71| Two Lips

104 10 36
                                    

71| Two Lips


Halb eins.

Die ersten Gäste verließen schon die Party, während andere erst richtig anfingen. Annie war mit irgendeinem schwarzhaarigem Kerl am tanzen, war durchgängig am Kichern. Sally wiederum war wieder bei unserer Mädelsgruppe, die sich auf vier Leute verkleinert hat, weswegen wir beschlossen hatten uns zu Gordon und Co. zu stellen. Taylor hatte ich seit unserem etwas unangenehmen Gespräch nicht mehr gesehen.

Zugegeben, in der letzten Stunde hatte ich vielleicht etwas zu viel getrunken, sodass ich den Alkohol jetzt umso mehr spürte. Ich war wie benebelt, als ich mich an die Küchenzeile setzte und mir ein Glas Wasser einschenkte.

„Machst du schon schlapp?" Die Stimme kannte ich nur zu gut. Ohne zu zögern drehte ich mich zu ihm um.

„Quatsch. Das ist erst der Anfang.", scherzte ich, nahm dann einen Schluck. Will ließ sich neben mir auf einem Stuhl nieder, trank aus seinem Bier.

„Das will ich hoffen." Jetzt herrschte einen Moment lang ruhe, ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen und blieb stumm. Schließlich übernahm er wieder das Wort. „Was hat Emily dir erzählt, als ihr euch unterhalten habt?"

„Das hast du gesehen?" Skeptisch fragte ich mich, was er sonst wohl noch mitbekommen hatte. Er nickte nur, ging nicht weiter darauf ein. Mir gefiel der Gedanke nicht, dass er uns heimlich beobachtete hatte.

„Emily hat mir nur erzählt worüber ihr geredet habt und hat dann gesagt, dass sie Veränderungen akzeptieren muss, also wenn ihr anders miteinander umgeht weil du verwirrt bist." Ich sah ihn einfach an, wartete auf eine andere Reaktion als die, die ich schlussendlich bekam.

„Warte, du hast gesehen, wie ich mich mit Emily unterhalten habe?" Seine Mundwinkel glitten nach oben, er begann zu grinsen. Ups, erwischt. „Gut zu wissen."

„Na und, du hast ja anscheinend dasselbe getan.", gab ich grinsend zurück, trank einen weiteren Schluck Wasser.

„Übrigens mag ich es nicht, wenn Taylor dich in der Öffentlichkeit anzüglich anfasst.", entgegnete er doch noch, und ich war erst einmal baff.

„Du... machst mich fertig.", brachte ich hervor, er grinste nur, als hätte er uns voll erwischt. Dabei hatte er mich heute gar nicht so angefasst.

„Aber zurück zum eigentlichen Thema." Jaja, jetzt schön ablenken. War ja klar. „Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich nicht sogar an einem anderen Mädchen interessiert bin..." Er klang nachdenklich, und ich war schockiert.

„Noch eins?", kam es aus meinem Mund, bevor ich es verhindern konnte.

Scheiß Alkohol. Das wollte ich doch gar nicht laut sagen.

„Bitte?" Er lächelte breit.

„Nichts nichts." Er musste ja nicht alles wissen. „Kenn ich das Mädchen, was du meinst?"

„Müsstest du, ja. Also gesehen hast du sie bestimmt schon. Aber den Namen verrate ich nicht."

„Tse." Gespielt beleidigt drehte ich mich weg. Ok, ich war schon etwas peinlich, wenn ich betrunken war...

Er meldete sich wieder zu Wort. „Ich verrate dir mehr über sie, wenn wir woanders hingehen. Ich hab Angst, dass Emily das mitbekommt." Ohne auf mein Einverständnis zu warten zog er mich vom Stuhl runter und drängte sich bis vor mein Zimmer an den tanzenden Leuten vorbei, natürlich so, dass Emily uns nicht sehen konnte. Leise schloss er die Tür auf, schob mich ins Zimmer und schloss sie hinter sich wieder.

„Du hast uns jetzt nicht ernsthaft eingesperrt, oder?" Meine Augenbraue glitt nach oben. Toll, und er hatte die Schlüssel, nicht ich.

„Willst du jetzt was über das Mädchen wissen?" Er ignorierte meine Aussage gekonnt und stellte sich neben mich hin. Ich lehnte mich an die Tür, verschränkte meine Arme und blieb still.

„Ich beschreib sie dir, vielleicht errätst du sie ja. Sie hat dunkle Haare, mehr oder weniger. Sie... hat diesen Kleidungsstil, der lässig und modern zugleich ist. Und dazu diese dunklen Rehkitzaugen, in denen man versinken kann..."

„Mona?" Mona war eine Mitschülerin von mir, genauso weit wie ich an der Uni.

„Psst." Das hieß wohl ‚nein'... „Sie hat diese rosanen Lippen, die butterweich aussehen. Und ihre Art, sich zu schminken, macht sie einzigartig. Der Eyeliner..."

„Wow stop, sag nicht du meinst Gothic-Lisa!" Die Vorstellung war echt gruselig, denn Lisa passte so gar nicht zu Will. Dieser stand jetzt übrigens direkt vor mir, mein Atem setzte einen Moment lang aus.

„Nein, Maggie.", hauchte er. „Ich meine ein ganz anderes Mädchen."

Und jetzt, Ladies and Gentleman, geschah es.

Er musste mir gar keine mündliche Antwort auf sein Rätsel geben. Denn ich glaube ich hatte verstanden wen er meinte. Und bei dem Gedanken drohte mein Herz zu platzen, genauso wie jetzt, wo ich auf einmal seine heißen Lippen auf meinen spürte.

Ich wusste es war das Richtige ihn von mir zu drücken und den Kuss zu unterbrechen. Doch ich konnte nicht, es fühlte sich einfach zu gut an. Ohne groß zu zögern erwiderte ich also, hob meine Hände und platzierte sie auf seinen breiten Schultern, deren Kurven ich vorsichtig nachfuhr. Er reagierte ähnlich, knurrte leicht, als er sich richtig vor mich stellte und mich mit seiner Hüfte an die Tür drückte.

In dem Fall schien der Alkohol bei uns Beiden gut zu wirken. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Will sich so etwas sonst getraut hätte. Never.

Seine rechte Hand fuhr meine Taille nach, über meine Hüfte, bis sie meinen Oberschenkel erreicht hatte und diesen etwas kräftiger drückte. Ich spürte, wie sein Druck gegen meinen Körper zunahm und mit einem Mal hatte er sich meine Oberschenkel geschnappt und mich hochgehoben, sodass nur sein Gewicht mich noch an die Tür drückte. So schlang ich meine Beine um seinen Körper, bewegte zeitgleich meine Lippen gegen seine. Mein Herz pochte so schnell und hart gegen meine Brust, dass ich es fast nicht ertragen konnte.

„Halt dich fest.", raunte er mir schweren Atems ins Ohr. Ich gehorchte, legte meine Arme um seinen Nacken und ließ zu, dass er meinen Hintern anfasste und mich Richtung Bett trug. Meine Haare verdeckten unsere beiden Gesichter wie ein Schleier, so nahe war ich ihm.

Sanft legte er mich also auf dem Bett ab, seine dunkeln Augen glänzten mich begierig an. Er lehnte sich über mich, liebkoste meinen Hals. Das wohlige Kribbeln übernahm Kontrolle über meinen kompletten Körper, mit geschlossenen Augen legte ich eine Hand in seinen Nacken, die andere auf seine Schultern. Auch wenn ich versuchte es zu unterdrücken brachte ich ein leises Stöhnen hervor, welches ihn aufsehen ließ. Ich ließ ihm allerdings keine Zeit zum Reden, führte seine Lippen wieder auf meine und küsste ihn stürmisch und hart. Jetzt begann auch er zu seufzen.

„Gott, Maggie.", kam es von ihm, als ich uns drehte und einfach sein Shirt auszog. Sein Oberkörper war der absolute Hammer, zärtlich fuhr ich über seine flache Brust und seinen trainierten Bauch. Wenn meine Frisur nicht schon bis gerade komplett zerstört war, dann war sie es jetzt, wo er seine Hände durch diese gleiten ließ. Ich spürte seine Hände an meinem Shirt rumfummeln, hob also meine Arme, damit er es mir ausziehen konnte.

So nahm der restliche Abend seinen Lauf, und niemand bekam etwas davon mit. Ja, noch nicht einmal wir beide waren komplett bei Sinnen. Aber in dem Moment zählten nur Will und ich.

***

A|N

Ok, Freunde. Ich will Rückmeldungen und Meinungen haben! Das Kapitel wird ja wohl so einiges verändern :')

Achso, und morgen kommt kein Kapitel, deswegen lade ich das jetzt schon hoch. Bis Sonntag :3

Shaded InWhere stories live. Discover now