Leide ich an Verfolgungswahn?

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Leide ich an Verfolgungswahn?

Elaine

Erschrocken richtete ich mich in meinem Bett auf und riss dabei meine Augen weit auf. Der Schmerz der Verletzungen durchzuckte meinen kompletten Körper, weshalb ich schnell meine Hand vor meinen Mund schlug um einen Schrei zu unterdrücken. Der Schmerz war beinahe unerträglich, wodurch ich automatisch hektischer atmete. Wieso kam ich mit solchen Extremsituationen nicht klar? Warum überforderten sie mich so? War ich vielleicht einfach schwach?

Ich probierte vorsichtig aufzustehen ohne dabei zu große Schmerzen zu verspüren, fasste mir dabei automatisch an meine Rippen, welche mir die größten Schmerzen bereiteten. Langsam schleppte ich mich zu meinem Fenster und sah zum Wald. Moment. Da stand jemand. Das... das war der Vampir. Panisch stolperte ich einige Schritte zurück und griff dabei nach meinen Handy, doch als ich noch einmal aufschaute, war der Blutsauger bereits wieder verschwunden. Bildete ich mir dies jetzt alles nur ein? Drehte ich jetzt vollkommen durch? Ich sollte vielleicht trotzdem jemanden Bescheid geben. Aber wenn ich mir das wirklich nur eingebildet habe? Nein. Jetzt schien der beißende Geruch mich zu erreichen.

Wen sollte ich Bescheid geben? Jake, Leah, Seth oder Edward? Ne, lieber nicht. Jasper würde diskreter bleiben und er konnte im Gespräch wenigstens nicht meine Gedanken lesen, sondern nur meine Gefühle. War das wirklich viel besser? Egal ich würde es darauf ankommen lassen müssen, denn ich hatte es Edward und Jasper versprochen. Ich suchte seine Nummer heraus um ihn eine SMS zu schreiben. Telefonieren wäre viel zu auffällig.

›Hey Jasper.
Ich hab ja Edward und dir was versprochen.
Ich glaube ich brauche jemanden zum Reden.
Mir ist gerades was merkwürdiges passiert.
Können wir uns vielleicht treffen? So schnell wie möglich?
Bitte Jasper. Es ist dringend. Sag aber den Anderen nichts. Die haben den Kopf schon voll genug.
Elaine‹

Schon hatte ich die Nachricht abgesendet, hatte ich das Gefühl sie bereits zu bereuen. Was ist wenn ich doch nur überreagierte und es eigentlich gar nichts war? Viel Zeit darüber nachzudenken hatte ich gar nicht, denn Jaspers Antwort kam schneller als gedacht.

›Eigentlich wäre es besser, wenn wir uns bei dir treffen. Du weißt schon, wegen deinen Verletzungen, aber da du nicht willst, dass es jemand mitbekommt, treffen wir uns an der Landstraße am Grenzstreifen von Forks zu La Push. Okay?
Kommst du da ohne großen Aufwand hin? Und wie lange brauchst du?
Jasper‹

Unwillkürlich musste ich Lächeln. Auf Jasper konnte man echt zählen. Ich konnte nur hoffen, dass Alice nichts davon mitbekam, da sie meist sofort bemerkte, wenn ihr Freund ihr etwas verheimlichte, doch dies ließ ich jetzt nicht meine Sorge sein.

Ich schnappte mir meine Jacke und überlegte, wie ich am besten unbemerkt das Haus verlassen konnte. ›Das Fenster‹, dachte ich mir, wobei ich aber bereits beim bloßen Gedanken Schmerzen empfand. Kurz atmete ich tief ein und aus und öffnete das Fenster, wodurch ich kurz vorher noch den Vampir gesehen hatte. Ich bewegte mich so vorsichtig wie möglich, da jede Bewegung die reinste Qual war. Umso schlimmer war der Abstieg aus meiner Etage, da ich über einen Baum herunterklettern musste. Normalerweise wäre ich einfach gesprungen, doch diese Schmerzen hätte ich nicht ertragen. Misstrauisch beobachtete ich die ganze Zeit den Wald, während ich um das Haus zur Garage schlich.

›In maximal einer Viertelstunde bin ich da.
Und ja, ich komme da ohne große Probleme hin.‹

Dann schnappte ich mir mein Motorrad, welches ich bis zur nächsten Straßenkreuzung schob, damit meine Mutter es nicht mitbekam. Die Begeisterung für Motorräder hatte ich durch Jake gefunden. Er war auch derjenige, der mir das Fahren beibrachte und mir sogar ein einfaches schenkte. In diesem Augenblick war ich ihm dafür mehr als Dankbar, da ich anders keineswegs von Zuhause weggekommen wäre. Ich setzte mich auf den Sitz und startete gekonnt den Motor, doch leider wurde mir da klar, wie schmerzhaft diese Fahrt für mich werden würde. Dennoch fuhr ich los in Richtung des vereinbarten Treffpunktes.

Der Wald schien nur so an mir vorbei zu fliegen, während meine Haare im Wind wehten, der von der Geschwindigkeit meines Motorrads erzeugt wurde. Auch wenn diese Fahrt mir eher mit Schmerzen in Erinnerung blieb, verspürte ich wie bei jeder anderen Fahrt auch das Gefühl von Freiheit. Wahrscheinlich war es das, was ich an Motorrädern so liebte oder vielleicht war es doch nur die Geschwindigkeit.

Ich erreichte mein Ziel schließlich und hielt am Straßenrand an, wo bereits Jasper auf mich wartete und mich kritisch beäugte. »Hältst du diese Variante um hierher zu gelangen wirklich für die Beste?«, fragte er mich mit ruhiger Stimme, während ich vom Motorrad abstieg und auch wenn ich es nicht wollte, kurz mein Gesicht schmerzhaft verzog.

»Nein. Nur für die einzige Möglichkeit«, entgegnete ich ehrlich.

Jasper wies mich darauf, dass ich mich lieber setzen sollte, weshalb ich mich in Richtung eines Baumstumpfes bewegte und mich dann anschließend dort niederließ. »Also was gibt es, Elaine? Du meintest, dass dir etwas merkwürdiges passiert sei.«

Ich musste erneut tief durchatmen und sah kurz auf den Boden. »Na ja. Ich war halt Zuhause und hatte mich dort hingelegt um zu schlafen. Dann bin ich aufgewacht, weil ich einen Albtraum von diesem Vampir hatte. Ich bin dann halt aufgewacht und bin zum Fenster gegangen.« Kurz hielt ich inne.

»Da stand plötzlich dieser Vampir am Waldrand. Ich griff nach meinem Handy und da war er schon wieder weg«, erzählte ich verunsichert.

»Moment. Erstmal, was für ein Traum? Und warte. Du hast den Vampir am Waldrand zu eurem Haus gesehen?« Er klang ein wenig schockiert, was man von Jasper eigentlich absolut nicht gewohnt war.

»Na ja. Ich hatte meine Wolfsgabe in dem Traum verloren und stand halt in der vollkommenen Dunkelheit. Mir war so, als würde mich jemand beobachten, also hatte ich gerufen, wer dort sei. Erst kam keine Antwort, doch dann meinte er, dass man sicher immer zweimal im Leben sehe. Genau diese Worte hatte er zu mir gesagt, als er mich mit dem Halb-Vampir in seiner Gewalt hatte. Dann meinte er, dass ihr alle tot seid und ich euch nun folge würde. Er hat mich in dem Traum gebissen.«

Wie blöd ich mir vorkam, als ich dies erzählte, doch Jasper schien dies vollkommen ernst zunehmen. Ohne ein Ton zu sagen schob er meinen Kopf vorsichtig auf meine Schulter, wie der Vampir es auch in dem Traum getan hatte. Er kam mit seinem Gesicht näher, was mir ein wenig Angst machte. Doch als er tief Luft holte, verstand ich, was er tat. »Elaine. Das war nicht nur ein Traum. Zwar hat er dich nicht gebissen, aber seine Zähne waren eindeutig an deinem Hals«, erklärte Jasper, wodurch mir die Luft wegblieb.

»Was?«, fragte ich schockiert. Ich versteckte mein Gesicht hinter meiner Handflächen und schloss meine Augen. Wie konnte das sein? »Das bedeutet also, dass der Vampir wirklich in La Push war? Das ich mir, dass nicht eingebildet habe?« Wie sehr ich hoffte, dass er mir jetzt sagte, dass es lediglich eine Einbildung war, doch irgendwie war mir klar, dass seine Antwort das genaue Gegenteil aussagen würde.

»Tut mir leid, aber es war keine Einbildung. Der Vampir war am Waldrand. Der Vampir war auch in deinem Zimmer.« Also hatte ich keinen Verfolgungswahn entwickelt. Es war wirklich die Realität.

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Der zweite Teil :)

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