Kapitel 1 - Zuhause

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2014

Heute war der letzte Schultag vor den Ferien und ich wollte ihn wie alle anderen auch möglichst schnell hinter mich bringen. Grundsätzlich mochte ich die Schule recht gern und war auch immer eine der Klassenbesten doch momentan ging es mir einfach nicht so gut. Schon die ganze Woche über hatte ich permanent Kopfschmerzen und erlitt immer wieder kleinere Aussetzer. Bis jetzt hatte ich es noch für mich behalten, weil ich nicht wollte, dass man sich unnötige Sorgen machte und weil sich solche Dinge in der Regel von alleine klärten.

»Hey Isa! Schon alles gepackt?«, rief ich meiner besten Freundin schon von weitem zu während ich auf meine Clique zuging. Sie würde in den Sommerferien mit ihren Eltern und ihrem Freund Felix nach Ägypten fahren, da ihre Mutter von dort war, und wollte mich unbedingt überreden mitzukommen. Da ich jedoch keine Lust hatte das fünfte Rad am Wagen zu spielen, hatte ich ihr die erstbeste Ausrede geliefert die mir einfiel.

»Hi, ja so gut wie. Es fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten. Ich find es immer noch schade, dass du nicht mitkommst!«

»Das haben wir doch schon besprochen. Ich habe sicher auch hier meinen Spaß und so wie ich dich kenne machst du bestimmt genug Fotos für uns beide.«

Luisa besaß einfach alles was ihr Herz begehrte. Sie war so hübsch, dass man sie locker für ein Model halten konnte. Ihre Familie hatte genug Geld und Einfluss, um sich für etwas Besseres zu halten – nicht dass sie das taten. Und sie bekam immer nur das Beste vom Besten. Aber so war das Leben nun mal, manche badeten in Milch, andere schwammen im Dreck.

Von außen betrachtet waren Isa und ich total unterschiedlich, doch seit knapp drei Jahren konnte uns nichts mehr trennen. Wir kannten uns auch schon früher aber um ehrlich zu sein, hielt ich sie für eine ziemliche Zicke, was nur verständlich war, da sie fast nur Pink trug. Dann wäre sie jedoch fast in Chemie sitzengeblieben und hat mich gebeten mit ihr zu lernen, so dass wir uns irgendwann auch in unserer Freizeit zu treffen begannen. Tobias war auch meistens dabei gewesen und ich hegte den Verdacht, dass er in Isa verknallt sein könnte, und obwohl er mein Zwillingsbruder war, konnte ich in dieser Angelegenheit nicht für ihn Partei ergreifen. Isa und Felix waren das Traumpaar.  

»Huhu, Erde an Minna!«, genervt schnippste Isa mit den Fingern vor meiner Nase herum. Ich war mal wieder abgedriftet. »Es hat schon geläutet, wir sollten in unser Klassenzimmer.«, wiederholte sie ungeduldig.

In der nächsten Stunde bekamen wir unser Zeugnis, das eigentlich keine Geheimnisse mehr barg, und mussten uns ewige Ermahnungen und Ratschläge von unseren Klassenvorstand anhören.

Dann endlich ging es aus der Schule und wir verabschiedeten uns um in die Ferien und den wohlverdienten Urlaub zu entschwinden.

Gedankenverloren schlenderte ich auf dem Heimweg durch den Park. Es war ein sonniger Tag und so sah man überall fröhliche Menschen spazieren gehen, doch ich achtete nicht sonderlich auf sie, da ich schon wieder von diesen höllischen Kopfschmerzen gequält wurde.

»Darf ich dir heute schon zu deinem Geburtstag gratulieren? Oder muss ich bis morgen warten?«

Vor Schreck entfuhr mir ein überraschter Aufschrei. Hinter mir stand ein junger Mann von etwa 19 Jahren. Ich erkannte ihn nicht, doch er strahlte eine seltsame Vertrautheit aus.

»Woher wissen Sie wann ich Geburtstag habe?«

»Schaue ich wirklich schon so alt aus? Ich dachte ich hätte noch ein paar Jahre bis mir der „Alte-Menschen-Respekt" gebührt.« Dabei lächelte mich der Fremde an als wären wir gute Freunde die sich zufällig über den Weg liefen.

Einen Moment war ich völlig perplex dann wiederholte ich meine Frage: »Woher weißt DU wann ich Geburtstag habe? Und wer bist du überhaupt?«

»Ich bin Lucas. Und ich weiß, dass du morgen Geburtstag hast, weil du schon immer an diesem Tag hattest. Komm, steig ein. Ich denke wir müssen reden.«

Und Ich Bleibe...Where stories live. Discover now