Gracies Problem

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Mikes POV

Als Anna kurz vor Mittag deutlich geknickt wieder bei uns auftauchte, nahm ich sie einfach schweigend in die Arme und wartete, bis sie mir von selbst erzählen würde, was sie gemacht hatte. Oder auch nicht, falls sie so besser damit umgehen konnte. Ich wusste, dass irgendwo in ihr noch die fröhliche Anna versteckt war, mit der ich ihren Geburtstag gefeiert hatte, die über Geschichten von Chesters Dummheiten lachte, die einfach unbeschwert war. Allerdings war sie mittlerweile schon so lange wieder die traurige Anna, dass ich schön langsam befürchtete, sie vor ihrer Abreise nicht mehr Lachen zu sehen.

Auch wenn wir wirklich alles getan hatten, um ihr den heutigen Tag zu verschönern. Nur wusste sie nichts davon, da wir immer, wenn sie gerade nicht da war oder schon schlief, heimlich einen Plan ausgearbeitet hatten.

„Ich hab' mich verabschiedet", stellte sie schließlich fest und sah zu mir hoch. Sie wirkte erstaunlich gefasst, auch wenn dieser traurige Blick in ihren Augen lag.

„Ab jetzt wird es glaube ich einfacher, damit umzugehen", fügte sie noch unbestimmt hinzu, während sie mich in Richtung Garten zog. Weit kam sie allerdings nicht, da jemand an der Tür klingelte und somit den Beginn unseres Plans einläutete.


„Gracie?" Die Überraschung war uns definitiv gelungen, auch wenn ich mir Mühe geben musste, nicht vor mich hinzugrinsen.

„Hallo, ihr beiden!" Lächelnd begrüßte sie uns und erklärte anschließend ihren Plan.

„Anna, ich weiß, du würdest deinen letzten Tag gerne mit deinem Traummann verbringen..." Wie ich diese Bezeichnung doch hasste! „...aber würdest du mir trotzdem die Ehre erweisen und mit mir eine Stunde oder zwei in die Stadt gehen? Bitte?"

„Sicher, ich hol nur schnell meine Sachen!" Und damit war sie auch schon verschwunden, was bedeutete, das Gracie und ich kurz Zeit hatten, den ersten Erfolg zu feiern.

„Du kümmerst dich derweil um alles?", fragte sie mich leise und wippte dabei von einem Fuß auf den anderen. Offenbar war sie wegen der ganzen Geheimniskrämerei ziemlich nervös, aber würde das natürlich nie zugeben.

„Jep. Wenn ihr in zwei Stunden oder so wieder da seid, passt das genau." Immerhin mussten wir noch das Haus passend dekorieren und jede Menge anderer Vorbereitungen treffen. Wie gut, dass in einer halben Stunde der Rest von Xero hier auftauchen würde.

„Bis später!" Grinsend verabschiedeten sich die Mädels kurze Zeit später von mir, wobei ich keinen Zweifel daran hatte, dass ich definitiv eins der Gesprächsthemen in den nächsten Stunden sein würde. Schließlich plauderten Mädels ja gerne über Jungs, oder?


„Alter, du glaubst gar nicht, wie viele Girlanden es auf dieser Welt gibt!" Ich war gerade damit beschäftigt, mir den Plan auf der Terrasse ein letztes Mal durch den Kopf gehen zu lassen, kalte Luft hilft beim Denken, als mir Dave anstelle einer Begrüßung eine vollgepackte Einkaufstüte über den Kopf zog.

„Hast du alles?", fragte ich ihn, während ich mir über die schmerzende Stelle rieb.

„Girlanden, Ballons, Pappteller und Becher, Servietten und das Restgeld", zählte er auf und drückte mir letzteres in die Hand. Nachdem wir das Zeug unmöglich besorgen hätten können, ohne dass Anna es gefunden hätte, hatte ich Dave am Freitag damit beauftragt.

„Wo sind die anderen?", fragte er mich und durchsuchte den Garten, als würde er befürchten, mit mir alleine alles aufbauen zu müssen.

„Mum ist grade bei irgendeinem Bekannten, die anderen müssten jeden Moment da sein." Und als hätten sie auf ein Stichwort gewartet, klingelte es in dem Moment an der Tür.

With You |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt