast du gedacht." Verwirrt schaute ich ihn an. Es ging ihn doch jetzt wirklich nichts an, an wen ich dachte. Und überhaupt, warum war er denn jetzt so komisch?

" Entschuldige aber das geht dich nichts an", versuchte ich ihm möglichst freundlich klar zu machen, dass er nicht weiter nachfragen solle.

Er schaute mich erstaunt an. Er war es wohl nicht gewohnt, dass man ihm Widerworte gab. Dann schaute er wieder auf den See hinaus. Ich tat es ihm nach, erleichtert darüber, dass er nicht weiter nachfragte. Ich erwischte mich dabei, dass meine Gedanken wieder zu Harry abdrifteten.

" Schon wieder. Sag doch, an wen du denkst." Erschrocken fuhr ich hoch.

" An niemanden.", wiederholte ich und schaute Howard an. Konnte es sein, dass er näher an mich heran gerutscht war, oder bildete ich mir das nur ein.

Es herrschte schweigen zwischen uns. Ich hatte das Gefühl ihn beleidigt zu haben, aber ich wusste nicht womit. Nur weil ich ihm nicht sagte, was ich dachte, hieß das doch noch lange nicht, dass er so eingeschnappt sein musste.  Wieder schaute ich auf den See. Ich beobachtete einen Vogel, der immer wieder um eine Tanne kreiste, die nah dem Ufer stand. Krampfhaft versuchte ich an nichts und vor allem niemandem zu denken.

Plötzlich spürte ich Howards Atem an meiner Wange.  Ich meinte Alkohol heraus riechen zu können.

Ich rutschte ein Stück von ihm weg. Ich fühlte mich unwohl, wenn er so nah bei mir saß. Doch mein Verdacht hatte sich bestätigt. Er  kam wieder näher zu mir heran gerutscht.

" Hör auf damit, bitte."

" Nur wenn du mir sagst, an wen du gedacht hast." Er wollte es also immer noch wissen.

" Ich werde es dir nicht sagen. Und sag mal, hast du etwa Alkohol getrunken?"

" Ein bisschen." Ein Bisschen. Na so roch es nicht. Es roch eher nach einem sehr großem Bisschen, doch das sagte ich nicht.

" Sag es mir ruhig, wenn du an mich gedacht hast", fing er jetzt an. Man, der hatte ja eine ganze Menge getrunken. Was er sagte passte nicht zu dem, wie er sich sonst verhielt. Angewidert rutschte ich noch ein Stück von ihm weg, aber er rutschte ich die gleiche Richtung.

" Du kannst es mir ruhig sagen, wenn du mit solch einem verliebten Blick an mich denkst." säuselte er.

Genervt sprang ich auf. Am liebsten hätte ich ihm eine geklatscht, doch ich hatte zu große Angst davor, was er dann tun würde.

" An dich habe ich bestimmt nicht gedacht.", sagte ich mit festem Ton und drehte mich um. Mit zügigem Schritt ging ich weg von ihm.

Ist Rache tödlich? (Harry Styles )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt