26. Kapitel - Und schon wieder diese Nervosität...

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"Weißt du schon, welches Lied du singen willst?", fragte Steffie und lehnte sich in ihrem Stuhl etwas zurück. Heute war eine Coach-Besprechung, in der sich jedes Talent noch einmal persönlich mit seinem Coach über die kommenden Knock-Outs beraten konnte. In einer Woche würden die Dreharbeiten dann auch schom beginnen. Die letzten für dieses Jahr. Danach mussten wir nur noch kurze Clips für die Ligeshows drehen, falls wir es denn so weit schaffen würden. "Also ich bin noch ein wenig unschlüssig... Ich schwanke zwischen 'The A-Team' von Ed Sheeran oder 'Come and get it' von Selena Gomez." Steffie nickte und schien nach du denken. "Du hast eine sehr klare Stimme, ich denke, beide Songs würden zu dir passen. Aber in 'Come and get it' könntest du wahrscheinlich mehr von dir zeigen, vielleicht auch andere Seiten, die man in der Show noch nicht von dir gesehen hat." "Das habe ich mir auch gedacht, aber in 'the A-Team' kann ich mehr Gefühl zeigen.", gab ich zu bedenken. Nach weiteren zehn Minuten entschieden wir uns dann aber doch gemeinsam für 'Come and get it' und gingen es zur Übung schon einmal durch. "Klasse, wirklich! Ich bin so beigeistert von deiner Stimme und so verdammt froh, dass ich dich 'stealen' konnte.", sagte Steffie abschließend mit einem breiten Grinsen. "Andreas hatte dich echt nicht verdient!" Sofort musste ich lachen und bedankte mich etwas verlegen. Ich verabschiedete mich von meinem Coach und schickte Andre zu ihr rein. Es war ziemlich entspannend, ohne die ganzen Kameras um einen herum. Erst in drei Tagen, wenn die Aufnahmen begannen, waren die Kameras wieder mit von der Partie. Mit einem zufriedenen Lächeln machte ich mich auf den Weg zum Catering. Das Bufet war komplett verlassen. Es schienen wohl alle in den Besprechungen zu sein. Kurzerhand schnappte ich mir eine Tasse, goss mir heißes Wasser hinein und legte einen Teebeutel dazu. Gedankenverloren drehte ich mich um und wollte gerade aus dem Raum verschwinden, als ich volle kanne gegen jemanden knallte und sich der Inhalt meiner Tasse über meine Hand ergoss. Fluchend vor Schmerz stellte ich die Tasse ab und rieb mir die schmerzenden Hände. "Oh, das tut mir total leid, dass wollte ich nicht!" Erst jetzt hob ich meinen Blick und entdeckte Michi, der verzweifelt versuchte sein Lachen zu unterdrücken. "Nicht witzig!", zischte ich. "Musst du nicht bei deinen Talents sein?" "Ach Schmidti schafft das auch mal ohne mich, ich brauchte mal eine kurze Pause." Ich warf ihm einen verwirrten Blick zu. "Smudo.", fügte er also hinzu. "Ist es sehr schlimm?", fragte er mit einem Blick auf meine Hände und umschloss sie mit seinen. In mir spannte sich alles an. Seine Hände waren unfassbar rau, aber so warm! "Ähm... ne das geht schon...", winkte ich schnell ab und entzog mich seinem Griff. Michi durchbohrte mich mit einem undefinierbaren Blick und begann dann zu grinsen. Arschloch! Die ganze Situatiom war so schon peinlich genug... "Ich... ich muss dann auch mal...", stammelte ich. "Warte! Wie hießt du nochmal?" Empört schnappte ich nach Luft. "Sorry, ich bin nicht so gut im Namen Merken.", erklärte Michi entschuldigend. "Alle nennen mich Joy. Aber für dich bin ich Jolina.", sagte ich, warf ihm ein zuckersüßes Lächeln zu und verschwand aus der Tür. Als ob der sich nicht mehr an meinen Namen erinnern konnte! War ich echt so unscheinbar?

Ich war gerade dabei mir leise summend die Haare zu glätten, als ich hörte, dass sich die Tür unseres Hotelzimmers öffntete. "Ach, auch schon da?", rief ich mit leicht vorwurfsvollem Unterton und drehte mich zu Merle um. "Tut mir leid, ich hatte noch zu tun...", murmelte sie, warf sich aufs Bett und tippte auf ihrem Handy herum. "Dir ist aber schon klar, dass wir in einer viertel Stunde mit Lars und Alicia zum Feiern verabredet sind, oder?" "Mhm." Empört stemmte ich die Hände in die Hüften und baute mich direkt vor meiner besten Freundin auf. "Merle Saylor, hörst du mir überhaubt zu? Was hast du eigentlich gemacht?! Ich habe echt das Gefühl, du verheimlichst mir etwas!" Erst jetzt sah sie von ihrem Handy auf und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. "Joy, ich.... Ich kann dir jetzt nichts erzählen. Es ist alles gut! Ist das Bad frei?", fragte sie und schob sich schon an mir vorbei. "Moment, moment! Du kannst doch nicht solche Andeutungen machen und dann..." "Ich dachte wir müssen gleich los!", unterbrach sie mich und verschwand im Badezimmer. Das konnte unmöglich ihr ernst sein! Wir erzählten uns doch sonst immer alles! Wütend und enttäuscht setzte ich mich auf einen der Stühle und checkte mit gerunzelter Stirn meine Nachrichten. Mum wollte wissen, wie es uns ging, Sara regte sich in unserer "Mädels"-Gruppe über unseren Geschichts-Lehrer auf und Josie und Em schickten Fotos von sich auf dem Weg zum Zug. Morgen würden sie ankommen, um sich Übermorgen die Knock-Outs an zu sehen. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, was von der nächsten Nachricht aber sofort zerstört wurde.
Freu mich schon auf Übermorgen, ich hoffe ihr macht uns stolz!;)
Hatte Bennet geschrieben. Dass er auch zu unseren Knock-Outs da sein würde, hatte ich wohl erfolgreich verdrängt. Schnell schickte ich lachende Smileys zurück und verließ dann so schnell ich konnte den Chat. "Kann los gehen!", ließ da plötzlich Merle verlauten. Ich nickte nur in etwas in Gedanken und folgte ihr aus dem Hotel-Zimmer. "Bennet kommt. Er will uns zu gucken.", ließ ich nach einer Weile verlauten und sah starr gerade aus. "Nicht dein ernst!", zischte Merle schon fast. "Och Joy, das ist nicht so gut.... Aber du, ich meine wir schaffen das!", fügte sie schnell hinzu und umarmte mich einmal fest. "Ich hatte ihn gerade vergessen.", murmelte ich in die Kapuze ihrer Winterjacke. Ja, draußen war es kalt geworden, nicht mehr lange und die ersten Shows würden im Fernsehen ausgestrahlt werden. Dann konnten wir das erste Mal die Reaktion der Leute auf uns sehen. Ich spürte, wie ich bei diesem Gedanken ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verspürte. "Joy, das wird schon! Sei einfach so wie immer. Konzentrier dich nur darauf, Steffie vom Stuhl zu hauen!" Ich warf Merle ein dankbares Lächeln zu. "Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde..." "Du würdest wahrscheinlich verrecken.", meinte Merle trocken und sofort brachen wir in Gelächter aus.

"Das kann doch nicht dein ernst sein! Weißt du eigentlich, wie geil sich das anhört! Wie kannst du auch nur daran denken, dass du nicht weiter kommen könntest!", rief Merle empört aus. "Shhhh!", machte ich und sah mich etwas nervös um. Wir saßen in einem Kaffee und unterhielten uns über die bevorstehenden Knock-Outs. In zwei Stunden sollten wir am Studio sein und brauchten vorher noch mal eine kurze Rückzugsgelegenheit. Unsere Familien waren schon angekommen und hielten sich vor dem Studio auf, bis sie eingelassen wurden. Ich war mindestens genau so aufgeregt wie vor den Blind-Auditions und den Battles und im Moment fragte ich mich echt, ob diese ewige Nervosität je aufhören würde. "Komm schon, Steffie hat dich doch so gelobt!", versuchte Merle mich weiter zu beruhigen. Stumm nickend rührte ich in meinem Kaffee herum. Eigentlich trank ich keinen Kaffee, aber gerade tat mir dieser Energie-Schub wohl ganz gut. Hoffte ich zumindestens. Als Merle und ich fertig waren und uns psychisch darauf eingestellt hatten, jetzt gleich zu singen, riefen wir uns ein Taxi und fuhren zum Studio. Dort angekommen wurden wir sofort von Alicia und Lars empfangen. Alicia war wie immer tiefen entspannt, doch Lars war ungewöhnlich still, was darauf schließen ließ, dass er auch schon weiche Knie hatte. Es würden nur drei Talents aus jedem Team weiter kommen, die Chance, in die Live-Shows einzuziehen, war sehr klein. Das könnten die letzten paar Stunden bei 'The Voice' sein, in der wir alle zusammen wurden. "Also, hört mir mal alle zu!", rief da plötzlich einer der Produzenten, als er in den Backstage-Raum kam, in dem wir uns alle eingefunden hatten. "Wir drehen heute alle Knock-Outs. Wir fangen an mit Team Rea, dann Team Steffie, danach Team Andreas und zum Schluss Team Fanta. Wir machen jetzt noch eine kurze Durchlaufprobe, alles klar?" Allgemeines Nicken. Der Mann klatschte in die Hände und rief noch: "Na dann, ab in die Maske und euch allen viel Glück!" "Oh mein Gott, ich sterbe vor Aufregung murmelte ich Lisa zu, als wir Seite an Seite zur Maske gingen. Wir beide sollten als erstes dran sein. Ich würde heute einen königsblauen Jumpsuit tragen, dazu eine lockere Hochsteckfrisur, auffälligen Lippenstift und auffällige Mascara. Als das Werk vollbracht war, betrachtete ich mich etwas ungläubig im Spiegel. "Also, das haut mich echt immer wieder um, was du mit mir anstellst, Lizzy!", meinte ich an die Stylistin gewandt und grinste. "Du bist aber auch sehr hübsch, Kleine!", meinte sie mit einem zufriedenen Blick auf ihr Werk. "Na dann, viel Glück Joy, ich drücke dir die Daumen!" Ich drückte sie noch einmal und verschwand dann aus dem Raum.

"Wo ist eigentlich Merle? Merle Saylor fehlt noch!", ließ Smudo verlauten, als wir alle vor dem Backstage-Raum standen und von den Ton-Leuten verkabelt wurden. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür vom gegenüberliegenden WC und Merle kam mit etwas erröteten Wangen heraus. So langsam schien sie wohl auch aufgeregt zu werden. "Na dann los, wir haben sowieso nicht so viel Zeit!", sagte Rea und machte sich gefolgt von allen anderen auf den Weg ins Studio. Ich wollte gerade hinterher laufen, als ich von einem Stylisten aufgehalten wurde, der mich noch einmal überpuderte. Auch Smudo musste noch ordentlich verkabelt werden und irgendwas schien mit seinem Headset nicht zu stimmen. "Na, schon aufgeregt?", fragte er mich mit einem frechen Grinsen. Ich mochte ihn. "Ohja und wie....", ließ ich verlauten, als sich die Tür des WCs erneut öffnete und ein anscheinend emotional leicht verwirrter Samu kam heraus. Er warf uns ein schiefes Grinsen zu und verschwand ohne ein Wort im Studio. Was zum Teufel machte Samu Haber in der Mädchen-Toilette?! Und war Merle nicht auch eben daraus gekommen? Ich ahnte übles... Ich warf Smudo einen fragenden Blick zu, doch der hob nur vielsagend grinsend die Schultern. "Komm lass uns los gehen, die anderen warten sicher schon auf uns.", meinte er dann und ich folgte ihm immer noch leicht verwirrt.

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