54. Kapitel - Geistesblitz

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When I look out my window
I see love
I see pain
When i open my eyes
I believe
And i see where it all began
I see crowds, cliqus, gangs
I see lonley souls
Faces
Faces
Faces
on which are written so many stories
stories of happiness
stories of tragedy

When i look out my window
When i look out my window
it's getting clear
when i look out my window
when i look out my window
i can feel you're near

When i look out my window
I see old
I see young
When i open my eyes
I trust
because we're all the same
and so different at the same time
Time flies by
They say
And it's true
True
True
True
So we just have to enjoy
Every day
Every second
Every breath

When i look out my window
When i look out my window
it's getting clear
when i look out my window
when i look out my window
i can feel you're near

So will you hear?
Will you change?
Will you see?
Because we are all the same
and so different at the same time
So will you hear?
Will you change?
Will you see?

When i look out my window
When i look out my window
it's getting clear
when i look out my window
when i look out my window
i can feel you're near

~Jolina Marie Blanc

Zufrieden schloss ich mein Notizbuch und ließ es in meiner Tasche verschwinden. Ich hatte gerade am eigenen Leib erfahren, was Künstler einen Geistesblitz, eine Eingebung nannten. Ich wusste zwar nicht, ob diese Ausgeburt meiner Gedankenwelt als Songtext taugen würde, doch ich hatte ein recht gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Seufzend ließ ich mich hintenüber auf mein Bett fallen. Es waren zwei ereignisreiche Tage gewesen und noch hatte ich all das nicht verarbeitet. Ich war im Finale von ‚The Voice of Germany', Deutschlands größter Musikshow! Ich hatte es geschafft. Immer und immer wieder musste ich mir diese Worte auf der Zunge zergehen lassen, unfähig das Ganze zu realisieren. Meine Probleme wollte ich für die kommende Woche in die letzte, hinterste, dunkelste und staubigste Ecke meines Bewusstsein verbannen, sie mit Panzertape festbinden und einfach mal mein Leben genießen. Das Gefühl von Glück verspüren. In diesem Moment blinkte mein Handy neben mir auf. Ich hatte eine Nachricht bekommen. Sofort begann mein Herz zu klopfen, als ich sah, von wem sie war.
Hey, Verrückte! Ich vermisse dich.. soll ich dich diese Woche mal besuchen kommen?
Ein leichtes Lächeln zierte meine Lippen, während ich das las. Und gleichzeitig stieg ein Unwohlsein in meinem Inneren auf. Lars war einer meiner besten Freunde hier. Ein Freund. Bis jetzt zumindest. Diese Situation war so neu für mich, dass ich nur schwerlich wusste, wie ich mit all dem umzugehen hatte, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. „Hast du denn Gefühle für ihn?", hörte ich Merle förmlich fragen und sofort musste ich schmunzeln. Sie sah alles immer so einfach, so leicht, als würde sie jedes einzelne meiner Probleme in der Luft zerplatzen lassen wie eine bunt schillernde Luftblase. Doch so einfach war es für mich nicht. Ich wusste nicht, was oder ob überhaupt ich etwas für Lars fühlte. Was ich wusste war, dass er mir unglaublich wichtig war, dass ich mich bei ihm sicher fühlte, dass er eine Wirkung auf meinen Körper hatte und dass er gut küssen konnte. Und gerade letzteres raubte mir in jeglicher Art und Weise mein Urteilsvermögen. Zögerlich öffnete ich seinen Chat und betrachtete die Buchstaben so lange, bis sie förmlich vor meinen Augen verschwammen. Er war online und wartete gerade höchstwahrscheinlich auf meine Antwort. Zittern begann ich, zu tippen.
Hey.. ich dich auch! Mal sehen, bin wegen der Proben ziemlich ausgeplant.
Schnell schaltete ich mein Handy aus und lies es unter meinem Kopfkissen verschwinden. Ich hatte jetzt nicht den Nerv dazu, mit ihm zu schreiben. Gestern Nacht war noch zu präsent in mein Gehirn gebrannt, als dass ich es vergessen konnte. Nach einer Weile hatten Lars und ich die Tanzfläche verlassen, um ungestörter zu sein. In einem der Backstage Umkleiden war es dann ganz schön zur Sache gegangen, doch trotz meines benebelten Gehirns und zu meinem eigenen Triumph hatte ich in letzter Sekunde noch die Notbremse ziehen können. Ich wollte mein erstes Mal nicht in irgendeinem Umkleideraum vollkommen besoffen mit einem guten Freund haben. Danach hatten wir noch einige Minuten einfach so da auf den Bänken gelegen, bis ich irgendwann eingeschlafen war. Geweckt wurde ich dann eine Stunde später von Alicia, Lars war weg gewesen. Doch wie Alicia nunmal so war, hatte sie keine Fragen gestellt, sondern einfach nur dafür gesorgt, dass Merle und ich heile im Hotel ankamen. Nach dem Frühstück hatten wir uns dann alle von Lars verabschieden müssen, doch er ließ sich die ganze Zeit über nichts anmerken. Diese Nachricht war seitdem das erste Lebenszeichen, das ich von ihm bekam. Plötzlich würde ich von einem zaghaften Klopfen aus meinen Gedanken gerissen. „Ich bin's, Joy, kann ich rein kommen?", ertönte Alicias Stimme gedämpft. Sofort erhob ich mich von meinem Bett und schlurfte zur Tür, um ihr zu öffnen. „Na? Wie war dein erstes Treffen mit dem Songwriter?", wollte ich wissen und umarmte sie auch sogleich. „Der ist ja mal super nett! Total cool, wirklich! Wir haben die ganze Zeit nur gelacht. Und eine Probeversion von meinem Song haben wir auch schon aufgenommen!", sprudelte es nur so vor Begeisterung aus ihr heraus. Erschlagen stand ich da und fühlte mich automatisch schlecht. „Was machst du denn für ein Gesicht?", harkte Alicia lachend nach. „Naja, es könnte ganz eventuell sein, dass wir uns die ganze Stunde über nur angeschwiegen haben und er mich mit den Worten „ist ja nicht so schlimm" entlassen hat. Ganz eventuell.", gab ich kleinlaut zu, woraufhin sie auch sofort anfing schallend zu lachen. „Das ist ja mal so typisch!", japste sie in dem verzweifelten Versuch, Luft zu kriegen. Auf einmal platzte der Knoten und auch ich begann schallend zu lachen. Nach einer gefühlten Ewigkeit sagte ich, mir die Lachtränen wegwischend: „Inzwischen ist mir aber dann doch wenigstens ein Text eingefallen." „Echt? Zeig mal her!", forderte Alicia mich auf und streckte auffordern ihre Hände aus. „Erwarte aber bitte nicht zu viel.", warnte ich sie schon einmal vor, während ich das Notizbuch aus meiner Tasche heraus kramte und die besagte Seite aufschlug. Etwas verunsichert ließ ich mich auf der Bettkante nieder, während ich Alicia skeptisch beim Lesen musterte und versuchte jede einzelne ihrer Reaktionen zu sehen. Es dauerte eine quälende Ewigkeit, bis sie endlich den Text vollständig durchgelesen hatte. Mit ausdrucksloser Miene schloss sie das Notizbuch, zuckte teilnahmslos mit ihren Schultern und sagte: „Ist ganz okay." In diesem Moment entglitten mir alle Gesichtszüge. Entgeistert starrte ich sie an. Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie begann abermals schallend zu lachen. „War doch nur ein Scherz, Joy, reg dich ab!" Erleichtert atmete ich auf und musste auch ein wenig über mich selbst schmunzeln. „Was ist denn mit deinem Selbstvertrauen los? Du bist hier bei ‚The Voice'! Du wärst nicht so weit gekommen, wenn du nicht großartig wärest!", redete sie auch sogleich auf mich ein. „Aber jetzt mal im Ernst. Dieser Text ist der Hammer! Also wenn dein Song nicht erste Sahne wird, dann weiß ich's auch nicht." „Danke, Alicia!", sagte ich ehrlich gemeint und umarmte sie einmal ganz fest. „Kommst du mit auf mein Zimmer? Dann können wir noch ein bisschen zusammen Netflix gucken.", schlug sie vor. Ich nickte und stellte mit einem Blick auf die Uhr fest, dass Merle erst in einer guten halben Stunde von ihrem Treffen mit Samu zurück kehren würde. Es war ein wunderbares Gefühl, meine beste Freundin wieder hier zu haben. Einmal mehr wurde mir bewusst, wie sehr ich sie hier in Berlin vermisst hatte. Ich folgte also Alicia aus Merles und meinem gemeinsamen Hotelzimmer und über den langen Gang bis zum Aufzug. Mit einem Pling öffnete er sich und bot uns einen überraschenden Anblick. Samu hatte Merle an die Wand gedrückt und saugte sich genau in dem Moment, als sich die Fahrstuhl-Türen öffneten an ihren Hals fest, während sie ihre Finger in seinen Rücken krallte. Vollkommen perplex blieb ich regungslos stehen, unfähig irgendetwas zu sagen. So viel zum Motto „wir lassen es langsam angehen"...

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