zwei ◊ harry

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Einen Satz. Einen einzigen Satz hatte er mit mir gesprochen. Okay was hatte ich anderes erwartet, immerhin habe ich ihm auch einen Korb gegeben und Niall war nun mal ein sensibler Mensch. Ich hatte ihn verletzt, dass wusste ich schon bevor ich ihm sagte, dass der Kuss nichts zu bedeuten hatte. Und schon damals war mir klar, dass sich einiges ändern würde. Aber doch hatte ich irgendwie Hoffnung, dass ein Monat für ihn genug war, um darüber hinwegzukommen. Wie konnte ich sowas denken? Ein Monat ist nie genug, um über einen Korb weg zu kommen, wenn man die Person wirklich mag. Was mir noch umso mehr klar machte, dass er mich wirklich mochte. Mein bester Freund war verliebt in mich und ich habe ihn sein Herz gebrochen.

Ich hasste mich dafür. Dafür das ich ihm so etwas angetan habe. Das wollte ich nie. Ich wollte ihn nie verletzten, aber was blieb mir anderes übrig. Ich liebe ihn nun mal nicht. Ich war nicht schwul und aus uns würde niemals ein Paar werden können. Was sollte ich denn machen? Ich konnte mich ja nicht zwingen ihn zu lieben und noch dazu hatte er etwas Besseres verdient als mich. Er war ein wundervoller Mensch, süß, nett, lustig, er war fast schon zu gut für diese Welt und er hatte jemanden verdient, der ihn von ganzen Herzen liebte, der immer für ihn da war und ihm alles das gab, was er brauchte und wollte und dieser Jemand war ganz sicher nicht ich.

Wir kamen endlich an der Konzerthalle an und machten uns sofort auf den Weg nach drinnen, da bereits alles voller kreischender Fans war. Es war ein wahnsinniges Gefühl zu sehen, dass wir allein hier in London tausende von Fans haben, es war einfach unbeschreiblich, doch das Gekreische tat auch in den Ohren weh und das ich momentan nicht gerade in bester Laune war, machte das Ganze nicht besser.

Kaum waren wir drinnen, kam auch schon Simon auf uns zu. „Freut mich euch wieder zusehen Jungs. Ein Monat ist doch ganz schön lange Zeit." sagte er und lächelte und wir alle taten es ihm gleich. „Gut also wir haben nicht mehr so viel Zeit bis heute Abend. Also umziehen. Ich muss nochmal was klären. Wir sehen uns dann am Soundcheck." meinte er dann und verschwand. Wir gingen also in unsere Garderobe, wo wir uns dann sofort umzogen. Der Soundcheck lief zum Glück problemlos und wir gingen danach sofort in die Maske. Bald fühlte sich die Halle und langsam wurde ich aufgeregt. Ich hatte das schon gefühlte hundertmal gemacht und doch fühlte es sich jedes Mal an wie das erste Mal. Es machte jedes Mal genauso viel Spaß wie beim ersten Mal, doch ich war eben auch jedes Mal so nervös wie beim erste Mal. Vielleicht würde sich das ja mal ändern, aber andererseits wollte ich das gar nicht. Durch die Aufregung versuchte ich immer mein bestes zu geben, was mir dann auch gelang. Ich weiß nicht, wie es ohne sie wäre. Ich denke es wäre ein seltsames Gefühl ohne Aufregung da raus zu gehen. Es waren immerhin tausende von Menschen, tausende von Fans und für die sollte die Show etwas besonders sein. Ich gab einfach alles um jeder Show zu der Besten zu machen und ich wusste, dass die anderen Jungs genauso dachten. Man sah ihnen an, dass sie auch nervös waren. Nur Niall war die Ruhe selbst zu sein, was sehr ungewöhnlich für ihn war, denn normal war er immer der Nervöseste von uns und war die ganze Zeit am Rumhüpfen, doch heute war er total relaxed zu sein. Einfach nichts schien ihn im Moment aus der Ruhe zu bringen, es war beängstigend.

Und noch etwas Seltsames fiel mir an ihm auf. Er aß fast gar nichts. Gut, was heißt fast gar nichts er aß nicht mehr als wir und das war seltsam. Normal musste Liam ihn vor Konzerten immer zurück halten, damit er sich nicht zu sehr vollstopfte. „Hör auf soviel zu essen, sonst müssen wir dich noch auf die Bühne rollen." meinte er immer, worauf Niall ihm jedes Mal die Zunge rausstreckte, noch mehr aß, Liam sich aufregte und wir uns alle prächtig über unseren kleinen Iren und unseren Daddy amüsierten. Doch heute musste Liam Niall kein einziges Mal ermahnen, nicht zu viel essen, was mir Sorgen bereitete und auch Liam und den anderen schien, das nicht entgangen sein, denn sie schauten immer wieder zu Niall rüber, der entweder seine Gitarre stimmte, darauf rumspielte oder auf sein Handy schaute.

Ich hatte das ungute Gefühl, dass es meine Schuld war, dass er so komisch drauf war und wahrscheinlich lag ich damit auch richtig. Es brach mir das Herz zu sehen, was ich angerichtet hatte. Wenn Niall nicht mehr jede Sekunde an Essen dachte, dann musste er wirklich verletzt sein. Ich unterdrückte die Trauer und Wut, die in mir aufkam und kniff ein paar Mal meine Augen zusammen, um meine Tränen zurückzuhalten, was mir glücklicher Weiße gelang.

Es war so weit. Die Show ging los. „Was geht London?" schrie ich in mein Mikrofon, als wir auf die Bühne rannten und die Menge begann hysterisch zu kreischen. „Seid ihr bereit für die beste Show eures Lebens?" schrie Louis in sein Mikrofon und hielt es dann Richtung Publikum, welches wie wild kreischte. „Ich denke, das heißt ja." sagte er. Die Musik startete und Liam begann Does he know zu singen. Ich sang in Gedanken mit bis dann mein Solo kam. »Your secret tattoo, the way you change moods. The songs that you sing when you're all alone. Your favorite band, the way that you danced. But baby, baby« sang ich und als ich fertig war, machte sofort Zayn weiter. Nachdem Refrain kam wieder Liam und dann Niall. Es war verrückt, er verhielt sich total anders als sonst, doch wenn er sang, dann erkannte man keinen Unterschied. Wenn er sang, dann könnte ich schwören, war er genauso wie noch vor einem Monat, doch das war er nicht. Nichts war noch so wie vor einem Monat.

Nachdem der Song fertig war machten wir weiter mit Nobody Compares und darauf folgten weitere Lieder des zweiten Albums und zwischen drin immer mal wieder eins vom ersten und eins der neueren. Und zum Schluss, was natürlich nicht fehlen durfte. Best Song Ever.

„Vielen Danke London. Ihr wart ein tolles Publikum. Gute Nacht." verabschiedete sich Zayn am Ende, doch von wegen wie erwartet wollte das Publikum eine Zugabe, die wir ihnen auch gaben. Wir sagen Story of my life. Niall begann Gitarre zu spielen und auch hier bei, erkannte man keine Veränderung und doch wusste ich, dass sie da war und es machte mich wahnsinnig. Ich schaute die ganze Zeit zu ihm rüber und er schien dies zu merken, denn er starrte förmlich ins Publikum. Ich verpasste fast meinen Einsatz, gerade noch so bekam ich die Kurve und hoffte, dass niemand etwas bemerkt hatte. Wenn mir sowas die restliche Tour auch noch passieren würde, na dann danke. Als wir mit dem Song fertig waren, gingen wir Schluss endlich von der Bühne, wo Simon schon auf uns wartete. „Gut gemacht Jungs." sagte er lächelnd. „Ihr habt sie umgehauen, wie immer halt." Wir alle grinsten ihn an. „Okay am besten ihr zieht euch schnell um, wir müssen nämlich in einer halben Stunde am Flughafen sein. Wir nickten und begaben uns in unsere Garderobe und zogen uns um.

Auf dem Weg zum Flughafen unterhielten wir uns über den gelungen Tourstart nach der Pause. Wir alle außer Niall. Denn der starrte nur gedankenverloren aus dem Fenster. Louis machte mal wieder irgendwelchen Quatsch und Zayn und Liam lachten, weshalb ich mitlachte, obwohl ich keine Ahnung hatte, um was es ging. Mein Blick wanderte immer wieder zu Niall. Und ich war nicht der einzige der sich Sorgen machte, denn auch Liam schaute hin und wieder zu ihm rüber. Ich fragte mich, ob Niall Liam erzählt hatte, was passiert war. Immerhin war er sein bester Freund und ich wusste, dass Niall Liam alles erzählte. Allerdings war ich auch der einzige der wusste, dass Niall schwul war und das auch nur weil er besoffen war und ich war mir nicht sicher, ob er sich traute es ihm oder den anderen Jungs zu erzählen, zumindest nicht im nüchtern Zustand. Und wenn Liam dabei war, war Niall ganz sicher nicht besoffen, denn dafür passte Liam viel zu gut auf ihn auf. Liam passte eigentlich immer auf uns alle auf. Er ist und bleibt nun mal einfach Daddy Direction. Also wahrscheinlich hatte er keine Ahnung, wieso Niall so seltsam drauf war. Und falls er es doch wusste, dann konnte er seine Wut wohl sehr gut verstecken, denn ich an seiner Stelle, wäre in diesem Fall auf jeden Fall wütend auf mich.

𝕤𝕥𝕣𝕠𝕟𝕘Where stories live. Discover now