Winterlich

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"Meinst du wir tun das Richtige?" fragte ich unbehaglich und warf Joel einen hilflosen Blick zu.

"Ich weiß es nicht Liebling. Aber wir haben doch sonst schon alles probiert." nahm er meine Hand und hauchte einen Kuss darauf.

"Ja, schon..." begann ich skeptisch "...aber deshalb zu dieser Hexe gehen?" meine Zweifel waren groß. So groß wie meine Furcht, dass selbst sie uns nicht helfen konnte.

"Du willst es doch auch oder?" suchte sein Blick den meinen, den ich zweifelnd auf meine Knie senkte, bevor ich ihn ansah. Seine Augen lagen voller Hoffnung und so nickte ich zustimmend.

"Ja, ich will alles versuchen." stimmte ich zu, während er den Wagen in einen kleinen Feldweg lenkte, der zu der kleinen, hölzernen Hütte führte, wo die alte Frau wohnen sollte. Und doch...und doch hatte ich Angst.

Angst davor, dass der Preis vielleicht zu hoch sein könnte. Das wir nicht bezahlen konnten, oder auch davor, dass wir zahlten, ohne etwas dafür zu bekommen.

Außerdem hatte ich vorher noch nie etwas von dieser Frau gehört, dabei fuhren wir jedes Jahr diese Strecke. Jedes Jahr zur selben Zeit. Doch erst seit dem wir von dieser Frau erfahren hatten, war uns der Weg zu ihrer Hütte aufgefallen. Vorher schien er nicht einmal existiert zu haben.

Und doch waren wir jetzt hier.

Mitten in der Weihnachtsnacht. An einem Ort, den es eigentlich nicht geben sollte. Nicht geben durfte. Dennoch gab es den Weg und auch die Hütte tauchte nur wenig später vor uns auf.

Lautlos fiel der Schnee vom Himmel und bedeckte die Spuren, die unser Auto auf dem Weg hinterließ.

Im Radio lief ein englisches Weihnachtslied und erinnerte mich daran, wo wir nach diesem zweifelhaften Stopp hinfahren würden.

Nach Hause. Zu meinen Eltern.

Immer hatten sie mich davor gewarnt, die Straße zu verlassen. In den Wald zu fahren. Aber unsere Verzweiflung; schon so lange mit uns herumgetragen; brachte uns schließlich dazu, den sicheren Weg zu verlassen und uns einer Welt anzuvertrauen, die uns fremd war.

Einer gefährlichen Welt. Doch sollte diese Welt so viele Wunder bereithalten, dass das was wir uns wünschten, nur eine Kleinigkeit bedeutete.

Joel stoppte den Wagen und sah mich liebevoll an. "Noch können wir umkehren." strich er mir über die Wange, doch wusste ich, dass sein Wunsch, dem meinen in nichts nachstand und so schüttelte ich den Kopf, gab ihm einen liebevollen Kuss und stieg aus dem Auto.

Hand in Hand gingen wir auf die kleine Blockhütte zu, die kaum mehr als einen Raum haben konnte und auch nicht besonders einladend wirkte; unbewohnt noch dazu, doch hatte man uns vorgewarnt.

Wir wussten was wir tun mussten und so schauten wir uns noch einmal an, bevor wir die Augen schlossen.

"Was auch immer geschieht." flüsterte ich mit zitternder Stimme "Ich liebe dich. Vergiss das nicht."

"Ich dich auch. Für immer. Ganz gleich, ob das hier funktioniert oder nicht." drückte er zuversichtlich meine Hand, dann versanken wir in schweigen und taten, wie man uns geheißen hatte.

'Vom Winde verweht, vom Winde gedreht.

Es steht. Er vergeht.

Doch bleibt er bestehen, so wird er niemals vergehen.

Die Zeit verrinnt, es kommt ein Kind.

Doch bleibt allein, der der zarte Schein.

Wir hoffen und wir wanken, doch werden wir nicht schwanken.

✔ Das elegante Weiße (Erotik)Where stories live. Discover now