drei ◊ niall

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Harry wieder zu sehen, war schlimmer, als ich erwartet hatte. Es war wirklich schrecklich. Mir war nicht klar, dass er mir so viel bedeutet. Zum ersten Mal hatte ich richtige Angst vor der Tour. Denn mir wurde zum ersten Mal klar, wie stark meine Gefühle für Harry waren. Ich wusste, dass sie da waren und nicht einfach weg gehen würden, doch bis jetzt dachte ich, dass mir der Monat in dem ich ihn nicht gesehen hatte, mir etwas geholfen hatte, doch es hatte kein bisschen geholfen. Ich liebte ihn. Und wenn das erste Konzert schon so unerträglich war, wie sollte, dass erst werden, wenn wir erstmal auf Tour waren. Wenn wir in einem Bus zusammen schliefen? Ich bezweifelte sehr, dass ich das überleben werde. Wieso fiel es mir nur so schwer über ihn weg zu kommen? Er hatte mich abblitzen lassen. Er hatte mir klar und deutlich gesagt, dass er der Kuss für ihn nichts zu bedeuten hatte, dass er nicht mehr als Freundschaft für mich empfand. Und doch wollte es wohl einfach nicht in meinen Kopf rein und ich wusste nicht wieso.

„Niall wir sind da." hörte ich Zayns Stimme neben mir und wurde aus meinen Gedanken gerissen. „Was? Wie?" fragte ich etwas verwirrt. „Wir sind am Flughafen angekommen." sagte er. „Achso." sagte ich und er schaute mich besorgt an. „Ist alles in Ordnung mit dir Niall?" fragte er dann. Ich nickte und zwang mich zu einem kleinen Lächeln. „Klar. Alles super." sagte ich und stieg aus dem Auto aus. Ich hoffte er würde mir das abkaufen und nicht merkte, dass ich gelogen hatte. Er stieg kurz nach mir auch aus dem Auto und sein Blick, zerstörte diese Hoffnung sofort. Er glaubte mir kein Wort, dass wusste ich. Und das bedeutete, dass die anderen Jungs wahrscheinlich genauso gemerkt hatten, dass etwas nicht stimmte. Was wiederrum zu Folge hatte, dass sie früher oder später mit mir reden würden wollen. Und bis dahin musste mir eine Ausrede eingefallen sein.

„Jungs wir müssen los! Beeilt euch." rief Liam, der schon weiter vorne mit Louis und Harry lief, zu. Also beeilten Zayn und ich uns um sie einzuholen. Kurz darauf saßen wir auch schon in unserem Privatjet und setzten uns auf Liams Anweisung alle hin. Harry und Louis saßen ganz vorne und hinter ihnen saß Zayn und auf der anderen Seite saß Liam. Normal setzte ich mich immer neben ihn, aber heute hatte ich wenig Lust mit irgendjemanden zu reden. Andererseits wenn ich mich jetzt ganz hinten hinsetzen würde, würden die anderen nur noch misstrauischer werden und würden hundertprozentig mit mir reden und außerdem wollte ich nicht, dass Liam glaubte, dass er Schuld an meiner schlechten Laune war und das würde er denken, wenn ich mich nicht neben ihn setzten will. Also setzte ich mich schließlich doch neben ihn.

Nachdem wir in der Luft waren und uns wieder abgeschnallt hatten, drehte Louis um und schaute uns über die Kante seiner Rückenlehne an. „Und freut ihr euch auch schon auf die Tour?" fragte er und schaute einem nachdem anderen an. Harry hatte sich inzwischen auch umgedreht und schaute uns wie Louis über seine Rückenlehne hinweg an. „Was glaubst du natürlich!" meinte Zayn und lachte. Liam grinste nur und ich tat es ihm gleich, auch wenn ich mich kein bisschen auf die Tour freute.

Ich musste eingeschlafen sein. Als ich aufwachte, war alles um mich herum dunkel. Es war so still hier, dass ich Zayns Atem hören konnte, obwohl er auf der anderen Seite am Fenster saß. Er lehnte sich dagegen und nutzte dabei seine Jacke als Kissen. Er hatte die Augen geschlossen und schlief friedlich. Ich streckte mich etwas. Als ich mich etwas Richtung Fenster lehnte, sah ich das auch Louis schlief, in seinem Schoss sah ich einen schlafenden Harry und auch wenn ich wusste, dass Louis nicht schwul war und eine Freundin hatte, versetzte es mir einen Stich direkt dort wo mein Herz war und ich unterdrückte meine Tränen. Ich spürte wie sich etwas neben mich bewegte. Es war Liam. Er hatte sich wohl im Schlaf bewegt. Ich musste etwas lächeln. Ich drehte mich zu ihm, um ihn beim Schlafen zu beobachten, wie so oft. Es war nicht so dass ich Gefühle für ihn hätte. Nein ich liebte ihn wie einen Bruder und nicht mehr. Aber wenn er schlief, sah er so ruhig aus. Wenn er wach war, dann war er Daddy Direction, dann kümmerte er sich immer um alles und machte sich ständig um uns Sorgen und dafür liebte ich ihn auch, keine Frage, aber es war schön zu sehen, dass er auch mal sorglos war, dass er sich mal keine Gedanken machte, dass wir scheiße bauten. Und das gefiel mir sehr. Denn ich wollte nicht, dass er sich ständig um uns Sorgen machte. Vor allem jetzt wo es mir nicht gut ging und ich genau wusste, dass er sich Sorgen um mich machte. Und das wollte ich nicht, ich wollte nicht, dass er sich wegen mir noch mehr Sorgen und Gedanken machte, wie sonst eh schon. Ich wollte nicht seinen besorgten Blick sehen, wissend das er meinetwegen so schaute. All das wollte ich nicht und vor allem wollte ich nicht mit ihm darüber reden, denn ich wusste nicht, was das für Folgen hätte. Und ich wollte ganz sicher nicht, dass es meinetwegen Streit in der Band gab.

„Niall." hörte ich Liams verschlafene Stimme neben mir und streckte aus meinen Gedanken raus. „Was machst du mit meinen Haaren?" fragte er und zuerst war ich verwirrt, doch dann blickte ich zu meiner Hand, die in seinen Haaren lag. Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich durch seine Haare gestrichen hatte. Schnell zog ich sie weg. „Sorry." „Schon okay." meinte er immer noch verschlafen und richtete sich dann auf. Er streckte sich etwas, so wie ich vorher, fuhr sich durch seine vom Schlaf gewuschelten Haare und schaute sich um. „Schlafen die anderen alle?" fragte er mich dann und ich nickte. „Und wieso schläfst du nicht?" fragte er dann. Ich zuckte leicht mit den Schultern. „Ich bin vor ein paar Minuten aufgewacht und ich bin nicht mehr müde." „Verstehe. Da dachtest du, du betatscht lieber meine Haare." sagte er grinsend. Ich spürte, dass ich knallrot wurde und war heil froh, dass man das in der Dunkelheit nicht sehen konnte. „Sorry." murmelte ich wieder, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. „Ich sagte doch, ist okay. Du darfst meine Haare doch immer betatschen." sagte er und grinste weiter und auch ich konnte mir ein Grinsen jetzt nicht verkneifen.

„Niall?" fragte er mich nach einer Weile. „Ja?" flüsterte ich. „Was ist los mit dir?" Diese Frage musste ja irgendwann kommen. „Nichts." sagte ich knapp. „Niall lüg mich bitte nicht an. Ich seh doch genau, dass etwas nicht mit dir stimmt. Also was ist los?" Ich atmete tief durch. Ich wollte nicht mit ihm darüber reden. Ich war nicht bereit dazu. Vielleicht in ein paar Wochen, aber noch nicht jetzt. „Ich...ich will nicht darüber reden." stotterte und ich spürte das Liam mich anschaute. Eine Weile sagte er nichts, bevor er fragte: „Wieso?"

„Weil...weil..." Weil ich nicht will, dass du mich hasst oder Harry hasst und es Streit zwischen uns allen gibt. Das wäre die Wahrheit, aber die konnte ich ihm nicht sagen, denn dann würde er weiter Fragen stellen. „Ich weiß nicht. Ich möchte einfach nicht darüber reden." sagte ich deshalb. „Aber du weißt, dass ich dein bester Freund bin und du mir alles erzählen kannst oder?" fragte er. Ich nickte. „Ja ich weiß." „Dann versteh ich nicht wieso du plötzlich nicht mehr mit mir reden willst, der einzige Grund, denn ich mir denken könnte, wäre das ich Schuld darin bin, dass es dir so geht und wenn das so ist, dann sag es mir bitte. Ich will nämlich nicht, dass es dir schlecht geht. Also wenn ich irgendetwas gesagt oder getan ha.." „Liam." unterbrach ich ihn und schaute ihn an. „Es ist nicht deine Schuld! Ich möchte ganz einfach nicht darüber reden." Ich schaute wieder auf die Sitzlehne vor mir. „Noch nicht."

Das war eine Lüge ich wollte niemals darüber reden, aber es war die einzige Möglichkeit ihn milde zu stimmen. „Okay. Ich bin immer für dich da, ja?" sagte er. Ich lächelte ihn dankbar an. „Ich weiß Liam!" Er lächelte zurück. „Ich werd jetzt versuchen, wieder einzuschlafen, ich bin nämlich noch müde." sagte er dann. „Ist gut. Ich werd versuchen deine Haare nicht mehr zu betatschen." sagte ich, mit einem gefälschten Grinsen und er lachte leise. Er lehnte sich etwas nach hinten und schloss die Augen. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Und da war sie wieder, diese Ruhe, die mich immer beruhigte. 

𝕤𝕥𝕣𝕠𝕟𝕘Where stories live. Discover now