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Chapter 3

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Mr. Black

Emma Thompson

„Mr. Black, das sind Ms. Thompson und Mr. Malone."

Die Farbe weicht innerhalb Sekunden aus meinem Gesicht. Schwarze Punkte tanzen vor meinem Auge, hinterlassen eine Kälte und eine Hitze, die eine Übelkeit in mir aufkommen lassen.

Sein Mundwinkel zuckt ein Stück nach oben, als meine Finger in seine Hand gleiten und er seine Lippen auf meine bebende Haut legt. Mein Atem geht flacher. Das Braun in seinen Augen scheint das Blau in meinen zu vertreiben. Die Wärme, all die Erinnerungen sind wie fortgefegt.

Zögernd und mit einem breiter werdenden Lächeln auf seinen Lippen löst er sich von meiner Hand. Zumindest seine Lippen. „Eine Freude sie kennenzulernen, Ms. Thompson."

Ich bekomme nicht mit, wie er sich mit Damian unterhält. Wie er uns nach Getränken fragt, uns zum Sitzen auffordert. Nein. Ich spüre nicht einmal Damians Hand an meinem Rücken, an dem er mich zu dem Tisch schiebt.

Meine Hand schlingt sich um Damians Arm, wodurch er mich anschaut. Die Frage in seinen Augen dringt nicht einmal über seine Lippen, derartig aufgelöst muss ich aussehen. „Ich gehe mich frisch machen", flüstere ich heiser und umklammere meine Tasche fester, während ich bereits an ihm vorbeigehe. Durch die Ausschilderung finde ich recht schnell ins Bad, in welchem ich den Blazer hastig von meinen Schultern zerre und nach Luft schnappe. Alles dreht sich. Alles windet sich in und um mich herum. Ich kann nicht atmen. Ich bekomme keine Luft. Werde das Gefühl nicht los zu ersticken.
In dem Spiegel mir gegenüber sehe ich die roten Wangen, die blasse Haut. Meine Hände beginnen in dem kalten Wasser zu baden, platzieren sich auf meinem Dekolleté, dass mit roten Flecken besetzt ist.

Es ist wie eine Zeitschleife. Wie jedes verdammte Mal, als ich aufgewacht war. Als ich nichts mehr hatte. Als ich alleine war. Verlassen von der Person, die mich erst aus den Händen meiner Brüder riss, um sich dann samt meinem Herz zu verpissen.

Sechs Jahre.

Sechs Jahre hatte ich – hatten wir nichts von ihm gehört und nun soll er wieder da sein? Ausgerechnet jetzt? Aus dem Nichts?

Nur langsam gelingt wieder Farbe in mein Gesicht, während ich immer weiter meine Atmung unter Kontrolle zu bringen versuche. Den Blazer platziere ich über meinem Arm, während ich mich mit letzten Griffen abtupfe und wieder hinausgehe.

Trotz meines schnellen Herzens, schaffe ich es meine Schultern zu straffen und Damians Blick aufzufangen. Ich lächle. Beruhigend. Zumindest versuche ich es. Es wird zittrig aussehen.

„Ich habe dir ein Wasser bestellt." Dankend schiele ich zu dem Glas, ertappe mich jedoch dabei wie ich auf das Sektglas schaue, dass in der Mitte steht. Unsere Auftraggeber haben jeweils ein Glas vor sich stehen, sodass ich ebenso das Glas vom Tablett nehme. Ungehindert gleitet der gesamte Inhalt in mich. Scheint zumindest für einen Moment meine Gedanken, meine Panik, meinen Schmerz zu lindern.

„Entschuldigung, aber in dem Gebäude war es unglaublich trocken und staubig."

Ich meide es, ihn anzuschauen und widme mich den Papieren auf dem Tisch. Es handelt sich hierbei um den Vertrag. Wir würden eine von ihnen ausgewählte Baufirma zur Verfügung gestellt bekommen, was unser Chef hingegen nicht immer so gut findet, das Gehalt ist aber genau das, was Cornelius gemeint hatte und die Zeit ist knapp.

„Ich glaube mein Partner und ich würden uns gerne noch einmal intern mit unserem Chef auseinandersetzten", gebe ich kritisch von mir, wodurch sich alle Augen erstaunt auf mich legen. Nun – bis auf das eine bestimmte Paar. Das wirkt alles andere als überrascht.

„Das sind perfekte Konditionen, Ms. Thompson. Was stört sie daran?" Meine Muskeln zucken unter dem Einfluss seiner tiefen Stimme. Der Bekanntheit darin, die mich am liebsten das ganze Restaurant zusammenschreien lassen würde.

Denn du störst mich so ungemein daran, dass ich eigentlich vor Wut in Tränen ausbrechen möchte. Ich möchte dich zerschlagen. Dich anschreien. Ich möchte dich so gebrochen sehen, wie du mich zurückgelassen hast! Mit einem verdammten Stück Papier, das Entschädigung genug sein sollte! Ich würde es am liebsten über den ganzen Tisch schreien, balle aber stattdessen lediglich meine Hand zur Faust und spüre meine Fingernägel in meiner Haut.

„Emma." Ich zucke zusammen, als sich Damians Hand auf meinen Oberschenkel legt und ich durchzuatmen versuche. Noch immer sind die braunen Augen auf mich gelegt. Abwartend. Amüsiert.

„Wir haben unsere eigene Baufirma, der wir bereits von Anbeginn vertrauen. Mr. McGregor lässt nichts außer Acht. Zudem ist die Zeit zu kurz, um uns auf eine neue Firma einzustellen."

„Sehr pikiert, Ms. Thompson." Ich lächle herausfordernd auf Mr. Johnsons Worte. Er scheint meine Bedingungen wirklich hochnäsig zu finden. Und das tu ich auch, aber niemals werde ich diesen Auftrag annehmen.

Er würde mich zerstören. Nochmals. Und das kann ich einfach nicht zulassen. Nicht jetzt. Nicht mit Damian an meiner Seite.

„Es wäre vielleicht wirklich besser, wenn Sie sich mit ihrem Chef auseinandersetzten. Ich bitte darum, dass er uns dann den Vertrag und alle Veränderungen zuschickt."

Ich nicke bloß, noch bevor ich aufstehe und Damian auffordernd anschaue. „Mr. McGregor wird sich bei Ihnen melden." Ich kann meinen Blick nicht von dem stämmigen Mann nehmen, der sein Jackett richtet und sich vor mich hinstellt. Ich habe nicht einmal einen Nerv dafür Damian neben mir zu betrachten, denn ... ich fühle mich so winzig. Als könnte er mich einfach zertrampeln. Erneut.

Welch Ironie.

„Also dann." Noch einmal blicke ich in das tiefe Braun. In seine Augen. Spüre wie mein Herz all die fortgeschobenen Erinnerungen spürt. Die Berührungen, die Gefühle und den Schmerz. Es fühlt sich so lebhaft an, als hätte es die sechs Jahre nie gegeben. Keinen einzigen Fehltritt von mir. Nur sein Verlust.

Und ich zerbreche daran. Erneut. Nur, weil ich ihm entgegenschaue. Nur, weil ich das Braun seiner Augen sehe. Diese Augen. Diese Züge.

Ich löse meinen Blick von ihm, ergreife stattdessen Mr. Johnsons Hand, während Damian sich verabschiedet.

„Auf Wiedersehen." Ist das Letzte, was ich sage. Das Letzte, was ich auf ewig zu ihm sagen möchte und doch ist da so viel mehr, was ich ihm am liebsten entgegenschreien möchte. Selbst, wenn ich bloß seine Gleichgültigkeit zurückbekomme. Ich komme nicht umhin, mein Kinn zu heben und die Wut in meinen Augen aufblitzen zu lassen, ehe ich mich umdrehe und das Restaurant verlasse.

„Was sollte das bitte?" Ich zucke zusammen, sobald die Türen des Restaurants hinter uns zufallen. Damian schaut mich aus zusammengekniffenen Augen aus an. „Ich habe schon viele Verträge gesehen, das war kein guter", gebe ich mürrisch, fast noch immer atemlos, von mir.

„Dann gib dich beim nächsten Mal doch bitte etwas souveräner." Ich schnaube. Ich war seriös genug.

„Du warst doch von Anfang an gegen den Auftrag. Du hattest recht, okay? Das werden wir niemals schaffen. Vor allem nicht in der kurzen Zeit. Wir müssen es nur noch Cornelius bewusst machen."

„Emma." Seine Hand schlingt sich um meine Hüfte, an welcher er mich zu sich zieht. Zusätzlich legen sich seine Finger unter mein Kinn, wodurch ich in seine Augen schaue. „Hast du Angst?"

Ja. „Nein."

„Was ist es also dann? Erkläre mir was das gerade war." Ich bin verkorkst und gebrochen und verdanke es unter anderem diesem Mann dort drinnen, der mich hat einfach sitzen lassen.

„Ich habe Angst zu versagen", flüstere ich kaum hörbar. Sein Mundwinkel zuckt ein Stück nach oben. „Wir werden mit Cornelius reden und versuchen, ihn dazu zu bringen, keinen weiteren Auftrag anzunehmen, auch nicht diesen, okay?"

He Owns My HeartWhere stories live. Discover now