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Ganz ruhig fliegt Schattenmeister mit uns durch die Nacht.
"Haben wir ein bestimmtes Ziel oder fliegen wir einfach nur so durch die Gegend?", frage ich.
"Wir fliegen einfach nur so durch die Gegend. Ich finde die Insel sieht bei Nacht so wunderschön friedlich aus."
Ich schließe meine Augen und genieße einfach den Flug und Dagurs Anwesenheit.

Nach einer Weile landen wir vor unserem Haus. Wir steigen von Schattenmeister ab und er begibt sich in seinen Stall. Dagur nimmt mich, mal wieder auf den Arm und trägt mich ins Bett. Er legt sich wieder zu mir und in null komma nix bin ich eingeschlafen.

Als ich wieder aufwache liege ich alleine im Bett, da wo Dagur gestern noch gelegen hat liegt jetzt ein Zettel. Ich nehme ihn in den Hand und lese.

Ich muss noch was im Dorf erledigen, wollte dich aber nicht wecken.

Ich liebe dich.
Dagur.

Nachdem ich den Brief gelesen habe lasse ich meinen Kopf wieder ins Kissen fallen.

Ungefähr eine halbe Stunde später erhebe ich mich und verlasse das Haus. Ich schaue mich auf dem Dorfplatz um ob ich Dagur irgendwo entdecke. Da das aber nicht der Fall ist, gehe ich zu meinem leicht rosanem Klingenpeitschling, welche heute morgen schon von Dagur ihr Futter bekommen hat, und fliege mit ihr richtig Strand.

Eigentlich wollte ich nur eine Runde um die Insel fliegen, doch als ich ein gestrandetes Boot unter mir sehe gebe ich Rosenschweif den Befehl zur Landung. Mit einem der Messer, die ich mir von meinem Schatzi geklaut habe, in der Hand gehe ich auf das Boot zu. Rosenschweif läuft in Kampfstellung hinter mir her. Ich gehe immer näher auf das Boot zu. Als ich kurz davor stehe, sehe ich eine Mädchen zusammen gekauert auf dem Boden sitzen. Ich stecke mein Messer an meinen Gürtel, gebe Rosenschweif ein Zeichen, dass sie ihre Kampfhaltubg verlassen kann und gehe zu dem Mädchen.
"Hey", sage ich vorsichtig. Sie schreckt hoch und sieht mich verängstigt an.
"Bitte tu mir nichts", wispert sie.
"Keine Angst. Wenn du mir keinen Grund gibst dir was anzutun mache ich das auch nicht", beruhige ich sie freundlich.
"W-Wo bin ich?"
"Auf der Berserker Insel."
Ich helfe dem Mädchen auf die Beine.
"Wenn du magst kannst du vorrüber gehend hier bleiben", biete ich ihr an in der Hoffnung Dagur hat nichts dagegen. Ach... was soll er schon dagegen haben.
"Ich... Ich weiß nicht. Das macht doch bestimmt total die Umstände. Und was, wenn das Oberhaupt mich hier nicht haben will?"
"Das passt schon. Dagur hilft Menschen, die in Not sind gerne."
"Wenn du meinst", sagt sie unsicher.
"Ich bin übrigens Sarah." Ich habe doch tatsächlich vergessen mich vorzustellen.
"Ich heiße Chantal", sagt die Unbekannte.
"Na schön, Chantal. Dann werden wir jetzt mal zurück ins Dorf fliegen."
"Fliegen?!", fragt sie geschockt.
"Ja, fliegen", sage ich locker und pfeife nach Rosenschweif, welche sofort zu mir kommt. Chantal schreckt zurück, als sie meinen Drachen sieht. Es dauert ein wenig, bis ich sie überredet habe sich hinter mich auf meinen Drachen zu setzen und wir zum Dorf zurück fliegen können.

Als wir auf dem Dorfplatz landen kommt Dagur sofort zu uns gelaufen.
"Na, wen hast du denn da mitgebracht?", fragt er neugierig.
"Das ist Chantal. Ich habe sie am Strand gefunden", erkläre ich und steige von meinem Drachen ab. Dagur gibt mir einen kurzen Kuss und legt dann einen Arm um mich.
Chantal guckt uns nur komisch an.
"Wenn du magst kannst du mit zu uns kommen, Chantal. Dann kannst du erzählen, wie du hier her gekommen bist", schlägt Dagur vor.
"O-Ok."
Daraufhin gehen wir nach Hause. Dagur hat seinen Arm während des Laufens noch immer um mich gelegt und erzählt mir, dass er den ganzen Tag im Hafen arbeiten musste. Chantal trottet einfach neben uns her und ich werde das Gefühl nicht los, dass sie uns total komisch anschaut.

Zu Hause angekommen begrüßt Heidrun uns mit essen. Gut, dass wir sie haben, ich kann nämlich nicht kochen und Dagur hat keine Zeit.
"Oh, ihr habt Besuch mitgebracht. Ich bin Heidrun, Dagurs Schwester", stellt sie sich vor. Chantal scheint mit der Situation dezent überfordert zu sein und bring nach einiger Zeit stotternd: "I-Ich bin Ch-Chantal" heraus.
Heidrun stellt das essen auf den Tisch und wir fangen an zu essen, zumindest Heidrun, Dagur und ich. Chantal sitzt nur da und starrt ihr Essen an.
"So dann erzähl mal wie du her gekommen bist", versuche ich ein Gespräch zu beginnen.
"Ich komme von weit her. Ich bin Tochter des Oberhaupt eines Stammes und sollte heiraten. Ich will aber niemand fremdes heiraten müssen, weshalb ich mit einem Boot abgehauen bin. Ich bin in einen Sturm geraten und anschließend hier wieder aufgewacht", erzählt sie. "Und jetzt weiß ich nicht, wie ich wieder nach Hause kommen soll." Sie sieht Dagur mit großen Augen an. Irgendwie kann ich dieses Mädchen grade weniger leiden als vorher...
"Vorerst kannst du hier bleiben. Wenn Sarah und ich uns ein Zimmer teilen passt das auch", sagt Dagur. Ich nicke nur, aber innerlich feier ich eine Party bei dem Gedanken mir ab jetzt immer mit Dagur ein Zimmer teilen zu dürfen.

Chantal ist jetzt seit 1 Woche bei uns und ich kann sie von Tag zu Tag weniger leiden. Ich weiß nicht, ob es einfach nur an mir liegt oder ob es wirklich so ist, aber ich habe total das Gefühl, dass sie sich an meinen Verlobten ranschmeißt. Immer wieder flirtet sie ihn an. Dagur geht zwar nicht darauf ein, aber mich macht es extrem wütend.
Wir sitzen mal wieder alle zusammen beim essen.
"Am liebsten würde ich für immer hier bleiben. Es ist hier so schön", kommt es plötzlich von Chantal.
"WAS?!", rutscht es mir raus. Dagur und Heidrun gucken mich nur komisch an. "Ähm... ich meine: Was? Musst du nicht auf deine Insel zurück?", versuche ich die Lage noch zu retten, was mir natürlich schön misslingt.
"Sarah, kann ich gleich mal mit dir reden?", fragt Dagur mich ernst.
"Klar." Scheiße.

Dagur und ich verlassen nach dem Essen das Haus und Dagur 'zieht' mich etwas abseits des Dorfplatzes. Wieso habe ich das doofe Gefühl, dass das Gespräch verdammt ernst wird?
"Kannst du mir mal bitte sagen, was mit dir los ist?", setzt er an.
"W-Was meinst du?"
"Du bist total komisch seit Chantal da ist."
"Kann sein."
"Wie kann sein? Sarah, du schottest dich komplett ab. Ich bekomme dich kaum noch zu Gesicht."
"Natürlich schotte ich mich ab. Soll ich mir etwa den ganzen Tag angucken, wie die Tussi sich an dich ran macht?" Ich drehe mich ein wenig von ihm weg und verschränke meine Arme.
"Hey", sagt er sanft, nimmt meine Hände in seine und bringt mich dazu ihm in die Augen zu blicken. "Du brauchst nicht auf so eine gestrandete Tussi eifersüchtig sein. Ich merke zwar, dass sie versucht sich an mich ran zu machen, aber es ist mir egal. Ich habe dich und ich liebe dich und mehr will ich auch nicht."

To be continued...

SagurWhere stories live. Discover now