Nachhilfe

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Zwei Menschen, die nicht unterschiedlicher hätten sein können, wachten zur gleichen Zeit auf. Der Eine, im Slytherinjungenschlafsaal in den Kerkern der Schule. Die Andere im Turmzimmer der Gryffindors. Der Eine hatte sofort ein Lächeln auf den Lippen, der Anderen war, bei den Gedanken an den Tag, eher schlecht. Der Eine war Draco Malfoy, die Andere war Hermine Granger.
Und Beide würden ab jetzt jede Woche eine Stunde Zeit mit einander verbringen.
Zum Gefallen von Draco – zum Missfallen von Hermine.

„Hast du keinen Hunger?“ Ron sah seine Freundin besorgt an. Hermines Gesichtsfarbe hatte einen Grauton angenommen und um Hermines Nasenspitze, da war sich Ron sicher, schimmerte es leicht grün. Statt zu antworten schüttelte die Braunhaarige nur eifrig den Kopf. „Aber ohne eine ausgewogene Mahlzeit kannst du nicht fit genug für den Tag sein!“ lächelte Ron, der das wiedergab, was Hermine ihm immer predigte. „Ich krieg keinen Bissen runter, wenn ich daran denke, dass ich heute eine Stunde lang Malfoy unterrichten muss.“ Hermine zitterte leicht. „Halt dich vorsichtshalber an belebten Plätzen auf, dann kann er dir nichts tun!“ sagte Ron grinsend. „Danke für deine ernst gemeinten Ratschläge, Ron!“ fauchte Hermine, wie sie es auch an einem guten Tag tun würde und dann sprang sie auf und verließ schnellstmöglich die große Halle.
Ihren Blick richtete sie dabei streng auf ihre Füße, um ja nicht Malfoys Grinsendes Gesicht zu sehen müssen, der jeden ihrer Schritte genüsslich grinsend verfolgte.

„Granger kann es kaum erwarten, den Nachmittag mit dir verbringen zu müssen!“ meinte Blaise spitz, nachdem der braune Haarschopf von Hermine aus der großen Halle verschwunden war. „Ich verspreche dir, dass ich sie schneller von meinem Charme überzeugt habe, als du Verteidigung gegen die Dunklen Künste sagen kannst!“ zischte Draco und stand dann ebenfalls auf. „Wir sehen uns!“ nickte er seinem Freund zu, bevor er die große Halle verließ, so wie es eben erst Hermine getan hatte.

Hermine gab sich den Tag über Mühe, ihre Aufregung und auch ihre Angst, die sie wegen des Nachhilfeunterrichts bei Malfoy hatte, zu vertuschen. Ihre Gesichtsfarbe war zwar immer noch ungesund, aber sie schaute Selbstbewusst und überzeugte alle von ihrer (äußerlichen) Ruhe, indem sie wie immer jede ihr gestellte Aufgabe mit Bravour meisterte. Selbst in den Fächern, in denen sie zusammen mit den Slytherins hatten, ließ sie sich nicht beirren. Malfoy und Zabini warfen ihr zwar vielsagende Blicke zu, aber Hermine ignorierte jegliche Anspielung der Slytherinseite gekonnt. 'Ich gehöre zu den Besten Schülern auf Hogwarts, warum sollte ich mich nicht gegen jemanden wie Malfoy durchsetzten können? ´ Der Gedanke schien einleuchtend und sie lächelte leicht in sich hinein.
Und Ron, der neben ihr saß, bemerkte plötzlich, dass sie wieder eine normale Gesichtsfarbe annahm.

Draco hatte Pergament, Zaubertränkebuch und Feder unter seinen Arm geklemmt und war drauf und dran, den Gemeinschaftsraum der Slytherins zu verlassen, als ihn eine bekannte Stimme rief: „Draco! Viel Glück!“ Blaise saß auf einer der Couches und lächelte. „Brauch ich nicht!“ lachte Draco und verschwand dann durch die Steinmauer.

„Du bist zu spät!“ Hermine schaute nicht einmal auf, als Draco das leere Klassenzimmer betrat, das Professor Slughorn ihnen zur Verfügung gestellt hatte.
„Ich..äh... tschuldigung!“ Hermines kühle Art verunsicherte Draco, wenn auch nur kurz. „Jetzt bin ich ja da!“ Er lächelte und schnappte sich einen Stuhl um sich neben Hermine zu setzten. „Du sitzt dort!“ fauchte sie und deutete auf einen Stuhl der vor dem Lehrertisch stand. Abstand war ihre Methode, um sich Sicherheit vor Malfoy zu beschaffen. „Geht klar, wie sie wünschen Professor Granger!“ scherzte Draco und versuchte so, ein Lächeln auf Hermines Mund zu zauber, aber keine Chance: Ihr Blick blieb kalt und abweisend. „Fangen wir an!“ Sie schlug das Zaubertränkebuch auf der Seite auf, auf der sie das letzte Mal im Unterricht stehen geblieben waren. „Am Besten liest du den Text durch und wenn du fragen hast, frag!“ Eigentlich hatte er sich den Nachhilfeunterricht ganz anders vorgestellt, aber Hermines Autoritäre Art schüchterte ihn zumindest soweit ein, dass er sich sein Buch schnappte und auf der vorgegebenen Seite zu lesen begann. Hermine hatte der weilen ihren Kopf über einem Lehrbuch für alte Runen und einem Stapel Pergament gebeugt und schrieb eilig irgendwelche Formulierungen heraus, die Draco nicht verstand. „Was meinen die hier mit: „Unüberlegtes Einsetzten des Trankes, kann zu nicht wieder veränderbaren Schäden führen?“ fragte Draco, um die Stille zu unterbrechen. Sicherlich wusste er die Antwort und es war wahrscheinlich die blödeste Textstelle die er hinterfragen konnte, aber es war besser als weiter das eisige Schweigen ertragen zu müssen. „Na, wie es dort steht. Man kann die Wirkung nicht rückgängig machen!“ Hermine sah Draco in die Augen. Und das vielleicht einen Tick zu lange, denn ihre Gesichtsfarbe wandelte sich in leichtes rosa. „Nun, ähm, ja... lies erstmal weiter.“ Draco lächelte in sich hinein. Es ging doch. Selbst eine Hermine Granger konnte seinem Charme nicht widerstehen. Und es würde nicht lange dauern und dann würde er sie kriegen, so wie er alle anderen Mädchen bekommen hatte, die er wollte.

Wetten, dass... (DM x HG)Where stories live. Discover now