64| Doubt

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64| Doubt


„Und, hast du schon irgendeine Idee?" Fragend sah ich Emily an, die genüsslich in ihren Burger biss. Sie ließ sich etwas Zeit zum kauen und legte ihr Essen dann aus der Hand, um sich den Mund abzuwischen.

„Nope. Deshalb wollte ich, dass du mitkommst." Sie lächelte mich schüchtern an.

„Da muss ich dich enttäuschen, ich hab nämlich keinen blassen Schimmer, was man Liam schenken könnte." Richtig, es ging immer noch um das Geschenk für Liam, denn viel Zeit hatten wir schließlich nicht mehr, um uns etwas auszudenken. Doch Zeit für eine Essenspause musste man sich trotzdem noch nehmen. Es ging einfach nicht anders, dieser Laden machte so unfassbar göttliche Burger.

Kurz sah ich weg, um den Kerl zu mustern, der hinter der Theke stand und das Essen ausgab. Zugegeben, er sah nicht schlecht aus und er schien mich heute wiedererkannt zu haben, weil ich nunmal nicht das erste Mal in diesem Lokal war. Gerade hatte er keine Gäste zum Bedienen und so kam es, dass sich unsere Blicke kreuzten und er mir grinsend zuwinkte. Ich wiederum tat es ihm gleich, sah dann aber wieder zu Emily, welche schon versucht hatte meine Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Mit wem flirtest du denn da?" Sie wackelte verführerisch mit den Augenbrauen.

„Mit Niemandem. Ich hab nur dem Kerl zu gewunken, der uns das Essen gegeben hat.", antwortete ich ehrlich, eben weil es die Wahrheit war.

Die Blonde vor mir hob nur eine Augenbraue. „Lass das nicht Taylor erfahren.", war ihr Kommentar zu der Sache, danach knüllte sie ihr Papier zusammen und tauschte einen Blick mit mir aus, um sich zu vergewissern, dass ich ebenfalls fertig war. Zusammen verließen wir den Laden.

Ich hakte mich bei Emily ein, zusammen steuerten wir dann auf ein Geschäft zu, was so gut wie alles verkaufte. Hier würden wir bestimmt irgendetwas finden.

„Lass uns einfach einmal alles durchgucken. Vielleicht bekommen wir dann einen ‚Das-ist-es' Moment und finden das Richtige.", war mein Vorschlag, sie nickte nur. Ja, Emily hatte nach wie vor Situationen, in denen man ihre zurückhaltende Art bemerkte, doch mittlerweile wusste ich damit umzugehen. Das machte sie liebenswürdig und zu meinem Bedauern hat das auch Will bemerkt.

Apropos, neues Update zu Will: Ich war mir gar nicht mehr sicher, ob ich das wirklich weiter durchziehen wollte. Denn wenn, dann würde ich Emily verletzen und außerdem besteht die Gefahr, dass Will zu negativ reagiert, falls das mit Taylor und mir rauskommen würde. Und das wäre sehr peinlich.

Aber aufgeben wollte ich ihn eben auch nicht. Ich musste kämpfen...

Das klang echt scheiße, wenn man länger drüber nachdachte.

„Wie wäre es hiermit?" Auf einmal wurde mir ein Buch unter die Nase gehalten mit dem Titel ‚How to become a real Gentleman'. Ich schüttelte sofort den Kopf.

„Liam liest soweit ich weiß keine Bücher, und falls doch, dann könnte er das." Mein Finger zeigte geradewegs auf das Buchcover, welches sie in der Hand hielt, „als Beleidigung auffassen."

„Hast ja recht..." Ich verfolgte mit meinen Augen, wie sie das Buch wieder an den ursprünglichen Ort legte und sofort danach nach einer Spardose griff, welche man wirklich als kitschig bezeichnen könnte. „Und die hier?"

„Ich weiß ja nicht..." Insgeheim verkniff ich mir den Kommentar, dass ich die Spardose hässlich fand, und zog die Blonde dann einfach mit in die hintere Ecke des Ladens, wo wir dann weiter suchten. Nach etwa fünf Minuten erfolglosem Suchens seufzte Emily neben mir laut auf.

„Das hat doch alles keinen Sinn. Wenn es so weiter geht, dann auf ich ihm einfach Socken." Ich schmunzelte, nahm sie dann mit aus dem Laden, um nach etwas Anderem zu suchen. In der Zeit unterhielten wir uns weiter.

„Du, ich hätte Liam gerne Alkohol geschenkt, wenn ich könnte. Ich meine, er wird 21, das wäre ja passend.", merkte ich an. Manchmal hatte Amerika doch ein paar Haken...

„Oh Gott, stimmt ja. Das wird bestimmt voll die Sauforgie da." Emily fing lauthals an zu lachen, weshalb ich nur mitlachen konnte. Man konnte wirklich Spaß mit ihr haben, wenn man ihr Vertrauen gewonnen hatte, und ich bin froh, dass sie mir anscheinend vertraute und offener zu mir war. Das machte die ganze Sache mit Will etwas erträglicher.

„Und? Wie läuft es bei dir und Taylor so?" Wie als hätte sie meine Gedanken gelesen kam sie auf das Thema Beziehungen. Da wir vier ja mal das Doppeldate hatten kannte Emily Taylor auch und ich glaube die beiden verstanden sich sogar ganz gut. Ich musste lächeln, mein komplettes Leben war doch absurd.

„Gut, schätze ich. Wir haben heute Abend ein Date." Und das war ja noch nicht einmal gelogen.

Ich zuckte zusammen, als ich spürte, dass Emily mir ihre Hand auf die Schulter gelegt hatte. „Weißt du, ich finde Taylor und du seid DAS Vorzeigepaar. Es scheint, als seid ihr beste Freunde und Partner in einem."

Verwundert sah ich zu ihr, sie sah mich mit strahlenden Augen an. Ja, in der letzten Zeit hatte ich öfter gehört, dass Taylor und ich gut zueinander passen, aber dass unser Plan so gut funktioniert hatte ich nicht gewusst.

„Quatsch, wir sind wie jedes andere Pärchen auch.", versuchte ich mich irgendwie aus der Situation zu retten, denn es war schon etwas unangenehm für mich darüber zu reden. Mein schlechtes Gewissen, dass ich mittlerweile gute Freunde von mir wegen etwas so lächerlichem um die Nase herumführe, plagte mich seit einiger Zeit öfter.

„Nein, finde ich nicht. Es ist schon fast faszinierend, wie ihr euch in der Pause immer verhaltet, wenn er dich ärgert und dich zum Lachen bringt." Sie lachte rau, schaute dabei auf den Boden. „Will und ich verhalten uns da glaube ich ganz anders."

Dieser Satz brachte mich zum Nachdenken. In welchem Sinn war das ‚ganz anders' zu deuten?

„Ihr seid genauso wie wir, da gibt es keine Unterschiede.", beruhigte ich sie, merkte aber trotzdem die Unsicherheit in ihrem momentanen Verhalten.

„Ich bin mir da nicht so sicher..." Selbstsicher klang sie dabei nicht wirklich, und so langsam verstand ich die Welt nicht mehr.

Musste es nicht eigentlich anders herum sein? Holy, irgendwas lief hier gewaltig schief...

„Ist alles okay zwischen euch beiden?" Skeptisch und neugierig zugleich fragte ich nach und versuchte dabei ihren Blick einzufangen. Sie wiederum schaute nur auf den Krempel vor uns, schien mir nicht in die Augen schauen zu wollen. Es dauerte eine Weile, bis sie laut ausatmete und sich wieder zu Wort meldete.

„Doch, es ist alles gut. Will ist eine tolle Person." Sie pausierte kurz, schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich liebe ihn wirklich. Aber seit einer Woche hab ich das Gefühl, dass er meine Gefühle nicht so ganz erwidert. Oder dass ihn irgendetwas bedrückt, ich weiß es selber nicht..."

Ok, jetzt war ich komplett raus. Will bedrückte etwas?

Die hübsche Blondine bemerkte meinen Blick undreagierte entsprechend: „Aber ist ja jetzt auch egal... Wie findest du das fürLiams Geschenk?"


***

A|N

Schön. Da kommt man nach Hause, will ein Kapitel hochladen und es funktioniert nicht. Hoffe man kann es jz lesen :')

Das nächste Update kommt vermutlich schon Dienstag, außer ich vergesse es! :p

Shaded InWo Geschichten leben. Entdecke jetzt