Kapitel 22 - Rata!

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Jaz ersparte sich die Antwort darauf und schlug einen Weg ein, der sie auf die breite Strasse führte, vorbei an Schuhmachern und Korbflechtern. Falrey schloss zu ihm auf. „Weisst du, wo man Farbe bekommt?"

„Was für Farbe", fragte Jaz.

„Naja, zum Malen", erwiderte Falrey.

„Fassaden oder was?"

„Nein, Bilder", erklärte Falrey.

Jaz zuckte mit den Schultern. „Irgendwo am Inneren Ring wahrscheinlich. Vielleicht auch im Westviertel, wieso?"

„Reicht die Zeit noch, um da vorbeizugehen?"

Jaz warf einen prüfenden Blick zum Himmel und nickte. „Wieso?"

„Weil ich welche kaufen möchte."

„Wieso?"

„Geht dich nichts an."

„Willst du die Kleine vom Badehaus damit beeindrucken?"

Falrey warf Jaz einen misstrauischen Blick zu. „Woher weisst du das?"

„War wild geraten, um dich zu nerven", meinte Jaz. „Willst du ihr zeigen, wie du den Pinsel schwingst?"

„Sie malt selber. Ich schenke ihr die Farben nur."

„Du bist echt zweideutigkeitsresistent, oder?"

„Idiot." Falrey vergrub die Hände in den Westentaschen und versuchte Jaz Grinsen zu ignorieren.

Sie folgten der Una-Speiche in Richtung Pfeiler und schlenderten dann dem Ring entlang, aber es dauerte eine ganze Weile, bis sie ein Geschäft fanden, das aussah, als würde es das Gesuchte anbieten. Jaz blieb draussen stehen und zündete sich ein Schilf an, also trat Falrey alleine ein.

Der Laden war klein, in den Regalen reihten sich würfelförmige Töpfe verschiedener Grössen zwischen Schilfpapierbögen, Pinseln, Federkielen und Tintenfässern, in einer Ecke lagen Säcke, auf denen sich feiner, weisser Dunst festgesetzt hatte, vor der anderen stand quer eine kleine Theke, hinter der ein Mann mit halblangen, blonden Haaren sass und mit dem Blick einer träge herumsurrenden Fliege folgte. Ohne Falrey zu beachten, griff er langsam nach einer Lederklatsche. Die Fliege landete auf einem Regal und als hätte ihn jemand in den hintern gestochen, schnellte der Mann vor und erledigte sie mit einem lauten Knall. Triumphierend pickte er seine Beute von der klatsche und warf sie in einen Eimer unter seinem Tisch, dann lächelte er Falrey an. „Entschuldige, aber das Vieh hat mich schon den ganzen Tag genervt. Kann ich dir helfen?"

„Ich suche Farben", antwortete Falrey.

Der Händler legte die Klatsche beiseite und setzte sich wieder. „Was für eine Art von Farbe?"

„Hm, zum Malen", meinte Falrey und deutete vage eine Pinselbewegung an. „Also Bilder."

Der Mann lächelte. „Auf was für ein Material? Leinen? Verputz? Ton?"

„Ehm...", Falrey kratzte sich ratlos am Kopf.

„Ist es für ein Wandbild?", half ihm der Mann. „Oder für Töpferware, die danach noch gebrannt wird?"

Falrey schüttelte den Kopf. „Ich schätze, Schilfpapier, Holz, so etwas."

Der Mann nickte und stand auf. „In dem Falle empfehle ich dir diese Pigmente hier." Er nahm einen der Töpfe vom Regal, öffnete ihn und hielt ihn Falrey unter die Nase. Ein tiefrotes Pulver befand sich darin. „Die kannst du mit Öl und Wasser anmischen, oder auch als Tempera, was dir besser liegt."

Niramun II - Mörder und BastardWhere stories live. Discover now